In den letzten Jahren gab es diverse Filme mit Horror-Kurzgeschichten, die thematisch ganz unterschiedliche Ansätze boten.
In ABCS OF DEATH wurden den 26 Regisseuren je ein Buchstabe des Alphabets zugeordnet, DEATHCEMBER war wie ein Adventskalender aufgebaut, in den V/H/S-Streifen war der Fokus auf Found Footage gerichtet…und ASYLUM – IRRE PHANTASTISCHE HORROR-GESCHICHTEN hat keinen gemeinsamen Aufhänger.
Das macht aber nichts, denn wie in nahezu jeder Anthologie finden sich auch hier einige sehenswerte Shorts.
Dabei lässt der Beginn des Films das Schlimmste erahnen. In der Rahmenhandlung erleben wir einen Buchhalter, der sich nun zum Standup-Comedian berufen fühlt.
Mit Overacting und schlechter Ausleuchtung erzählt er aus seinem (wie er selbst sagt) langweiligen Leben und langweilt damit auch erst mal das Publikum.
An dieser Stelle sollte man aber noch nicht abschalten, denn schon rein von der technischen Qualität sind die folgenden Geschichten deutlich besser.
ASYLUM – IRRE PHANTASTISCHE HORROR-GESCHICHTEN beweist: Recycling muss nichts schlechtes sein
Allerdings sorgt die erste Story erst einmal für Stirnrunzeln, denn wer EXORZISMUS 2.0 gesehen hat, der vor einigen Monaten erschien, wird einige Parallelen erkennen.
Aus gutem Grund, der hier gezeigte Kurzfilm THE CLEANSING HOUR hat bereits einige Jahre auf dem Buckel und bildete die Basis für EXORZISMUS 2.0 (im Original ebenfalls THE CLEANSING HOUR).
Richtig, ASYLUM – IRRE PHANTASTISCHE HORROR-GESCHICHTEN ist eine Resteverwertung.
Auch die anderen Geschichten sind nicht mehr brandneu und beispielsweise steht M.A.M.O.N., eine satirisch-brutale Abrechnung mit Donald Trumps Mauerbau seit Jahren auf Youtube und machte zu dessen Wahl sicher mehr Sinn als zu dessen Abwahl.
Allerdings bleibt das Filmchen sehenswert und auch die Kurzfassung von THE CLEANSING HOUR zündet besser als die Langversion.
In einer schwarzhumorigen Groteske sehen wir einen Mann, der weiß, dass er nur noch zwei Tage zu leben hat, am Tag seiner Beerdigung aber nicht totzukriegen ist, was seine Frau und Mutter dazu bringt, nachzuhelfen.
In anderen Geschichten erleben wir eine Astronautin, die in der Einsamkeit des Weltalls verloren geht. Das ist (ähnlich wie GRAVITY) optisch opulent und (ähnlich wie GRAVITY) inhaltlich dünn.
Dann ist da noch eine Erzählung von Zombie-Papa und Zombie-Tochter, die nicht nur mit netten Masken, sondern auch mit etwas kleinen Moral daherkommt.
Eines der Highlights ist eine Animation, bei der der Sohn von Gevatter Tod eigene Wege gehen will, was nur zu mehr Tod führt.
Die Geschichten sind vielseitig und international
Es muss aber nicht immer tiefsinnig zugehen. In einer Geschichte wird eine Frau von einem maskierten Eindringling verfolgt und im Abschlusssegment läuft eine Truppe Clowns Amok.
Beide Storys bieten Blut und Brutalität und sind ansprechend arrangiert, dafür sucht man vergeblich nach einem Plot.
Egal, ob man ASYLUM – IRRE PHANTASTISCHE HORROR-GESCHICHTEN als Recycling oder wertvolles Zusammentragen fast verlorener Shorts betrachtet, die Ansammlung der internationalen Geschichten entspricht etwa der Qualität der meisten Anthologien und mangelnde Abwechslung kann man nicht unterstellen.
In Summe ist das überdurchschnittlich, mit einigen belanglosen, aber auch einigen wirklich starken Segmenten.