BLIND ist Marcel Walz‘ zweiter Film seit dessen Umzug nach Hollywood und als Marcel anfragte, ob wir den Film unter die Lupe nehmen wollen, schickte er gleich die Warnung hinterher, dass dies kein reiner Horrorfilm ist.
Es sieht also so aus, als ginge Herr Walz nicht nur geografisch neue Wege.
Wovon handelt BLIND?
Faye ist eine ehemalige Schauspielerin, die nach einer misslungenen Augen-OP blind ist und mit ihrem Schicksal hadert.
Zwar schließt sie sich einer Selbsthilfegruppe an und der sprachbehinderte Luke macht ihr den Hof, aber natürlich gibt das der jungen, hübschen Frau weder das Augenlicht, noch die Karriere wieder.
Schlimmer noch, ein maskierter Mörder schleicht um ihr Haus.
Siehe da, Walz scheint allmählich in seiner neuen Welt anzukommen und setzt zunehmend auf professionelle Hilfe.
Gleichzeitig werden sich alte Fans über den ruhigen Kurs von BLIND wundern, der tatsächlich kein reiner Horrorfilm ist, sondern am ehesten als Horrordrama zu bezeichnen ist.
Ein anderer Walz-Film
Das ändert aber nichts daran, dass Elemente eines Slasher oder eines Home Invasion Films enthalten sind.
Man kann sicher argumentieren, dass jemand, dessen Opfer blind sind, keine Maske tragen muss, allerdings sind es gerade die toten Augen dieser Maske, die quasi das Gegenstück zu den nicht sehenden bilden.
Und (kleiner Spoiler), manchmal kann man die eigene Optik damit ja auch aufwerten.
Natürlich sind Blinde im Film ein leichtes Opfer (DON’T BREATHE sollte man da mal ausnehmen), bieten aber auch dem Zuschauer die Besonderheit, dass man dem Täter besonders gut über die Schulter schauen kann.
Zwar ist der Trick, mit dem unser Killer Faye besonders nah kommt, vorhersehbar und sicher auch nicht allzu realistisch, dabei aber doch perfide.
Was BLIND jedoch vermissen lässt, ist Widerstand.
In fast jedem Film kommt der Punkt, an dem die Opfer dem Übeltäter etwas entgegensetzen oder wenigstens davonlaufen und diese Wendungen generieren nicht nur Abwechslung, sondern auch Spannung.
Spannung entsteht hier zwar durch den Maskenmann, der mordend umhergeht, aber weitestgehend ungehindert sein Ding durchzieht, ohne dass viel Abwechslung geboten wäre. Zudem fällt der Streifen trotz einiger Morde nicht eben durch viel Action oder überzogene Brutalität auf, sondern geht es leise an, was man nicht mögen muss, für sich genommen, aber stimmig ist.
Ein Großteil des Films spielt in Fayes Haus, was zwar ebenfalls die Abwechslung beschneidet, das ansehnliche Haus in den Bergen wird aber (auch durch ansprechende Ausleuchtung) gut in Szene gesetzt.
Wenig Action, etwas Drama
Man sollte BLIND nicht in die Klasse von DON’T BREATHE oder WARTE BIS ES DUNKEL IST einordnen und Sarah French, die die Hauptrolle spielt, ist sicher auch nicht Audrey Hepburn, füllt ihre Rolle aber anständig.
French ist übrigens nicht zum ersten Mal in einem Walz-Film, sondern spielte wie Luke-Darsteller Tyler Gallant bereits in ROOTWOOD und die ebenfalls mitwirkende Caroline Williams (BLOOD FEAST, SEED 2) zählt schon zum Stammpersonal.
Fazit zu BLIND
BLIND ist nicht perfekt und leidet an fehlenden Twists , was ihn zuweilen wie einen überlangen Kurzfilm erscheinen lässt. Gleichzeitig hat der Film aber Atmosphäre und ist Marcel Walz reifstes Werk bisher.