Review: MIDNIGHT MASS (2021) (Serie)

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BEWERTUNGEN:
Redaktion: 7.5

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6.3/10 (4)

Darsteller: Kate Siegel, Zach Gilford, Samantha Sloyan, Kristin Lehman, Annarah Cymone, Annabeth Gish
Regie: Mike Flanagan
Drehbuch: Mike Flanagan
Länge: 450 min.
Land:
Genre: , ,
Veröffentlichung: 24. September 2021 (Netflix)
Verleih/ Vertrieb: Netflix

Die neue Serie von DOCTOR SLEEPS ERWACHEN oder auch BEFORE I WAKE Regisseur Mike Flanagan wurde mit Erwartungen behaftet. Die Story scheint auf den ersten Blick nicht sonderlich geheimnisvoll oder neu. Aber eben auch nur auf den ersten Blick. 

Story

Die Geschichte dreht sich um eine kleine isolierte Inselgemeinde, die jeden Tag um ihren Erhalt fürchtet. Die Ankunft eines jungen Mannes und die eines charismatischen Priesters bringen Freud und Leid, in einem Ausmaß, welches mit zunehmenden unerklärlichen und scheinbar wundersamen Ereignissen zusammenfällt, über die Inselbewohner.

Riley Flynn lebt mit seiner Schuld und verbüßt diese über Jahre im Gefängnis. Am Tag seiner Entlassung kehrt er in seine Heimat, auf die Insel Crocket Island, zurück. Die Bewohner dort verdienen ihren Lebensunterhalt als Fischer und verkaufen ihren Fang auf dem Festland. Nach einer großen Öl-Katastrophe erholt sich der Fischbestand nur schwer und jede Familie nagt am Hungertuch.

Riley fällt es schwer, sich wieder in die Familie und die Gemeinde einzugliedern, was nicht nur an ihm liegt, denn die gesamte Insel hat einen fast fanatischen Glauben an Gott, verurteilt Riley also für seine Tat und misstraut ihm. Der junge Mann war einst selbst gläubig und half dem Insel Pfarrer bei seinen Messen und Gottesdiensten. Die Jahre im Gefängnis zeigten Riley aber, dass es für ihn keinen Gott gibt, und er schwört jeglicher Religion ab, ganz zum Ärger seiner Familie. Die einzige Verbündete auf der Insel, die ebenfalls nach langer Zeit zurück findet, ist Erin Green.

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Ein Trauerspiel

Wenn Riley auf der Insel ankommt, legt sich sogleich eine depressiv bedrückende Stimmung über den erhofften Sehspaß. Alte marode Fischerboote säumen den Strand und es ist fast so, als könnte man den Alkoholkonsum der Fischer riechen. Was die Atmosphäre anbelangt, hat Mike Flanagan also schon mal alles richtig gemacht.

Die Frage ob der Regisseur es geschafft hat, seine Filme DAS SPIEL und HUSH, in denen MIDNIGHT MASS eine Rolle spielt, zu verknüpfen, stellte sich aber auch recht schnell. Ohne zu viel zu verraten sei gesagt, dass es auf verschiedene Weise Verbindungen gibt, aber letztlich keine dafür sorgt, dass man, ohne die genannten Filme gesehen zu haben, im Dunkeln tappt. (Mini-Spoiler: Erinnert euch an den Eindringling in DAS SPIEL)

Viel mehr zeigt uns MIDNIGHT MASS, dass Mike Flanagan nach wie vor großer Stephen King-Fan ist, denn viele Szenen und Kamera-Einstellungen erinnern an Kings Werke.

Slow Burn und viele Emotionen

Typisch für Flanagan ist seine Erzählweise. Die Story wird langsam aufgebaut, ein Twist reift langsam, um sich später mit voller Kraft zu entfalten. Erwähnenswert ist bei MIDNIGHT MASS allerdings, dass selbst die Auflösungen mit bedacht und Ruhe gezeigt werden und funktionieren. Eine weitere Glanzleistung sind die Dialoge, die in minutenlangen Monologen gipfeln und nicht nur Emotionen transportieren, sondern den Zuschauer nachhaltig zum Denken bringen.

Religion

Habe ich die Bibel falsch verstanden? Diese Frage stellt sich eventuell Jemand. Im Grunde ist es so, dass sich jeder aus dem Buch Gottes herausziehen kann, was in das eigene Verständnis passt. Auch wenn man nicht gläubig ist, gibt es wohl Passagen, die man in das eigene Leben übertragen kann: 

Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

In MIDNIGHT MASS finden wir eine Fülle solcher Texte, gesungenen Liedern, Gebeten, die die Atmosphäre der Serie noch weiter unterstützen und aufzeigen, wie stark man sich einer unsichtbaren höheren Macht hingeben kann. Und, wie hoffnungslos man sich darin verrennen kann.

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Monster?

Ja, die gibt es hier. Nur anders als erwartet sind die Bösen hier nicht unbedingt die die wir erwarten. Egal wie groß die Bedrohung von etwas Übernatürlichem ist, der Mensch ist und bleibt das größte Monster.

Und damit sind wir bei der Besetzung, bei der die Leistung von Samantha Sloyan (SPUK IN HILL HOUSE) besonders hervorsticht. Ich möchte sagen, ihr Charakter Bev Keane ist der anstrengendste, der mir persönlich seit langer Zeit untergekommen ist. Im Gesamten passt der Cast gut und ist zu jeder Zeit glaubhaft. Ein paar Synchronisationen sind nicht passend, aber darüber lässt sich hinwegsehen.

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Etwas ärgerlich ist, dass der letzte große Twist nicht zündet, das Finale überwiegt mit seinen Bildern und lässt kaum zu, dass der Fokus zusätzlichen Höhepunkten Aufmerksamkeit schenkt.

Dennoch, MIDNIGHT MASS ist eine Serie mit guter Atmosphäre, einer Story die man nicht erwartet und einem ausgezeichneten Gespür für Timing und Score. Gute Arbeit Herr Flanagan.

Midnight Mass | Official Trailer | Netflix – YouTube

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