Indonesische Filme haben es bisher nicht oft bis nach Deutschland geschafft. Wir haben gerade einmal drei Reviews zu Filmen mit diesem Herkunftsland und einer davon ist die Anthologie V/H/S 94. Am 13. Januar hat Netflix mit dem PHOTOCOPIER eine Mischung aus Thriller, Drama, Crime und Mystery aus eben jenem Land veröffentlicht. Regisseur Wregas Bhanuteja hat vorher nur Kurzfilme veröffentlicht und hiermit also sein Spielfilmdebüt.
Inhalt von PHOTOCOPIER
Die Informatikstudentin Suryani (genannt Sur) findet sich in einer schrecklichen Situation wieder: Nach einer Party tauchen Selfies von ihr auf, die sie betrunken zeigen. Da Alkoholgenuss in dem mehrheitlichem muslimischen Inselstaat geringgeschätzt wird, verliert sie ihr Stipendium und wird von ihrem Vater vor die Tür gesetzt. Sur ist fest entschlossen herauszufinden was ihr in dieser Nacht geschehen ist und stößt dabei auf düstere Geheimnisse.
Resümee zu PHOTOCOPIER
Die recht wilde Mischung an Genres macht es recht schwierig PHOTOCOPIER eindeutig einzuordnen und als kleine Anmerkung der Redaktion: Die Autorin hat etwas mit sich gerungen, ob er Film tatsächlich zu Thrill&Kill passt. Ganz grob gesehen, würde man den Streifen wohl eher als Drama abtun, das ein bisschen spät auf den Trend von Selbstbestimmung und der Gefährlichkeit sozialer Medien aufgesprungen ist. Allerdings gibt es auch die Mystery-, Thriller- und Crime-Anteile und somit passt er doch einigermaßen. Angemerkt sei allerdings, dass Menschen die Horror suchen, mit PHOTOCOPIER nicht glücklich werden.
Der Film nimmt sich einiges an Zeit um die Protagonistin Sur vorzustellen. Wir erfahren beispielsweise, dass sie trotz Informatikstudium auch in einer Theatergruppe mitwirkt, dass ihr bester Freund aus Kindheitstagen den Kopierladen an der Universität betreibt und dass ihre Familie einen kleinen Imbiss hat – in dem der Vater zwar viel kommandiert, aber nicht mithilft. Diese recht ausführliche Vorstellung führt dazu, dass man im späteren Teil des Films gut mit ihr mitfühlen kann. Gerade bei den Rückschlägen die sei im Laufe er Handlung erleidet, ist das hilfreich.
Es dauert eine ganze Weile bis es zu der besagten Party kommt und auch die zieht sich ganz schön hin. PHOTOCOPIER hat eine Laufzeit von über zwei Stunden und das merkt man leider auch. Der Aufbau von Spannung passiert eher schleppend. Sur ist fleißig am recherchieren und setzt dazu ihre Informatikkenntnisse ein. Dementsprechend sitzt sie häufig vor ihrem Laptop, was nicht die aufregendste Tätigkeit ist. Etwa in den letzten 20 Minuten des Films zieht die Spannung ein, was für die ein oder andere eindeutig zu spät sein wird.
Die Stärke in PHOTOCOPIER liegt nicht in der Spannung, sondern dem emotionalen Aspekt. Die Leiden von Sur werden realistisch dargestellt und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Womöglich wäre es von Netflix geschickter gewesen den Film nur als Gesellschaftsdrama zu kategorisieren und Thriller auszulassen.
Zusammengefasst ist PHOTOCOPIER ein Drama mit ein paar Einflüssen von Thriller, Mystery und Crime. Der Film ist etwas langwierig und ein paar Minuten weniger Laufzeit würden nicht schaden. Allerdings ist er auch in sich stimmig und schafft es die Situation von Sur gut rüberzubringen.