Classic-Review: SOUTHERN COMFORT – DIE LETZTEN AMERIKANER (1981)

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Redaktion: 8.0

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8/10 (3)

Darsteller: Keith Carradine, Powers Boothe, Fred Ward
Regie: Walter Hill
Drehbuch: Michael Kane, Walter Hill, David Giler
Länge: 106 min
Land:
Genre: , , ,
Veröffentlichung: 11. August 2023 (BD)
Verleih/ Vertrieb: Turbine
FSK: ab 16

Für die jüngere Generation Filmfans ist Walter Hill womöglich ein unbekannter Name. Doch Hill ist nicht nur unter anderem Produzent aller ALIEN-Filme, sondern drehte insbesondere in den späten 70ern und 80ern Jahre als Regisseur einige Klassiker.

Einer davon ist DIE LETZTEN AMERIKANER, der allerdings ähnlich wie Hill selbst kaum dem Gelegenheitsschauer vor die Füße fällt.
Der Grund: obwohl hier alles geboten wird, was einen Backwood-Film auszeichnet, will Hills Streifen doch in keine Schublade passen. Action ist enthalten, eine Menge Gewalt ist enthalten und auch wenn man (mangels Krieg) nicht von einem Kriegsfilm sprechen kann, stehen bewaffnete Reservisten im Mittelpunkt.

Worum geht es in DIE LETZTEN AMERIKANER?
1973. In einem abgelegenen Gebiet in Louisiana soll ein Manöver der Nationalgarde stattfinden. Als einige Männer bei der Wanderung an einen See kommen, entwenden sie kurzerhand einige am Ufer liegende Kanus und lösen damit eine Kettenreaktion aus, bei der ihr Sergeant erschossen wird und die anderen von den einheimischen Cajuns verfolgt werden.

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Nein, es sind hier keine quietschigen Teenies, die von Mutanten verfolgt werden, sondern ausgewachsene Männer in Uniformen, die sogar mit automatischen Gewehren bewaffnet sind…nur dass diese lediglich mit Platzpatronen geladen sind. Die Gegner sind auch keine Monster, aber Sumpfbewohner, die in ihrer eigenen Welt leben und mitten in den USA nur Französisch sprechen.

Auch wenn Hill seinen Film als nicht allzu realistisch abtut (dazu später mehr), wirkt diese Ausgangslage plausibel. Es spricht natürlich nichts dagegen, diese brutale Menschenjagd durch die Sümpfe als das zu nehmen, was uns gezeigt wird, allerdings ist davon auszugehen, dass der Film auf mehr anspielt.

Die Parabel zum verlorenen Krieg

DIE LETZTEN AMERIKANER (im Original SOUTHERN COMFORT) mag kein Kriegsfilm im engeren Sinne sein, aber es ist kaum ein Zufall, dass ein 1981 gedrehter Film im Jahr 1973 spielt. 1973 war das Jahr in dem die letzten amerikanischen Truppen Vietnam verließen und ein nationales Trauma mit sich nahmen.

Während die 80er voll von der cineastischen Aufarbeitung dieses Traumas waren, wirkt DIE LETZTEN AMERIKANER wie ein Einstieg ins Thema. Hill muss das Wort Vietnam nicht mal in den Mund nehmen um Parallelen aufzuzeigen und den Beobacher heranzuführen. Da sind Soldaten, die weder motiviert, noch vorbereitet in ein feindseliges Gebiet geschickt werden. Schlecht gewappnet, ohne Respekt gegenüber der dort lebenden Bevölkerung und Kultur. Letztlich lässt sich die Eruption der Gewalt sogar auf fehlende Kommunikation aufgrund von sprachlichen Verständigungsproblemen zurückführen.
Die Soldaten sind Teil einer brüchigen Befehlskette, was auch an miserablen Führungskräften liegt und scheuen weder vor Gewalt gegen den Feind, noch die eigenen Kameraden zurück. Für sie ist dieses Manöver ein unliebsames Spiel, ein Ausflug, den sie nicht wirklich Ernst nehmen….bis er zum Ernst wird und sie feststellen müssen, dass ihre (in der Theorie) überlegenen Waffen gegen einen schlechter bewaffneten, aber motivierten und unsichtbaren Gegner mit Ortskenntnis nutzlos sind.

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Allerdings spricht auch nichts dagegen die Geschichte in der Tradition von BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE zu sehen, in dem ebenfalls eine Gruppe „zivilisierter“ Großstädter an der Natur scheitert.
Insofern mag DIE LETZTEN AMERIKANER ein Bindeglied zwischen BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE von 1972 und RAMBO (1982) fungieren.

DIE LETZTEN AMERIKANER ist ein 70er-Film aus den 80ern

Auch wenn DIE LETZTEN AMERIKANER 81 entstand, merkt man ihm seine 70er-Einflüße an. Dies ist kein 80s-Wohlfühl-Movie, stattdessen kann man das Brackewasser der Sümpfe riechen und ist als Zuschauer froh nicht selbst durchs Unterholz kriechen zu müssen.

Helden bringt der Streifen keine hervor, was natürlich Teil des Konzepts ist. Allenfalls der unwillige Charles Hardin, ein Neuling, dient als Identifikationsfigur.
Schauspielerisch ist der das Werk hingegen gut aufgestellt. Keith Carradine (DEXTER), Powers Boothe (SIN CITY), Fred Ward (TREMORS) oder Sonny Landham (PREDATOR) gehören zum Cast, der naturgemäß fast nur aus Männern besteht. Erst im Finale, das in einem Cajun-Dorf spielt und mehr über dieses Völkchen verrät, mischen sich einige Frauen ins Bild.

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Auch wenn wie erwähnt die Ausgangssituation und der grundsätzliche Umgang der Protagonisten mit ihrer misslichen Lage nachvollziehbar ist, muss man am Film kritisieren, dass das Verhalten der Reservisten in einzelnen Augenblicken wenig glaubhaft erscheint.
Manchmal geht man arg nachlässig mit der drohenden Gefahr um, ein anderes Mal werden hilfreiche Fundstücke in der Hütte eines Trappers zerstört.

Allzu viel scheint den Herren also am eigenen (Über-)Leben nicht zu liegen und während auch das Teil eines größeren Kommentars sein mag, wirkt die Geschichte an diesen Stellen unrealistisch.

Insgesamt präsentiert Walter Hill hier aber einen eindrucksvollen Survival-Streifen, bei dem die Action nicht schnell, aber hart daherkommt.

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