Auf die Schnelle: LIGHT OF MY LIFE erinnert an einen weniger depressiven THE ROAD.
In beiden Fällen zieht ein Vater mit einem Kind durch ein Land nach dem Ende der heutigen Zivilisation.
Die Parallelen sind offensichtlich, die Unterschiede stecken im Detail.
Story:
Die Hälfte der Weltbevölkerung ist tot…und zwar alle erwachsenen Frauen.
Etwa ein Jahrzehnt später zieht ein Vater mit seiner Tochter Rag, die er als Junge tarnt, durch Amerika.
Die beiden suchen ein Zuhause, aber in einer Welt, in der Frauen (fast) nicht mehr existieren, bestehen viele Gefahren für ein weibliches Wesen.
Schon die ersten Minuten geben dem Zuschauer die Gelegenheit abzuwägen, ob er LIGHT OF MY LIFE weitersehen möchte oder nicht. Hier unterhalten sich Vater und Tochter minutenlang vor dem Einschlafen über eine Geschichte, die an die Arche Noah erinnert.
Das macht im Kontext der Gesamtstory Sinn, animiert aber dazu, sich zu den beiden zu legen und langsam wegzudösen.
Actionhelden wird das keinen Spaß machen, zumal sich das Tempo des Films lange nicht erhöht.
Zunächst scheint die Welt im Film aber nicht so übel wie man das aus ähnlichen Filmen kennt und ein Stück weit besteht die Zivilisation weiter. Dass es keine Frauen mehr gibt, wird vor allem dem frauenfeindlichen Macho gefallen…zumindest so lange, bis ihm Mutti nicht mehr die Unterhosen wäscht.
Dass dieses neue Leben aber Gefahren bietet, zeigt sich anfangs vor allem durch einstudierte Vorsichtsmaßnahmen der beiden Hauptfiguren, die beispielsweise stets Fluchtrouten aus Gebäuden planen.
Zwar wird die latente Bedrohung später deutlicher (inklusive einiger real anmutender Kämpfe ums nackte Überleben), LIGHT OF MY LIFE bleibt aber wie THE ROAD ein ruhiger Film, der oft schon fast philosophisch wirkt.
Casey Affleck spielt den nur als „Dad“ benannten Vater und überhaupt ist der Film durch und durch von Affleck geprägt, der auch das Buch schrieb und Regie führte. Während Filme, die von mehreren Regisseuren und Autoren zusammengebastelt werden, oft wie Stückwerk wirken, scheint dieser wie aus einem Guss. Trotzdem wäre es wünschenswert gewesen, dass jemand Affleck hier und da ins Gewissen redet, wenn der mit seiner Vision übers Ziel hinausschießt.
Übrigens, auch wenn das Sterben aller Frauen kurz-, mittel- und langfristige Konsequenzen hätte, die zwangsläufig zum Aussterben der Menschen führen, darf man sich fragen, ob die verbleibende männliche Bevölkerung innerhalb nur eines Jahrzehnts derart verroht, wie es der Film zeigt.
Schauspielerisch ist das Werk aber gelungen und das ist eben auch wieder Afflecks Mitverdienst, der zuletzt in dem ebenfalls sehr ruhigen A GHOST STORY sogar unter einem Bettlaken glänzte.
Die Beziehung zwischen Dad und Rag erscheint authentisch und zeigt die beiden in nachdenklichen (was wird aus Rag, wenn Dad nicht mehr da ist), lustigen (wenn Dad seine Tochter aufklärt) und ernsten (wenn Männer in ihren Unterschlupf eindringen) Situationen. Dazwischen gibt sich die Heranwachsende auch einfach mal zickig bzw. der Vater als Besserwisser und auch das nimmt man den beiden ab.
Doch wofür das alles?
Trotz der fehlenden Frauenquote, bietet LIGHT OF MY LIFE wenig, das man nicht schon gesehen hätte und um nochmals den Vergleich zu bemühen: THE ROAD war die intensivere Erfahrung.
SPOILER: dass der Film wenig zielgerichtet ist, zeigt auch das Ende.
Wenn man Afflecks Film einfach unter der Prämisse betrachtet, dass der Weg eben das Ziel ist, wenn man sich auf die ruhige Erzählweise einlassen kann und wenn man zudem (anders als dieses Review) auf zu viele Vergleiche verzichtet, gibt es einige Argumente LIGHT OF MY LIFE zu sehen. Zugegeben, das sind einige Wenn.