Netflix geizt zurzeit nicht mit neuen Filmen für unser Horror- und Thrillergenre. Dass mag zwar quantitativ sein, aber ob die gern genutzte Story eines Paares, welches im eigenen Haus malträtiert wird, noch punkten kann, ist fraglich.
Story
Ein junges Paar kämpft darum zusammenzubleiben, und nimmt ein Angebot für ein Haus mit einer fragwürdigen Vergangenheit, das sie sich normalerweise nicht leisten könnten, an. Bald wird klar, warum dieses Haus günstig war und was es aus den Bewohnern macht.
Natalie und Kevin Dadich haben Probleme. Ihre Ehe steht auf der Kippe, da Natalie ihren Mann betrogen hat. Immerhin versuchen die beiden durch eine Eheberatung wieder zueinander zu finden. So richtig fruchten will das jedoch nicht.
Kevin ist Tatortreiniger von Beruf und nach dem er wieder einmal die Blutlachen eines erweiterten Suizids weggewischt hat, bekommt er die Möglichkeit, ein Haus zu kaufen, welches mit allen modernen Raffinessen ausgestattet ist. Natalie ist zuerst nicht begeistert, willigt aber letztlich ein, um ihre Ehe zu retten.
Das Ehepaar ist jung, hübsch anzusehen und eine kleine Sympathie kommt auf, wenn man sie dabei beobachtet, wie ihr Miteinander aussieht. Dieses läuft in AFTERMATH etwas anders ab, als wir es gewohnt sind. Natalie und Kevin necken sich, beleidigen sich liebevoll, oder lassen den anderen auch gern mal auflaufen. Das kennt der ein oder andere vielleicht aus einer langjährigen Beziehung, bei der manchmal nicht klar ist, ob man Partner oder bester Freund ist. Dieser, doch frische Ansatz, eine Ehe darzustellen, macht Spaß und lässt auf Mehr hoffen.
Das Haus: Fluch oder Segen?
Da sich die beiden nie hätten ein Haus mit dieser Ausstattung leisten können, mutet es als Segen an. Doch weit gefehlt… schon kurz nach der Ankunft im neuen Heim wird Natalie Zeuge seltsamer Ereignisse. Selbstredend glaubt ihr keiner, auch nicht, als sie die Polizei verständigt und panisch ist. Kevin widmet sich nun wieder seinem Studium, und tut Natalies Ängste als Reaktion auf das neue Heim ab. Als die junge Frau kaum noch schlafen kann, besucht sie die Vorbesitzer des Hauses und stellt sie zur Rede, denn etwas kann mit dem neuen Zuhause absolut nicht stimmen.
Und da ist sie, die Stelle, von der an alles schief geht. Natalie besucht die Dame, deren Haus sie gekauft hat und fragt nach der Vorgeschichte. Bereitwillig wird ihr erzählt, wie der grausame Mord, der ihr Familienmitglied einschließt, (denn an Suizid glaubt sie nicht), abgelaufen sein muss. Schon der Umstand, dass sie die intimen Details ihrer Familie einer Fremden erzählt ist Schmarren, aber dass dann ihr Mann auftaucht, um Natalie unmissverständlich klar zu machen, dass er das Haus zurück haben will, tut sein Übriges.
Roter Faden? Fehlanzeige!
In AFTERMATH treffen sich Haunted House und Home Invasion, leider wird das nur anhand der Schrecknisse deutlich. Die Story kratzt an vielen Nebensträngen, wie zum Beispiel der Freundin, mit der Kevin an einem Projekt für die Uni lernt. Avery ist als Nebenfigur wesentlich angenehmer als die Hauptfiguren und hätte deutlich mehr Screentime und eine eigene Geschichte verdient. Die Affäre von Natalie wird wieder ins Geschehen eingeflochten, läuft aber ins Leere. Ebenso die schwierige Beziehung zwischen Natalie, ihrer Schwester Dany und ihrer Mutter wird in nur einer Szene, unnötig überdramatisch, gezeigt. Keine dieser Storys bekommt eine befriedigende Erläuterung oder noch schlimmer, die Charaktere verschwinden auf nimmer Wiedersehen.
Übrigens: Kevins Arbeitskollegen nerven enorm und sind so klischeebehaftet, dass es schmerzt ihren geistigen Auswürfen zu zuhören.
Das Böse im Haus
Der Hausherr Kevin wurde nun endlich davon überzeugt, dass in diesem Haus etwas ganz und gar nicht stimmt. Wir bekommen den Eindruck, dass es sich um etwas Paranormales handeln muss, womit an sich erst mal nichts verkehrt ist.
Es ist leider so, dass man ab der Hälfte kaum noch eine gute Wendung erwartet, das macht leider auch der doch recht große, aber völlig sinnfreie Twist klar. Beschäftigt man sich etwas mit True Crime, kann man erahnen, welchem wahren Fall die Story nachempfunden wurde, und die Überraschung am Ende überrascht nicht mehr. All die kleinen Mängel könnte man noch verschmerzen, wenn der Showdown grandios inszeniert wurden wäre, leider aber auch da: Fehlanzeige.
AFTERMATH will Haunted House und Home Invasion verknüpften, schafft es aber zu keiner Zeit wirklich zu überzeugen. Konsumenten werden AFTERMATH als „einmal sehen reicht“ einstufen, Fans werden gedanklich auf den unschönen unausgereiften Elementen hängen bleiben, denn Potenzial ist da, wurde nur kaum genutzt, und das ärgert.