Vor ziemlich genau 40 Jahren brachte ein unbekannter junger Autor namens Stephen King seinen Debütroman CARRIE auf den Markt…der Rest ist Geschichte.
Der junge Autor schreibt bekanntermaßen heute noch und konnte inzwischen auch das eine oder andere Exemplar verkaufen.
Der Roman hingegen wurde 1976 von Brian De Palma verfilmt und geniest Kultstatus. 1999 erschien eine fragwürdige Fortsetzung, 2002 eine Neuverfilmung mit Angela Bettis in der Hauptrolle.
2013 kam ein weiteres Remake in die Kinos, das wir hier mit dem bekannten Original vergleichen wollen.
Den Inhalt muss man vermutlich fast niemandem mehr vorstellen und ist natürlich in beiden Filmen ähnlich:
Als die schüchterne Carrie White beim Duschen in der Schule zum ersten Mal ihre Periode bekommt und nicht versteht was mit ihr geschieht, wird sie zum Gespött der anderen Mädchen. Während eine von ihnen rasch Reue verspürt und sogar ihren eigenen Freund dazu bewegt mit Carrie zum Abschlussball zu gehen, will sich eine andere auf grausame Weise dafür rächen, dass sie wegen Carrie vom Ball ausgeschlossen wird. Doch das unscheinbare Mädchen, das mit seiner streng gläubigen Mutter zusammenlebt, hat telekinetische Fähigkeiten, die zu einer Katastrophe führen.
CARRIE: Telekinese für Anfänger
Sich mit einem Klassiker vergleichen lassen zu müssen, ist nie einfach, aber der aktuelle CARRIE-Film ist gut aufgestellt. Die Hauptfigur wird von Jungstar Chloë Grace Moretz verkörpert, die mit gerade einmal 17 Jahren schon in knapp 50 Filmen mitspielte, darunter auch in den Remakes LET ME IN und AMITYVILLE HORROR. Ihre Mutter im Film spielt die vierfach oscar-nominierte Juliane Moore (HANNIBAL, DIE STADT DER BLINDEN).
Dass man für den mitunter sensiblen Stoff eine Frau auf dem Regiestuhl wiederfindet, macht ebenfalls Sinn und da es sich dabei um Kimberley Peirce handelt, die mit BOYS DON’T CRY einen beachtlichen Film schuf, darf man auf Großes hoffen.
In der Erstverfilmung wurde Carrie von Sissy Spacek gespielt, die zu dem Zeitpunkt des Drehs schon längst dem Highschool-Alter entwachsen und 27 Jahre alt war. Man könnte also annehmen, dass Chloë Moretz sich besser in das Leben einer Heranwachsenden hineinversetzen kann, stattdessen wirkt sie in manchen Szenen übertrieben verhuscht und nicht immer so souverän, wie man es von ihr gewohnt ist.
Ein großer Unterschied in der Darstellung ihrer Rolle ist, wie bewusst sie mit dem Thema Telekinese umgeht, sich Literatur beschafft und alles mit ihren Händen steuert. Bei der Carrie von 1976 schien diese Gabe eher zufällig und unkontrolliert abzulaufen. Welche Vorgehensweise man besser findet, ist aber Geschmackssache und im großen Ganzen liefern beide Hauptdarstellerinnen gute Arbeit.
Das gilt auch für die Figur der Margaret White, Carries Mutter. Juliane Moore spielt die Irre zurückhaltender als es 1976 Piper Laurie tat, aber auch in diesem Fall sollte jeder nach persönlichem Geschmack urteilen.
Die Schlüsselszene war damals besser inszeniert
Was sonst ist neu? Sieht man von Oberflächlichkeiten wie Frisuren ab, leider nicht viel.
Sicher, Carries Zusammenbruch unter der Dusche wird per Smartphone gefilmt und auf youtube hochgeladen, die meisten Szenen wurden aber übernommen, ohne dem Film mehr mitzugeben als einen zeitgemäßen Look.
Schlichtweg enttäuschend ist die Schweineblut-Szene ausgefallen. Während De Palma seinerzeit in Manier seines Vorbilds Hitchcock über Minuten Spannung aufbaute und das Unvermeidbare gekonnt verzögerte, passiert im aktuellen Film alles beinahe nebenbei.
Dafür ist das folgende, von Carrie entfachte Inferno nach dem Ball ausufernder ausgefallen und hier kommen zahlreiche Effekte zum Einsatz, die vor fast 40 Jahren noch nicht möglich gewesen wären, darunter sehenswerte und weniger sehenswerte.
Fazit
Das Remake ist der zweitbeste aller CARRIE-Filme, letztlich aber außer ein paar Details nur ein Abklatsch der ersten Verfilmung und damit trotz dem Namen nach großartiger Besetzung leider überflüssig.
CARRIE (1976) 9,0 von 10
Hier kannst du den alten CARRIE sehen
CARRIE (2013) 6,0 von 10
Hier kannst du den neuen CARRIE sehen
Mir hat auch die neue Version von Carrie sehr gut gefallen, nicht zuletzt weil das Filmthema endlich mal vernünftig in die heutige Zeit geholt wurde.
Natürlich hat De Palmas Fassung ihren festen Kultstatus, aber ich denke mit der Neuauflage und Chloë Grace Moretz in der Hauptrolle hat der etwas angestaubte Film einen würdigen Nachfolger gefunden.
Gruß
Flo