Die Netflix-Serie EQUINOX basiert auf dem Podcast EQUINOX 1985 der dänischen Autorin Tea Lindeburg, die auch aktiv an der Gestaltung der Serie teilgenommen hat. Die Mystery-Serie mit Thriller-Elementen wurde am 30. Dezember 2020 veröffentlicht.
Der Name der Serie ist die englische Bezeichnung für die Tagundnachtgleiche, also jene Tage im Jahr, an denen Tag und Nacht die gleiche Länge haben.
Inhalt von EQUINOX
Im Jahr 1999 verschwinden 21 Abschlussschüler*innen auf mysteriöse Art und Weise. Eine von den Verschwundenen ist Astrids Schwester Ida.
Als Erwachsene ist Astrid bei einem Radiosender tätig und bekommt während ihrer Sendung einen Anruf, in dem der Anrufer ihr von ihrer vermissten Schwester erzählt. Astrid beginnt eigene Nachforschungen anzustellen.
Resümee zu EQUINOX
Die sechsteilige Serie wurde im Vorfeld oft mit der deutschen Serie DARK verglichen, die im letzten Jahr ihren Abschluss gefunden hat. Gleich vorweg: EQUINOX ist mit DARK nicht zu vergleichen. Die einzigen Gemeinsamkeiten sind, dass es sich um Mystery-Serien handelt und es es verschwundene Menschen gibt. Wer die Serie aber mit der Erwartung anschaut ein weiteres Mal in eine derart komplexe Geschichte wie DARK einzutauchen, wird enttäuscht werden.
Die Handlung von EQUINOX ist spannend angelegt. In den ersten Episoden werden eine Menge Fragen aufgeworfen, die während Astrids Nachforschungen – sowie einiger Flashbacks zu Idas Erlebnissen vor dem Verschwinden – nach und nach beantwortet werden sollen. Die Umstände des Verschwindens laden zum selbst Nachdenken ein und sorgen für den nötigen Anreiz um die Serie weiter zu verfolgen. Leider bleiben zum Schluss von EQUINOX viele Fragen unbeantwortet und das Ende selbst wirft ebenfalls weitere auf. Gut möglich, dass damit noch Stoff für eine zweite Staffel vorbehalten werden soll, etwas frustrierend ist dies jedoch trotzdem. Zumal das Ende auch wie eine kurzentschlossene Idee wirkt und nicht ganz zum Rest der Serie passt.
Leider gibt es in EQUINOX einige Logikfehler im Plot. Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass Astrid im Verlauf der Serie anscheinend vollkommen unbehelligt aus einer psychiatrischen Anstalt herausspazieren kann. Die Fehler sind alle für sich genommen nicht riesig, addieren sich jedoch und stören dann doch etwas.
Die Serie schafft es gut die Entwicklung von Astrid zu zeigen. Während sie zunächst einen stabilen Eindruck macht, bröckelt diese Fassade nach und nach immer mehr. Sie wird unsicher, driftet immer mehr in ihre Visionen ab und wirkt teils wie besessen von der Tatsache, dass Ida wie vom Erdboden verschluckt ist. Ab und an kommt der Verdacht auf, dass Astrid langsam aber sicher ein eine psychische Krankheit abrutscht, während sie sich mit heidnischen Ritualen um die Tagundnachtgleiche, der Geschichte von Göttin Ostara und dem Hasenkönig und natürlich Idas Verschwinden beschäftigt. Das ist in EQUINOX äußerst geschickt umgesetzt.
Anleihen an anderen Werken
Die Machart von EQUINOX erinnert teils an andere Serien. Da wären zum einen die Zeitsprünge, die gezwungenermaßen nach dem Marketing an DARK erinnern, zum anderen die Darstellung der sogenannten Höhle, die an das Upside Down von STRANGER THINGS angelehnt scheint. Die ein oder andere wird durch die heidnischen Rituale wahrscheinlich an MIDSOMMAR denken müssen. An sich sind Anleihen an bereits bestehenden Werken nicht schlimm, trotzdem hätte EQUINOX ein wenig mehr Originalität gut getan. Dadurch hätten auch unfaire Vergleiche verhindert werden können.
Handwerklich gesehen ist EQUINOX in Ordnung. Es gibt keine offensichtlichen Schwächen, allerdings auch keine herausragenden Leistungen. Das lässt sich auf Bild, Ton und größtenteils auch Schauspiel beziehen.
EQUINOX ist eine Serie, die zwar unterhaltsam ist, zum Ende hin aber leider stark schwächelt. Nichtsdestotrotz kann man sich die sechs Episoden der dänischen Produktion anschauen und lernt dabei durch die aufgegriffenen Mythen noch etwas über die Entstehung des Osterhasen.