Justin Benson und Aaron Moorhead gehören zu den besonderen Filmemachern im Genre.
Nicht nur führen sie fast immer gemeinsam Regie, spielen des Öfteren größere Rollen in ihren eigenen Filmen und kümmern sich auch noch um Effekte, Kamera, Schnitt und Produktion, es ist vor allem die Machart ihrer Werke, die sie von der Konkurrenz abhebt.
Statt nacktem Grauen dominiert Mysteriöses, statt lauten Jumpscares kosmische Wirren, statt platter Figuren echte Charaktere. Kein Wunder also, dass das Gespann auch über 10 Jahre nach dem Erstling RESOLUTION zwar einen guten Ruf genießt, den aber nur bei der vergleichsweise kleinen Gruppe Menschen, die das sehen wollen.
Auch SOMETHING IN THE DIRT wird Benson und Moorhead nicht in neue kommerzielle Gefilde schießen, gibt Fans nach dem (für ihre Verhältnisse) gewöhnlichen SYNCHRONIC aber einmal mehr einzigartig-typische Kost.
Worum geht es in SOMETHING IN THE DIRT?
Als Levi in ein Apartment in Los Angeles zieht, lernt er schnell Nachbar John kennen. Die beiden freunden sich an und als sie unerklärliche Lichtphänomene in einer der Wohnungen bemerken, beschließen sie diese zu dokumentieren und damit hoffentlich reich zu werden.
Doch das Projekt gestaltet sich schwieriger als zunächst angenommen…
SOMETHING IN THE DIRT ist eine ko(s)mische Satire
Wenn auch schon angedeutet: SOMETHING IN THE DIRT enthält sehr wenig Thrill und sehr wenig Kill.
Auch wenn die paranormalen Ereignisse in einem mittelprächtigen LA-Komplex rudimentär an PARANORMAL ACTIVITY: DIE GEZEICHNETEN erinnert, ist SOMETHING IN THE DIRT vielmehr gesellschaftliche Satire und Guerilla Filmmaking.
Denn Justin Benson und Aaron Moorhead übernehmen die Hauptrollen und sind bis auf wenige kleine Nebenrollen Skelett und Muskel des Films. Die Locations wirken so realistisch, weil sie es womöglich sind, die Dialoge – von denen es viele gibt – so natürlich, weil es gut sein kann, dass hier viel improvisiert wurde.
Fast scheint es, als hätten sich die beiden Darsteller ihre jeweilige Figur ausgedacht, ohne dem anderen zuvor davon zu erzählen und dann die Kamera eingeschaltet.
Das Ergebnis ist für den Zuschauer zwar nicht ganz so lustig, wie es für die Darsteller sein dürfte, aber gerade Levis Charakter der offenbar mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geriet und Loser schreit, wird amüsant verkörpert.
Der Corona-Wahnsinn wirft seine Schatten
Da passt es auch, dass die beiden Dödel an jeden Verschwörungstheoretiker, QAnon-Anhänger, Schwurbel-Köpfe oder jene leichtgläubige Menschen erinnern, die in paranormalen Foren aufgeregt um Rat fragen, weil ihre Socken komisch riechen.
Gedreht wurde zur Corona-Zeit, man kann also erahnen, dass sich der Wahnsinn auf Inhalte und Drehbedingungen auswirkte.
Das ist aber sowohl Fluch als auch Segen für SOMETHING IN THE DIRT.
Einerseits verfügt der Film über zahlreiche kreative Augenblicke, die zudem Brücken zu früheren Werken der Macher schlagen, und hat stets ein Zwinkern gegenüber Los Angeles und der aktuellen Gesellschaft übrig; andererseits führt das nirgendwohin.
Dass unsere beiden Anti-Helden von Geistern, zu Aliens zu „etwas im Dreck“ und allem Möglichen abdriften, ist dabei zwar unterhaltsam, in Summe aber auch zu lange und weder spannungs- noch storyfördernd.
Fazit: Dass man bei Benson und Moorhead Überraschungen erlebt, ist klar und der originelle Ansatz des Films ist zu loben. Die Umsetzung hätte aber – trotz vorhandener Trademarks – knackiger sein dürfen. Fans des Duos sollten trotzdem einen Blick riskieren, wem die beiden Namen bis zum Lesen dieser Kritik aber nichts sagten, steigt besser mit einem anderen Film ein.