Die meisten Menschen hassen Schmerz, doch er ist auch ein wichtiges Warnsignal und während ein schmerzfreies Leben auf den ersten Blick das Dasein eines Superhelden verspricht, sind die realen Auswirkungen des hierzulande als HSAN bekannten Gendefekts sehr schwierig.
PAINLESS stellt diese Menschen in den Mittelpunkt und begleitet eine Gruppe von Kindern, die im Spanien der 30er Jahre in einem Kloster eingesperrt werden um sie vor sich selbst, aber auch ihre Mitmenschen vor ihnen zu schützen.
Gleichzeitig lernen wir David kennen, einen Arzt unserer Zeit, der ebenfalls keinen Schmerz empfindet. Als er erfährt, dass er an Leukämie leidet, muss er sich auf die Suche nach seinen Wurzeln begeben.
PAINLESS bewegt sich zwischen allen Genre-Stühlen
PAINLESS ist weder ein einfacher, noch ein alltäglicher Film. Es ließe sich noch einiges über den Inhalt sagen, ohne damit zu viel zu verraten, aber auch stilistisch ist er schwer zu packen. Horror, Thriller, Mystery, Drama, Fantasie…der Film enthält von allem etwas, gibt nebenbei auch noch eine Geschichtsstunde zum spanischen Bürgerkrieg und 2. Weltkrieg, bleibt dabei aber immer stimmig.
Die Geschichte selbst ist hingegen gar nicht allzu komplex, da sie aber in zwei Zeitebenen und zudem über jeweils einen größeren Zeitraum spielt, ist trotzdem Aufmerksamkeit geboten, um den Faden nicht zu verlieren.
Während der Film historisch teilweise zur gleichen Zeit spielt wie PANS LABYRINTH, bleiben ein paar Parallelen nicht aus, nicht zuletzt, da auch dieser nur schwer in eine Schublade gepackt werden konnte. PAINLESS enthält zwar weniger Fantasy-Momente, aber ebenfalls Grausamkeiten und surreal anmutende Sequenzen. Wenn etwa gleich zu Beginn ein kleines Mädchen in Flammen steht (ohne dies auch nur zu fühlen) hinterlässt die Szene beim Zuschauer Verblüffen.
Brutalität…mit Verstand
Auch anderer Stelle werden seelische, psychische und physische Brutalitäten und Folter gezeigt, aber der Film hält sich auch bewusst zurück, wenn unsere morbide Neugier am Größten ist und überlässt das eine oder andere der Fantasie.
Ja, Gewalt findet in allen Formen statt, wirkt aber nie dem Selbstzweck überlassen, sondern ist perfekt in eine trostlose, herzerweichende, dunkle Geschichte eingebettet, wie sie scheinbar nur die Spanier erzählen können. Die stellen hier mal wieder ihr Talent unter Beweis und erinnern vor allem an die tragisch-schweren Romane des Spaniers Carlos Ruiz Zafon. Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, dass PAINLESS eine französisch-portugiesisch-spanische Co-Produktion ist.
Das Team um Regisseur/Co-Autor Juan Carlos Medina fängt dazu atmosphärische Bilder ein und alle Bestandteile zusammen entwickeln einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Aber PAINLESS ist wohl kaum ein Film, der die breite Masse anspricht. Die Zeitwechsel werden nicht jedermanns Sache sein und ob der Fan von hundertfach aufgebrühten Slashern auch mit diesem Werk warm wird, dass sich nicht um Genrezugehörigkeit schert, darf auch in Frage gestellt werden.
Dennoch: Fantastisches Kino…in jedem Sinn des Wortes.