Review: LOCKDOWN TOWER (2022)

lockdown tower review
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 5.5

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2/10 (1)

Darsteller: Angèle Mac, Hatik, Ahmed Abdel Laoui
Regie: Guillaume Nicloux
Drehbuch: Guillaume Nicloux
Länge: 86 min
Land:
Genre: ,
Veröffentlichung: 25. August (DVD, BD, Mediabook)
Verleih/ Vertrieb: Capelight
FSK: ab 18

Man nehme eine Gruppe mehr oder weniger wild zusammengewürfelter Menschen und bringe sie in eine (räumlich) ausweglose Situation.
Dies ist seit Jahrzehnten ein beliebtes Fundament für Horrorfilme und genau der Ansatz, in den uns der beklemmende LOCKDOWN TOWER mitnimmt.

Worum geht es in LOCKDOWN TOWER?
Um ein Hochhaus in Frankreich legt sich plötzlich ein schwarzer Schleier, der jeden Kontakt zur Außenwelt abbricht. Jeder, der versucht hinauszugelangen stirbt.
Und da auch von draußen keine Hilfe zu erwarten ist, müssen sich die unterschiedlichen Persongruppen mit sich und dem arrangieren, was sie haben.
Es ist absehbar, dass da gewaltsame Konflikte vorprogrammiert sind.

Filme wie DER NEBEL oder der ebenfalls französische A BREATH AWAY machten es vor: es ist ungesund hinauszugehen. LOCKDOWN TOWER geht aber noch einen Schritt weiter: es ist nicht nur gefährlich, du kannst schlicht nicht hinaus. Wenn du deine Hand hinausstreckst, wirst du deine Finger verlieren.

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Warum? Das interessiert den Film nicht weiter. Auch auf die Gefahr hin, dass sich jemand bespoilert fühlt, wer dieser Frage nachgeht, weiß am Ende so wenig wie am Anfang. Das liegt auch daran, dass es weder andere Menschen in das Hochhaus gelangen, noch wir als Zuschauer je was anderes sehen als die Wohnungen der Bewohner.

Dass diese Siedlungen gewisser französischer Bereiche nicht von den einfachsten Menschen bewohnt werden, sieht man hin und wieder in den Nachrichten oder zumindest, wenn man DIE HORDE geschaut hat.
Oder anders ausgedrückt: wenn du die Wahl hast, willst du dort nicht leben. Noch weniger willst du aber mit diesen Menschen eingesperrt sein.

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Horror? Nur mit Abstrichen

Wer allerdings eine völlige körperliche Eskalation mit blutigen Details erwartet, wird wohl enttäuscht. Regisseur Guillaume Nicloux ist kein typischer Horror-Macher und sagt selbst, dass dies sein erster Horrorfilm ist. Wenn man kleinkariert genug ist, wird man dem Werk dieses Label aber auch noch absprechen, denn es folgt nicht unbedingt der klassischen Horrorstruktur.

Dass wir hier thematisch düsteren Stoff sehen, der auch Gewalt zeigt und sich seine FSK 18 zu Recht abholt, ist nicht zu bestreiten, LOCKDOWN TOWER hat aber keine echten Helden und Bösewichte, spielt über einen längeren – nicht definierten – Zeitraum und drückt die Brutalität nicht in den Vordergrund. Vor allem, wenn man ihn mit den harten Brocken der New French Extremity vergleicht.

Stattdessen ist dem Film anzumerken, was der deutsche Titel andeutet und Guillaume Nicloux bestätigt: die Story ist aus der Corona-Lockdown-Zeit entstanden, als Menschen weltweit daheim saßen und sich wohl etwas wie die Figuren im Film fühlten.

Dass auch das zu inneren und äußeren Spannungen führte, ist mindestens rückblickend bekannt. Die häusliche Gewalt nahm zu, die Gesellschaft trennte sich in Denker und Querdenker.
Leider liefert LOCKDOWN TOWER dafür keine passenden Analogien, sondern thematisiert eine Zusammenrottung der Bewohner nach Hautfarben. Dies spielt sicher in einem solchen Gebäude grundsätzlich eine Rolle, weicht aber vom Grundgedanken ab.

Lockdown-Tower-2022

LOCKDOWN TOWER kämpft mit einer Unzahl von Figuren

Dass in einem solchen Betonklotz sehr viele Menschen wohnen, liegt in der Natur der Sache, aber der Film versäumt es, einige von ihnen in der Form herauszupicken, dass man sich mit ihnen identifizieren könnte.

Auch an anderer Stelle wirkt die Geschichte, als habe man sie zwar auf das Fundament einer nicht ganz neuen, aber guten Idee gestellt, dann aber nicht mehr weiter nachgedacht.
Denn dass die isolierten Menschen irgendwann keine Nahrung mehr haben und Hunde, Katzen, sogar Babys verzehren, ist zwar ein stimmiges und grimmiges Detail. Die Frage ist nur, wie man den sogar erhöhten Bedarf an Nahrung für die Hunde-, Katzen- und Menschenmütter bekommt, die immer weitere Nachkommen für den „Fleischmarkt“ produzieren.

Achtung Spoiler:
Wer schon damit ein Problem hat, dass nie erläutert wird, was diese schwarze Masse ist, die die Menschen gefangen hält, wird mit dem Ende vermutlich auch nicht warm. Das hat nämlich weder einen Ausweg, noch Antworten, nicht einmal ein eskalierendes Finale, sondern endet einfach und unerwartet, nachdem eine Mutter ihrem Kind eine Geschichte erzählt.
Diese wiederum mag man als Analogie deuten, so wie man die gesamten Ereignisse im Film als Spiegel auf das Seelenleben von Lockdown-„Opfern“ verstehen mag. Zumindest letzteres ist aber weit hergeholt.

Fazit:
Während der Film technisch und schauspielerisch nicht zu bemängeln ist, dunkel, klaustrophobisch und zunehmend verwahrlost erscheint, ist das Drehbuch unausgegoren und eher der emotionale Zustand des Autors zu Corona-Zeiten als aufbereitetes Filmmaterial. LOCKDOWN TOWER hätte als Horrorfilm oder übernatürliche Sozialstudie funktionieren können, stattdessen verliert er sich jedoch in einer Unmenge Figuren, denen man sich als Zuschauer so gut wie nie annähert.

 

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