Als Jugendliche gab es kaum einen Begriff, der uns mehr bedeutete als „sturmfreie Bude“.
Ein paar Stunden (Tage, Wochen) ohne nervige Geschwister und penetrante Eltern waren Gold wert.
Die Hauptfigur in DAS VERSTECK sieht das ähnlich…und hilft nach.
Worum geht es in DAS VERSTECK?
Erzählt wird die Geschichte von Teenager John, der die üblichen, aber eigentlich harmlosen Probleme mit seiner Familie hat und über vieles nachdenkt. Auch wie es ist, erwachsen zu sein.
Als er auf dem Grundstück eines Nachbarn ein großes Loch im Boden entdeckt, das zu einem unfertigen Betonbunker gehört, schmiedet er einen Plan, um seine Schwester und Eltern loszuwerden.
Schaut man auf den Cast, stellt man fest, dass mit Michael C. Hall (DEXTER) und Taissa Farmiga (THE NUN) zwei prominente Darsteller im Loch sitzen und man Charlie Shotwell, der John spielt, zum Beispiel aus THE NIGHTINGALE oder ELI kennt.
DAS VERSTECK braucht Ruhe und bietet keine Action
DAS VERSTECK greift hingegen zwar ein spannendes Gedankenspiel auf, dass John schonungslos umsetzt, ist aber kein Horrorfilm, sondern ein Coming-of-Age-Drama, wenn auch mit ein paar düsteren Anleihen. Dazu zählt nicht nur, dass der Jugendliche, der ohnehin etwas spooky wirkt, seine Familie betäubt und in ein dreckiges kaltes Betonloch wirft, sondern auch die Experimente, die er mit seinem Kumpel durchführt und bei denen der eine den anderen so lange unter Wasser drücken muss, bis der „etwas sieht“.
Ansonsten ist DAS VERSTECK aber eben eine ruhige Sache geworden, die manchmal auch JOHN ALLEIN ZU HAUS heißen könnte und zeigt, was ein 13jähriger tut, wenn keiner da ist. Das ist in diesem Fall aber nie lustig, mitunter unspektakulär und in Johns Fall oft nachdenklich.
Während John sein Experiment auf seine Art durchlebt, haben es die anderen drei Familienmitglieder deutlich schwerer. Zwar besucht er sie von Zeit zu Zeit, aber Tristesse, Hunger und Kälte zehren an ihnen. Und doch lohnt es sich auch hier genauer hinzusehen, denn in dieser ungewöhnlichen und unangenehmen Lage scheinen die drei auch ihre Beziehung und Umgang zu überdenken.
Mal ehrlich, willst du nicht auch manchmal deine Familie in ein Kellerloch sperren?
Man kann erahnen, dass ein Film wie DAS VERSTECK nicht jeden anspricht und zur weiteren Verwirrung trägt sicher eine zweite Nebengeschichte bei, die parallel erzählt wird und in der eine Mutter entscheidet, dass ihre Tochter nun alleine zurückbleiben soll.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Film in Cannes lief und deutlich mehr Kunst als Mainstream ist. Es gilt daher auf Details zu achten und wer Action sucht, wird den Tag verfluchen, an dem er ihn sah. Die äußeren Ereignisse sind mager, die inneren Entwicklungen sind es, die DAS VERSTECK ausmachen.
Die Kameraarbeit ist zu loben und die Schauspieler beweisen, dass sie auch abseits von Horror und Thrillern gut klarkommen. Doch auch wer das zu schätzen weiß und mit der nötigen Aufmerksamkeit und Ruhe an das Werk herantritt, könnte am Ende die Frage aufwerfen, ob es nun wirklich 100 Minuten brauchte, um uns, John und den inzwischen sehr schmutzigen Familienmitgliedern klarwerden zu lassen, was man aneinander hat.
Fazit:
Dass auf der Disc von DAS VERSTECK der Trailer von SWALLOW läuft, ist als Hinweis zu verstehen. Der ist zwar inhaltlich anders gelagert, dürfte aber ein vergleichbares Publikum ansprechen. Wie erwähnt macht DAS VERSTECK nur für Fans des leisen Dramas Sinn.