Es war das Jahr des Tom Hardy, der neben MAD MAX: FURY ROAD auch mit KIND 44 in den Kinos vertreten war und damit den zweiten Film abliefert, der grenzwertig zu dem passt, was wir abdecken. Zwar ist die Jagd nach einem Serienmörder in KIND 44 das Hauptmotiv, dennoch handelt es sich hierbei nicht um einen üblichen Thriller.
Inhalt: Das stalinistische Russland in den 50er Jahren. Morde gibt es gemäß Vorgabe der Regierung nicht, denn die würden nicht ins kommunistische System passen. Und als die Leiche eines Jungen in der Nähe eines Bahngleises gefunden wird, muss MGB-Agent Leo Demidov (Hardy) seinem alten Kriegskameraden und Vater des Opfers mitteilen, dass es sich um einen Unfall handelte. Kurz darauf wird Leo in eine kleine Stadt versetzt, doch hier ereignet sich ähnliches und er kann die Augen nicht länger vor der Realität verschließen.
Anfangs wirkte KIND 44 etwas zerfahren und kommt mit raschen Zeitsprüngen daher. Dass der Film Leo dabei andichtet bei der Erstürmung des Reichstags dabei gewesen zu sein, ist ein lustiges Detail mit Bezug zur Weltgeschichte, letztlich aber völlig unnötig.
Glücklicherweise fängt man sich rasch und wer starbesetztes Kino mit ernsthaften Akteuren will, wo etwa ein Vincent Cassel nur eine kleine Nebenrolle ausfüllt und neben Hardy auch Noomi Rapace und Gary Oldman zum Hauptcast gehören, liegt hier goldrichtig. Ebenfalls all jene, die einen Einblick in die kommunistische Sowjetunion werfen wollen, wo so viel Angst geschürt wird, bis selbst die größten Ungereimtheiten zueinander passen.
Nun mag man behaupten, dass kapitalistische Hollywoodproduktionen in den seltensten Fällen wohlwollend gen Russland blicken, inzwischen dürfte sich aber auch herumgesprochen haben, dass der kalte Krieg vorbei ist und auch schon war, als der Engländer Tom Rob Smith die Romanvorlage schrieb.
Historische Fakten nutzt Smith bzw. der Film nicht nur in politischer Hinsicht, auch die Morde sind –zumindest lose- von den realen Taten des Andrei Tschikatilo inspiriert, auch wenn dieser deutlich später aktiv war.
Auf grimmige Details verzichtet der Film aber nahezu vollständig. Weder den Tötungsakt selbst, noch grausam entstellte Leichen werden geboten, was KIND 44 für Voyeure unattraktiv machen dürfte.
Brutal wird es hier und da trotzdem, etwa wenn Leo und Gattin Raisa (Noomi Rapace) selbst in Gefahr geraten. Wer Rapace für ihre Darstellung von Lisbeth Salander mochte, wird feststellen, dass sie auch hier nicht zu der Sorte Frau gehört, die den Männern nur beim Kampf zusieht.
Fazit: Ein Film, der eine Sichtung verdient hat, Schubladen wie Horrorfilm oder Thriller sollte man dabei aber außen vor lassen.