Review: PROPRIEDADE (2024)

propriedade property filmkritik
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 7.0

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8/10 (1)

Darsteller: Carlos Amorim, Anderson Cleber, Zuleika Ferreira
Regie: Daniel Bandeira
Drehbuch: Daniel Bandeira
Länge: 101 min
Land:
Genre: ,
Sonstiges: HARD:LINE Festival 2024

Filme und Serien aus Brasilien? Die gibt es. Aber dass bei (Stand heute) aus unseren mehr als 1.800 Reviews gerade einmal 4 brasilianische Filme und eine Serie auftauchen, spricht für sich (alle „Brasilien Reviews“ hier).
Mit PROPRIEDADE taucht nun ein weiteres Werk aus dem größten südamerikanischen Land auf und der lässt sich gar nicht so leicht klassifizieren.

Wovon handelt PROPRIEDADE?
Teresa wurde Opfer einer Geiselnahme. Im Gegensatz zum Täter überstand sie den Vorfall äußerlich unbeschadet, doch die Angst sitzt ihr in den Knochen und ihr luxuriöses Apartment verlässt sie auch dann nur ungern, als ihr Mann Roberto ein Auto für sie panzern lässt und sie zu einem Ausflug in das Familienanwesen auf dem Land einlädt.

Einerseits wäre daheimbleiben tatsächlich besser gewesen, andererseits wird sich die kugelsichere Limousine noch als nützlich erweisen, denn was das reiche Ehepaar noch nicht weiß: während die beiden anreisen, erzählt der Vorarbeiter den Landarbeitern, dass sie bald entlassen werden und ein Hotel auf dem Land errichtet wird. Die Situation eskaliert und als die beiden Großgrundbesitzer ankommen, wird Roberto überwältigt und Teresa kann sich ins Auto retten.

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PROPRIEDADE ist (nicht nur) ein Kammerspiel

Was wie ein lupenreiner Thriller klingt – und auch durchaus spannende Passagen aufweist – erweist sich doch als unkonventionell erzählte Geschichte.
Statt eine heroische Hauptfigur zu etablieren, die im Laufe des Films ihr Trauma überwindet, verweigert Daniel Bandeira, der für Regie und Buch verantwortlich war, simples Schubladendenken.

Das gilt dann auch für alle Charaktere bzw. Seiten, denn während ein Teil der Arbeiter zu härtesten Mitteln greift, verhalten sich andere vernünftiger.
So wird beispielsweise Roberto mit einem Gewehrkolben der Kiefer zertrümmert, es finden sich aber Menschen unter den Angestellten, die sich liebevoll um ihn kümmern.

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Auf der anderen Seite wirken weder Roberto und schon gar nicht Teresa wie fiese Kapitalisten. Dass sie aber die Papiere ihres Personals behalten, bis diese ihre Schulden getilgt haben, ist kein feiner Zug.

Im Rahmen dieses Machtspiels (sowohl vor als auch während des Aufstandes) ergibt der Filmtitel PROPRIEDATE, international auch PROPERTY, was auf Deutsch „Eigentum“ oder „Grundstück“ bedeuten kann, Sinn. Die Reichen brauchen die Armen, die Armen die Reichen und ein Ungleichgewicht wie hier entsteht, hat unvorhersehbare Folgen.

Wer braucht wen?

Bemerkenswert ist, wie unkompliziert aber dennoch komplex diese gesellschaftliche Waage hier gezeichnet wird, denn anders als zuletzt bei den Bauernprotesten in Deutschland gibt es keine falschen Propheten im Hintergrund, sondern nur nachvollziehbare Interessen.

Sucht man Parallelen, dann erinnert PROPRIEDADE an den mexikanischen NEW ORDER und es mag kein Zufall sein, dass beide aus dem lateinamerikanischen Raum stammen.
Beide könnte man als Parabel verstehen, aber in NEW ORDER war ganz Mexico City in Aufruhr, während der Aufruhr in PROPRIEDADE lokal begrenzt ist. Der versteift sich auch weniger auf die politische Komponente und hat noch das gepanzerte Auto in der Hinterhand, in dem Teresa die meiste Zeit der Geschichte verbringt.

Dabei ist sie nicht unkreativ und unternimmt versuche ihrer Situation zu entkommen, aber auch die Bauern sind einfallsreich und während sie feststellen müssen, dass der Wagen viel aushält, wissen sie sich anders zu helfen.

propriedade rezension

Natürlich spielen die Revolte und Teresas persönliche Situation ineinander und beides wirkt dabei glaubhaft. Glaubhaft ist immer gut und trotzdem stellt sich am Ende des Films die Frage, ob es nicht klüger gewesen wäre, es diesen beiden Hauptbestandteilen zwei separate Storys zu erzählen.
Gerade Teresas Spot im Auto hätte sich wohl zum spannenden Kammerspiel ausbauen lassen.

Zwar gab es schon Filme mit Autos als Main Location, aber SUBMERGED ist das Gegenteil von glaubwürdig, CUJO in die Jahre gekommen, VANISHED war anders angelegt und bei BEN & MICKEY VS. THE DEAD war es auch nur der hintere Filmteil, der dort spielte.

Andererseits muss man den Machern zugutehalten, dass sie der Versuchung widerstanden ein schlecht konstruiertes Filmchen hinzuspucken.
Das hat aber in diesem Fall zur Folge, dass (SPOILER) auch nicht mit einem feurigen Showdown zu rechnen ist.

Fazit:
Suchst du puren Thrill oder puren Anspruch, ist PROPRIEDADE vielleicht nicht dein Film, denn er macht es dir und sich nicht einfach. Für Leute, die an einem Blick über den Tellerrand und in exotische Filmländer interessiert sind, gibt es aber eine Empfehlung.

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