Gene Jones ist ein guter Schauspieler, aber obwohl der Herr aufs Rentenalter zusteuert, nur den wenigsten bekannt. Dabei konnte man ihn in den letzten Jahren in namhaften Filmen wie THE HATEFUL EIGHT, NO COUNTRY FOR OLD MAN oder dem Thriller THE SACRAMENT als charismatischen Sektenführer erleben.
Aber Jones brachte es in seinem Berufsleben „nur“ auf 27 Rollen, von denen er die meisten in den letzten 5-6 Jahren spielte.
In DEMENTIA darf er gleich eine Hauptrolle füllen, die des alternden Vietnamveteranen George, der nach einem Schlaganfall an Demenz leidet und auf die Hilfe seines entfremdeten Sohns und seiner Enkelin angewiesen ist. Denen kommt es ganz recht, dass sich schon bald eine Krankenschwester vorstellt, die der Familie ihre Dienste anbietet.
Doch irgendetwas stimmt mit der Dame nicht…oder ist es George, dessen Sinne verrückt spielen?
Im US-Kino der 80er war der Vietnamkrieg naturgemäß allgegenwärtig und diente – nicht nur durch RAMBO – der seelischen Aufarbeitung. Heute ist das Thema – ebenso naturgemäß – weniger präsent, weswegen DEMENTIA durch seine Rückblicke etwas anachronistisch erscheint. Andererseits ist das kaum ein Argument für oder gegen den Film.
Was hingegen für den Film spricht ist das Thema Demenz, das im Horrorfilm/Thriller noch nicht oft genutzt wurde und THE TAKING OF DEBORAH LOGAN, der das ebenfalls aufgreift, ist in Deutschland noch nicht erschienen.
Da kommt es dann zu einer Szene, in der George unsicher ist, ob er eine Gewalttat verübt hat. Liegt es an den Medikanten? Oder erzählt ihm sein Umfeld Quatsch.
Was wiederum gegen DEMENTIA spricht ist sein typischer Indie-Style, der vor sich hinplätschert, aber weder durch inhaltliche Finesse noch durch groben Horror glänzt. Nichts gegen Indie-Filme, die oft genug die Einfältigkeit des Mainstreams in den Schatten stellen, aber lange Szenen und belanglose Musik sind nur selten eine Bereicherung.
Obwohl gleich vier Autoren aktiv waren, kann man sich des Eindrucksnicht erwehren, dass die knapp anderthalb Stunden etwas viel für das Drehbuch waren und der Film auch dann noch versucht geheimnisvoll zu sein, wenn das Offensichtliche auf der Hand liegt. Damit gewinnt man Zeit, keine Fans.
Es bleibt aber dabei, dass Gene Jones ein guter Schauspieler ist, der durch Horror-Dauergast Kristina Klebe (THE DEMON HUNTER, HALLOWEEN, PROXY) ordentlich supportet wird. Vor allem sind beide Charakter ambivalent angelegt, was dem Zuschauer dann doch bei der Stange hält und das bleibt bis zum Ende so.
Fazit: Licht und Schatten, in Summe Mittelmaß.