The Franchise: HALLOWEEN

Halloween - das Franchise

Ob John Carpenter wusste, was er erschuf, als er Michael Myers, der 1963 seine Schwester ermordete, nach Haddonfield zurückschickte?
Kaum ein anderes Horrorfilm-Franchise läuft länger als HALLOWEEN, kaum eines ist bekannter und auch zahlenmäßig hat man den großen Konkurrenten am Crystal Lake eingeholt.

Michael Myers zählt zu den großen Filmmonstern und heute kämpfen wir uns durch die bisherigen 12 Filme, die zur Reihe gehören….auch wenn einige davon aus dem Rahmen fallen.


HALLOWEEN (1978)

John Carpenter erzählt uns nicht mehr als nötig, aber er etabliert den schwarzen Mann, natürlich das Final Girl Laurie Strode und schiebt dazwischen mit Dr. Loomis einen alten wissenden Mann, der selbst dem Wahnsinn nahesteht, aber das Böse stoppen will, das an Halloween eine Kleinstadt heimsucht.
Obwohl es zuvor Filme wie BLACK CHRISTMAS oder TEXAS CHAIN SAW MASSACRE gab, die Slasherelemente beinhalten, ist es eine Kombination aus verschiedenen Faktoren, die HALLOWEEN ab- und hervorherben. Das herbstliche Halloween-Setting, geile Teenies und ein scheinbar motivloser Täter, der schlicht für das Böse steht, keine Mimik besitzt und wie ein Phantom überall auftaucht.
Addiert man dazu Carpenters Geschick von weiten Räumen immer mehr in die Enge zu gehen, bis der Film wortwörtlich in einem Kleiderschrank stattfindet.
Und über all dem schwebt einer der prägnantesten Scores der Filmgeschichte.
So sehen Meisterwerke aus (auch wenn manche Dialoge peinlich wirken).
9.5

Halloween 1978


HALLOWEEN II – DAS GRAUEN KEHRT ZURÜCK (1981)

Während im echten Leben 3 Jahre vergingen, knüpft der Film nahtlos an das offene Ende des Originals an und spielt in der gleichen Nacht.
Während in HALLOWEEN Brutalität meist nur angedeutet war, geht Neu-Regisseur Rick Rosenthal expliziter zur Sache und ist bis heute in Deutschland beschlagnahmt.
Die -noch lebenden- Figuren sind zurück, auch wenn unter Michael Myers Maske nun ein anderer Schauspieler steckt, was aber nur den wenigsten auffallen wird.
Tatort ist diesmal vorwiegend das Krankenhaus, in das Laurie gebracht wurde und im Laufe des Films wird dann doch noch ein Motiv bzw. die familiären Verhältnisse zwischen Michael und Laurie offenbart.
Der Film ist kein Meisterwerk, aber eine solide Fortsetzung.
7.0halloween 2 1981 the franchise


HALLOWEEN III

Überraschung! Michael Myers ist nicht mehr dabei und der Film hatte deswegen lange eines miesen Ruf. Zwar ist der Titel nicht irreführend und es geht noch immer um Ereignisse um Halloween, aber eben nicht um einen einzelnen Killer, sondern einen Spielzeughersteller, der mit Hilfe von Robotern, Stonehenge-Felsen, Kinderliedern und Halloweenmasken ein gigantisches Blutopfer bringen will.
HALLOWEEN III ist trashig und blutig. Für sich genommen ein unterhaltsamer Film, der aber deutlich aus der Reihe fällt.
6.5halloween 3 tom atkins


HALLOWEEN 4 – MICHAEL MYERS KEHRT ZURÜCK (1988)

Nachdem HALLOWEEN III vielen Fans vor den Kopf stieß, leistete HALLOWEEN 4 Abbitte.
Der Film setzt auf die Stärken des Erstlings, ist aber auch der Beginn des Loomis-Zeitstrangs, was bedeutet, dass Laurie Strode nicht mehr stattfindet. Sehr wohl aber ihre Tochter, die nun vor ihrem Onkel Michael entkommen muss, der erneut ausbricht und erneut nach Haddonfield zurückkehrt. Übrigens ist Jamie Lee Curtis nicht die einzige, die zu diesem Zeitpunkt, keine Lust mehr auf das Franchise hatte, auch John Carpenter sagte sich von der Reihe los.
Dafür ist HALLOWEEN 4 der Startschuss für Danielle Harris‘ Karriere, die hier die kleine Jamie gibt und später noch einmal in anderer Rolle auftreten wird.
6.5halloween 4 danielle harris


HALLOWEEN 5 – DIE RACHE DES MICHAEL MYERS (1989)

Fast jede längere Filmreihe kommt irgendwann zu dem Punkt, an dem sie sich lächerlich macht. Nicht bewusst, mit Mut zum Humor, wie der dritte Teil, sondern aufgrund fehlenden Talents, Liebe und Fleißes zur Lachnummer verkommt. Dieser Punkt ist hier erreicht.
Es ist sinnbildlich, dass Haddonfield so sommerlich aussieht, als wäre in den nächsten Monaten nicht mit Halloween zu rechnen.
Dass Michael erstmals Schwäche zeigt und zwar nicht stirbt, nachdem der Kugelhagel in Teil 4 auf ihn einprasselte, aber zumindest lange schwerverletzt ausfällt, raubt dem mysteriösen Schrecken auch viel Magie. Dafür hat Jamie nun eine übernatürliche Verbindung zu Onkel Michael, die sich Loomis zunutze machen möchte.
Der läuft übrigens mit bedeutungsschwangeren Phrasen durch Haddonfield, klingt wie eine Karikatur seiner selbst, erklärt Notärzten ihren Job und zeigt ungefragt seine Brandverletzungen an der Hand (als ob man die in seinem Gesicht nicht sehen würde).

Viel Humbug, wenig Horror.
3.5halloween-5 the franchise


HALLOWEEN 6 – DER FLUCH DES MICHAEL MYERS (1995)

Wer die Druidensteine aus Teil 3 oder übernatürliche Verbindungen in Teil 5 dufte fand, wird nun auch noch mit Sekten und Inzestbabys belohnt. Dass der Film zu Donald Pleasance letzten Arbeiten in seinem Leben gehörte, ist seiner nicht würdig.
HALLOWEEN 6 steht für die Einfallslosigkeit und Verlorenheit des amerikanischen Kinos der 90er, das noch auf SCREAM wartete.
4.0Halloween-6-der fluch des michael myers


HALLOWEEN H20 (1998)

Apropos SCREAM. Mit Kevin Williamson arbeitete der Autor von SCREAM am siebten HALLOWEEN-Film mit, reduzierte die Story aufs nötige und ließ die Figuren weniger absurd wirken.
Dass mit Steve Miner ein Slasher-Veteran Regie führte, der bereits FREITAG, DER 13. Teil 2 und 3 umsetzte, schadete ebenfalls nicht.
Außerdem ist Jamie Lee Curtis wieder Laurie Strode und darf mit einer anderen Scream-Queen, nämlich ihrer Mutter Janet Leigh spielen.
Mit Josh Hartnett, Michelle Williams und Joseph Gordon-Levitt, sind zudem einige heranwachsende Stars im Cast.
Nun ist es nicht so, dass H20 vor neuen Ideen strotzt. Es wirkt sogar befremdlich, dass die über mehrere Filme hinweg für tot erklärte Laurie wieder mitmachen darf und man die Teile 3-6 ignoriert, aber er macht nicht viel verkehrt und bietet unterhaltsamen Fanservice.
6.5halloween h20 the franchise


HALLOWEEN: RESURRECTION

Michael Myers goes Big Brother….
Man hat den Eindruck, dass das Unvermögen von HALLOWEEN 5 und 6 nun auch auf den Laurie-Zeitstrahl übergesprungen ist, daran kann auch Rick Rosenthal, der Teil 2 drehte, nichts mehr ändern.
Und so sehen wir Laurie Strode erneut sterben (aber jetzt ist sie doch wirklich tot, oder?), sehen dass Michael H20 überlebt hat (ein abgeschlagener Kopf ist für ihn offenbar nur ein Kratzer) und werden Zeuge, wie sechs Kids für eine Reality-Livesendung im Myers-Haus eingesperrt werden. Dumm nur, dass der Hausherr daheim ist.
3.5Halloween-Resurrection


HALLOWEEN (2007)

An Rob Zombie scheiden sich natürlich die Geister und das gilt auch für diese Neuverfilmung. Allerdings gilt auch für jede Neuverfilmung, dass sie das Original nie zerstören kann, weil sie ein neues Filmuniversum öffnet und so sollte man auch Rob Zombies HALLOWEEN sehen, der nicht nur viel brutaler ist als Carpenters Film, sondern einen ganz anderen Ansatz wählt. Während Carpenter Michael Myers Gesicht kaum zeigte und sein Motiv im Dunkel ließ, gibt uns Zombie die ausführliche White Trash–Biografie seines Michaels.

Man kann sich aussuchen, welche Variante man persönlich bevorzugt, sollte aber anerkennen, dass Zombie dem Drang widersteht, die gleiche alte Story noch mal wiederzukauen, sondern seinen Film daraus macht. Bemerkenswert ist, dass Danielle Harris, die wir aus HALLOWEEN 4 kennen, inzwischen erwachsen wurde und hier in die Rolle der Annie schlüpft, was der eigenen Karriere höchst dienlich war.
Das bedeutet aber nicht, dass HALLOWEEN (2007) uneingeschränkt zu empfehlen wäre und insbesondere die Rolle der Laurie ist nicht glücklich besetzt.
7.0halloween 2007


HALLOWEEN 2 (2009)

Auch die Fortsetzung des 2007er Films geht auf Rob Zombies Kappe und während sich sein erster Film inhaltlich recht dicht ans Original hielt, ist HALLOWEEN 2 nicht mehr wirklich als Neuverfilmung des alten HALLOWEEN 2 zu bezeichnen. Zwar darf Michael wie schon 1981 einige Menschen in einem Krankenhaus töten, dann kommt aber ein größerer Zeitsprung und sogar zahlreiche surreale Momente. Sheri Moon Zombie darf natürlich auch nicht fehlen und spielt wie schon in Teil 1 Michaels Mutter.
Die Charakterzeichnung und das Drama um die Figuren ist hier wohl tiefer als in jedem anderen Film der Reihe. Die überlebenden Kids sind traumatisiert, Loomis verkommt zum mediengeilen Unsympathen. Das kann man mögen, kann es aber auch furchtbar finden.
Daher eine sehr subjektive Bewertung
7.0halloween-2-2009


HALLOWEEN (2018)

Jamie Lee ist wieder da und wieder tut man so, als hätte es etliche andere Filme (in diesem Fall alle, außer dem Original) nicht gegeben. Manche Dinge werden eben nie alt, dafür aber Jamie, die mit grauem Haar darauf wartet, dass Michael wieder ausbricht und natürlich passiert das auch.
Stellenweise hat dieser Film richtig gute Ansätze, aber auch enorme Logiklöcher und albernen Kifferhumor.
Man mag glauben, dass Laurie sich mit Schießübungen fit hält….dass sie Fallen im Keller baut, als wäre sie Jigsaw, ist hingegen Käse.
6.5halloween 2018


HALLOWEEN KILLS (2020)

…zumal diese Fallen offenbar nichts taugen.
Wie HALLOWEEN 2 direkt an HALLOWEEN (1978) anknüpfte, knüpft auch HALLOWEEN KILLS direkt an den letzten Film an und spielt in der gleichen Nacht.
Der Film gehört zu den härtesten der Reihe, aber nicht zu den besten.
Viele Ideen sind nicht übrig, das Skript wirkt planlos und Jamie Lee Curtis hat wenig Screentime. Die Kills (und es sind nicht wenige) sind aber sehenswert.
5.0

halloween-kills kritik


HALLOWEEN ENDS (2022)

Für Michael Myers geht’s bergab und zwar in jedem Sinne. Die Qualität ließ schon zu HALLOWEEN KILLS zu wünschen übrig, nun lebt Michael auch unterirdisch im Abwasserkanal. Und das immerhin vier Jahre lang, denn soviel Zeit ist seit dem letzten Film vergangen.
Während Laurie zwar 40 Jahre lang psychisch labil war, reichten diese vier Jahre, um Michael nur noch als Randnotiz wahrzunehmen, dafür findet der Maskenmann einen Azubi, der ebenso bekloppt ist wie der Senior-Killer und die beiden schlachten gemeinsam.
Ja, der Film ist so bescheuert, wie es sich liest und man merkt, dass KILLS und ENDS mal eine Idee für einen Film war, aus dem nun zwei gemacht wurden. Da klaffen Lücken in der Story.
3.5

halloween ends review

 


Fazit: Michael Myers gehört zu den Übeltätern, die über 40 Jahre lang konstant zu Werke gingen und nicht wie der große Freddy zum Witzemacher verkamen. Michael wurde auch nie zum großen Redner, allenfalls gönnte er sich eine Auszeit, wenn er mal wieder zusammengeschossen wurde.
Leider ist sein Umfeld weniger konsequent. Übersinnliche Einlagen, Sekten, wirre Resets, konfuse Zeitstränge (hier gibt es einen kompletten Überblick) und schwache Drehbücher verfolgen die Filmreihe.
Vielleicht muss man nach 40 Jahren auch mal gut sein lassen…oder mal wieder richtig einen raushauen!

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