Classic-Review: AUDITION (1999)

audition 1999 kritik
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 8.5

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7/10 (1)

Darsteller: Ryo Ishibashi, Eihi Shiina, Tetsu Sawaki
Regie: Takashi Miike
Drehbuch: Daisuke Tengan
Länge: 115 min
Land:
Genre: ,
Veröffentlichung: 10, Februar 2023 (2-Disc-Mediabook)
Verleih/ Vertrieb: Capelight
FSK: ab 18

Lange bevor sich alle 11 Minuten jemand über Parship verliebte oder du dich an der Tinder-Resterampe bedienen konntest, war es schwierig den Partner / die Partnerin fürs Leben zu finden.
Vor allem, wenn du ein japanischer Herr mittleren Alters bist.
AUDITION zeigt kreative Wege für romantisches Glück…und weist unmissverständlich auf Gefahren hin.

Wovon handelt AUDITION?
Nachdem seine Frau stirbt, bleibt Shigeharu mit seinem Teenagersohn zurück.
Nach der Zeit des Trauerns ist der Witwer sieben Jahre später bereit für eine neue Bindung, aber Frauen kennenlernen fällt ihm schwer. Zum Glück weiß ein Freund Rat und setzt ein Casting auf, das angeblich für eine Filmrolle gedacht ist, in Wirklichkeit aber Shigeharu zum romantischen Glück helfen soll.
30 Frauen werden vorstellig, aber schnell weiß der Witwer, dass eine junge Dame namens Asami die Auserwählte sein soll….doch die hat nicht nur eine dunkle Vergangenheit.audition 1999 review

Trauer, Liebe, Klaviersaiten und Kotze

AUDITION beruht auf dem Roman von Ryū Murakami und hat mehr zu bieten hat, als der erste, ruhige Eindruck vermittelt. Zunächst hat die Geschichte höchstens etwas Trauriges, Melancholisches und zeichnet nicht nur ein Bild der Hauptfigur, sondern auch ein Stück weit von der japanischen Kultur. Dies geht mit Hilfe des Castings, das teils skurril anmutet allmählich in eine zarte Romanze über, bevor….MEINE GÜTE!

Ja, AUDITION lässt sich sicherlich Zeit, bis er sich seinen Ruf als Horrorfilm erarbeitet, aber dann macht Miike keine Gefangenen und präsentiert einige Szenen, die zu den garstigsten überhaupt gehören. Wer nur mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Tiktok-Videos ausgestattet ist, wird sein Heil wohl nur im Fast Forward – Knopf finden, doch es lohnt sich die Stimmungen und Schwingungen komplett mitzunehmen.

Zum einen signalisiert Miike in kleinen Sequenzen doch schon früh und auf verstörende Weise, dass man nicht mit einem „Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ nach Hause geht und zeigt uns einen großen Sack, über dessen Inhalt wir zunächst im Unklaren bleiben.
Zum anderen gibt es mehr Subtext zum japanischen Geschlechterkampf und zur bereits erwähnten Vergangenheit der mysteriösen Asami.

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Was ist in dem Sack?

Denn die verschwindet plötzlich wieder, was den verliebten Shigeharu dazu bringt sich auf die Suche zu machen. Doch jede Station ihres Lebens offenbart neues Leid und Sackgassen. Beispielsweise wurde der Besitzer einer Bar, in der Asami einst arbeitete grausam ermordet. Grimmiges Detail: beim Zusammensetzen der Leiche wurden eine zusätzliche Zunge und drei Extra-Finger gefunden.

Regisseur Takashi Miike ist der Inbegriff des japanischen Fleißes und hat (Stand heute) 112 Filme und Serien gedreht. Manchen Ergebnissen sieht man die Zeitknappheit an, aber Werke wie ICHI THE KILLER, VISITOR Q oder 13 ASSASSINS genießen einen guten und zudem gewaltbereiten Ruf.
AUDITION war aber das erste Werk, das Miike nach immerhin schon rund 20 Regiearbeiten auch über die japanischen Ufer hinaus berüchtigt machte. Er nahm sich dafür immerhin drei Wochen Drehzeit. Für ihn eine Ewigkeit.
Für die Reputation des Films sorgte unter anderem -wie so oft- ein aufgebrachtes Publikum, das bei Festivalvorführungen angewidert den Saal verließ.

Aus heutiger Sicht darf man AUDITION als Vorreiter und Ideengeber des Torture Porns sehen, der angeblich sowohl Eli Roth (HOSTEL), als auch die Soska-Schwestern (AMERICAN MARY) beeinflusste.

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AUDITION: ein Film fürs erste Date

Dass der Film zu einer Zeit erschien, als sich der Westen gerade vermehrt für fernöstliches Kino zu interessieren begann (z.B. JU-ON, BATTLE ROYALE, RINGU) half seinerzeit zweifelsohne ebenfalls, allerdings haben wir es hier mit einem zeitlosen Werk zu tun, das sich auch in 20 Jahren und mit weiteren neuartigen Datingmöglichkeiten aktuell anfühlen wird.

Dates mit hässlichem Ausgang gibt es im Horrorbereich einige und mehr als einmal ist der weibliche Part für die Katastrophe verantwortlich (CARRIE, THE LOVED ONES), Asami hebt ihr Tun hier aber noch einmal auf eine weit realistischere Ebene und das obwohl wenigstens ein Teil ihres morbiden Tuns auf Shigeharus Fantasie beruht.
In jedem Fall zählt die junge Dame, die von Eihi Shiina gespielt wird, zu den fiesesten Frauen des Horrorfilms.

Anders als Regisseur Miike, zeigte sich Shiina  seit AUDITION nur relativ selten in Filmen, wirkte aber maßgeblich am überdrehten TOKYO GORE POLICE mit, einem anders gelagerten, aber nicht weniger kultigen Streifen.

Fazit: Wenn dir jemand sagt, dass in AUDITION nichts passiert und er den Film nach 50 Minuten ausgemacht hat, denk dir deinen Teil, lächle und lass ihn in dem Glauben.

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