Die Welt, die ganz reale Welt, ist im Wandel. Und das schlägt sich auch in der Kunst nieder.
Immer wieder finden sich in letzter Zeit Anspielungen oder ganz konkrete Verweise auf ökologische oder soziale Themen und während Filme wie ANONYMOUS ANIMALS oder UNEARTH noch nicht offiziell erschienen sind, steht nun mit DARK JUSTICE ein Ökothriller in den Läden.
Story:
Jake De Long ist als Hacker selbst auf der Flucht vor den Behörden, aber plant gleichzeitig den nächsten Coup.
Zusammen mit anderen Aktivisten kidnappt er vier Köpfe der wirtschaftlichen Elite, sperrt sie zusammen in einen kargen Raum und überträgt das ins Internet, wo das Publikum darüber abstimmen soll, ob die Entführten an Umweltverbrechen schuldig sind.
Ist DARK JUSTICE die SAW-Variante für birkenstock-tragende Studienräte mit Grünen-Parteibuch?
Nicht ganz. Wer nicht weiter denkt als bis zum nächsten McDonalds-Schalter, wird das sicher so sehen, wer aber mal über die Ausbeutung von Mensch und Natur durch Großkonzerne nachgedacht hat, wird einiges wiederentdecken, was erschreckend real ist.
Wenn die profitgierigen CEOs das Wasser trinken sollen, das nach ihren Machenschaften aus den Hähnen der Bevölkerung fließt, fällt einem womöglich der Name Nestlé ein, aber auch in Michael Moores FAHRENHEIT 11/9 finden sich Themen, die zeigen, dass der Kampf ums Wasser längst auch in der 1. Welt angekommen ist.
DARK JUSTICE und der Krieg um Trinkwasser
Wer aber nun darauf hofft, dass man den Schlips- und Kostümchen-Trägern die braune Brühe gewaltsam eintrichtert, wird enttäuscht. Gefoltert wird allenfalls mit lauter Musik und Tatsachen. Torture Porn sieht anders aus, Horror auch und leider verliert DARK JUSTICE nach einem guten Einstieg auch rasch den Thrill.
Zwar wird dargelegt, was die Entführten so treiben, während zeitgleich die Polizei und ein privater Sicherheitsdienst versuchen die Opfer zu befreien, hier wird aber mal wieder deutlich, dass gut gemeint, etwas anderes ist als gut gemacht.
Zwar bedarf es sicher einer logistischen Meisterleistung vier Wirtschaftsbosse zu kidnappen, so richtig wissen die Entführer aber nichts mit ihnen anzufangen. Zunächst verschleiern die ihre Identität hinter einer Software, die eher nach 1990 als 2020 aussieht, dann plötzlich nicht mehr. Man lässt die Zuschauer kräftig voten, anders als in UNTRACEABLE, wo das Ergebnis hässliche Folgen hatte, bleiben Konsequenzen in DARK JUSTICE aus.
Hauptdarsteller Martin McCann, den man aus starken Filmen wie THE SURVIVALIST und CALIBRE kennt, spielt auch hier anständig und deutsche Zuschauer werden vielleicht Désirée Nosbusch (DER FAN) als Geschäftsfrau wiedererkennen.
Aber je kleiner die Rollen, desto mehr Unachtsamkeit lässt DARK JUSTICE den Figuren zukommen.
So wirken Mitglieder des privaten Sicherheitsdienstes, der bis an die Zähne bewaffnet einläuft und erst mal die großkalibrigen Waffen auf die Polizei richtet, so unathletisch und unprofessionell, als wäre keiner von ihnen auch nur beim Bund gewesen. Sämtliche Kampfszenen (viele sind es nicht) wirken übrigens völlig unglaubwürdig.
In anderen Sequenzen sitzen Polizisten im Hintergrund, denen offensichtlich kein Regisseur sagte, wohin sie schauen sollen, so dass die Männer rasch gelangweilt und verloren durch Nichtstun die Szenerie zerstören.
Ein löblicher Ansatz, eine mäßige Umsetzung
Der mittlerweile verstorbene Regisseur Pol Cruchten war in der Vergangenheit auch an verschiedenen Dokumentationen mit sozialem Anliegen beteiligt und so wundert es nicht, dass DARK JUSTICE zwar ein fiktiver Spielfilm ist, hier und da aber Szenen unseres angegriffenen Planeten zeigt und ebenfalls eine Message transportiert.
Dem einen wird das zu viel mahnender Finger sein, dem anderen zu wenig. Klar ist aber, dass hier ein guter und sicher auch wichtiger Ansatz in die Mittelmäßigkeit abgleitet, weil alles, was sich um diese Botschaft herum bewegt, nicht konsequent und schwach inszeniert ist oder wenig logisch erscheint.