Review: ELI (2019)

Eli netflix news
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Redaktion: 4.5

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4.1/10 (7)

Darsteller: Charlie Shotwell, Kelly Reilly, Max Martini
Regie: Ciarán Foy
Drehbuch: David Chirchirillo, Ian Goldberg, Richard Naing
Länge: 98 min
Land:
Genre: , ,
Veröffentlichung: 18. Oktober 2019 (Netflix)
Verleih/ Vertrieb: Netflix

 

Ein Junge namens David Vetter wurde in den 70er und 80er Jahren als „Bubble Boy“ bekannt, weil er aufgrund einer Immunschwäche in einer Kunststoffhülle leben musste.
Dieser oder ähnliche reale Fälle dürften den Netflix-Streifen ELI wohl zu der für einen Horrorfilm ungewöhnlichen Geschichte inspiriert haben. eli netflix review

Dort ist es Titelfigur Eli, der ebenfalls nur unter großen Schutzmaßnahmen in steriler Umgebung überleben kann, weil sonst die ganz normalen Umwelteinflüsse schwerwiegende Reaktionen auslösen würden.
Doch es besteht Hoffnung. In einer abgelegenen medizinischen Einrichtung konnte Dr. Isabella Horn schon einigen Menschen wie ihm helfen.
Das alte Gebäude, in das Eli mit seinen Eltern für die Therapie umzieht, wurde entsprechend umgebaut und ist keimfrei, sodass der Patient zum ersten Mal seit Jahren aus seinem Schutzanzug schlüpfen kann. Zunächst erscheint alles wunderbar, doch während die Maßnahmen voranschreiten, beginnt Eli schreckliche Dinge zu sehen und zu erleben. Sind dies nur Nebenwirkungen? Oder hat die alte Villa noch andere Geheimnisse.

ELI sollte angeblich zunächst im Kino laufen, vermittelt aber eher den Eindruck fürs TV produziert worden zu sein und kommt wie ein typischer Netflix-Horrorfilm daher, zwar nicht billig, aber immer bemüht nicht anzuecken und daher recht glatt.
Die Basis, nämlich Elis Krankheit, spielt zwar fast durchgängig eine Rolle, gerät aber zunehmend aus dem Fokus, bis man sich am Ende sogar fragt, was das Ganze überhaupt sollte.
eli - Thrillandkill (Horrorfilme und Thriller)
Davor weiß der Streifen aber mit ansehnlichen Gruseleinlagen zu gefallen. Sicher, hier erfindet niemand das Rad neu, aber ein paar Gänsehautmomente sind da und dagegen ist absolut nichts zu sagen.
Allerdings fällt schon früh auf, dass Regisseur Ciarán Foy (CITADEL, SINISTER 2) zwar einerseits auf bewährten Herrenhaus-Spuk setzt, andererseits dem trockenen medizinischen Thema verpflichtet ist und so tut man so, als könnten all die alten Holzbalken der Villa und sogar selbst das atmosphärische Kaminfeuer so keim- und allergenfrei gestaltet werden, als wäre man in einem modernen Labor.
Das ist sicher ein Detail, das man überschauen kann, es ist aber symptomatisch für unausgegorene Gedankengänge.

Obacht, hier folgen dann einige kleinere und größere SPOILER:
Erwähnenswert wäre beispielsweise auch der Moment, als Eli das von Geisterhand geschriebene Wort LIE (Lüge) auf dem Kopf stehend als Zahlenfolge entziffert. Wer das „Redrum“ in eli 2

Lächerlicher ist nur das Finale, wo aus der Bubble Boy-Story mit Geister-Background dann auch noch eine Exorzisten-Geschichte wird, die nicht nur unpassend erscheint, sondern plötzlich die Frage aufwirft, was dieser Humbug, der uns bis dahin aufgetischt wurde, denn sollte.
Elis Mutter hat sich also vom Teufel selbst schwängern lassen, der Vater wusste Bescheid, die Ärztin auch. Das geheimnisvolle Mädchen, mit dem sich Eli durch die Scheibe hindurch unterhält, weiß sogar am meisten, aber weder Freund noch Feind haben es für nötig gehalten früher einzugreifen und stattdessen die Lage eskalieren lassen.

Ein wiederkehrendes Phänomen bei Filmen ist, dass mehr als ein oder zwei Drehbuchautoren die Story verderben und die drei Herren, die das Skript für ELI schrieben, belegen das. Offenbar hatte jeder ein Mitspracherecht, abgesprochen hat man sich hingegen nur bedingt und auf sinnige Handlungsstränge hat schon mal gar keiner geachtet.

Was ELI davor rettet, noch mehr abzustinken, ist das passable Acting, ein anständiger Look, die Tatsache, dass er handwerklich solide daherkommt und die schon erwähnten Gruselmomente.
Wer bereit ist, sein Hirn vor Betreten dieser dünnwandigen Seifenblase abzugeben, wird also vielleicht sogar Spaß haben, wer aber etwas genauer hinsieht, findet eine Menge Dreck in der Reinraumkapsel.

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