Review: ANTHRACITE (Miniserie) (2024)

Anthracite: Cover
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 4.5

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6.3/10 (4)

Darsteller: Noémie Schmidt, Hatik, Camille Lou, Stefano Cassetti
Regie: Julius Berg
Drehbuch: Fanny Robert, Maxime Berthemy, Mehdi Ouahab
Länge: 50 Minuten
Land:
Genre: ,
Veröffentlichung: 10.04.2024
Verleih/ Vertrieb: Netflix
FSK: ab 16

ANTHRACITE ist die neueste französische Serie bei Netflix. Mit einem mysteriösen Massenmord in den 90er-Jahren und einer generell etwas verschlossenen Dorfgemeinschaft und dem Verschwinden eines Journalisten, wird direkt zu Beginn eine gewisse Spannung und Erwartungshaltung geschaffen. Ob sich der erste Eindruck auch im weiteren Verlauf der Serie hält und Netflix die nächste Erfolgsserie veröffentlicht hat, könnt ihr in unserem Review lesen.

Anthracite: Ida, Jaro und Romeo

Inhalt von ANTHRACITE

1994 werden in dem Haus der sogenannten Ecrin-Sekte unweit des Dorfes Lévionna diverse Tote gefunden. Es wird von einem Massenselbstmord ausgegangen und der Sektenanführer wird in die Psychiatrie eingewiesen.

Jahre später kehrt der Journalist Solan Heilman in das Dorf zurück und verschwindet dort. Seine Tochter Ida, die auf Recherche im Internet spezialisiert ist, verlässt den Rechner und beginnt vor Ort nach ihrem Vater zu suchen.

Resümee zu ANTHRACITE

Die Miniserie startet vielversprechend und mysteriös. Es gibt einen Polizeieinsatz auf dem Anwesen einer Sekte, wo hauptsächlich vergiftete Menschen und der Sektenanführer, Caleb, aufgefunden werden. Der Anfang lässt vermuten, dass im Laufe der Serie mehr zu der Sekte und deren Ritualen, sowie den genauen Vorkommnissen 1994 aufgeklärt wird. Das wird es auch, allerdings nicht so, wie es sich die meisten wahrscheinlich vorstellen.

Die sechs Episoden spielen in verschiedenen Zeiten. Es gibt die Gegenwart, in der Ida gemeinsam mit Jaro auf der Suche nach ihrem Vater ist, und verschiedene Zeitpunkte in der Vergangenheit, in denen nach und nach immer mehr Hintergründe zur Sekte und den Geschehnissen in dem Dorf in den Alpen aufgedeckt werden. Diese verschiedenen Zeiten helfen definitiv dabei, dass die Geschichte relativ kurzweilig bleibt, da die Zeitsprünge auflockern wirken. Dazu tragen auch die ab und zu eingestreuten Recherche-Einheiten von Ida bei, in denen sie erklärt, wie sie mit Hilfe des Internets bestimmte Dinge herausgefunden hat.

Anthracite: Ida und Jaro

Die generelle Machart von ANTHRACITE ist gut und bietet das Potential einer unterhaltsamen Mystery-Thrillerserie, allerdings gibt es zwei Probleme: Die Handlung wird nach und nach immer absurder und die Protagonistin Ida ist unglaublich anstrengend.

Nachdem die Geschichte vielversprechend anfängt, gibt es in jeder Folge mindestens eine große Wendung, die alles Bisherige in Frage stellt und immer neue Ansätze für Spekulationen bietet. An sich ist das eine gute Möglichkeit, die Spannung zu erhalten, allerdings müssten dafür auch alle Ansätze zumindest am Ende vereint werden. Leider bleiben am Ende von ANTHRACITE einige Fragen offen und man fragt sich, weshalb beispielsweise der Handlungsstrang mit den Protesten gegen das Pharmaunternehmen Arcacia überhaupt eingebaut wurde. An dieser Stelle wäre weniger eindeutig mehr gewesen, und die Haupthandlung hätte noch etwas detaillierter aufgebaut werden können.

Problem zwei bei ANTHRACITE sind die Charaktere. Vor allem Ida ist teilweise absolut nervtötend durch ihre aufgezwungen wirkende Art. Man versteht bereits nach den ersten Minuten mit ihr, dass sie eine abgedrehte, sozial unsichere Person mit schwierigem Leben ist. Das hätte wahrlich nicht in jeder Episode ein paar Mal thematisiert werden müssen. Es scheint teils absolut daneben, dass sie eigentlich voller Sorge um ihren Vater ist, dann aber offenbar komplett gut gelaunt zusammen mit Jaro – den sie mehr oder weniger zwingt, ihr zu helfen – durch die wunderschöne Berglandschaft fährt.

Die Charaktere sind allgemein nicht sonderlich detailliert, was für eine derartige Serie okay sein kann, aber hier etwas lieblos wirkt. Etwas mehr Augenmerk auf die Figuren als auf unerwartete Wendungen hätte hier sicherlich geholfen.

Handwerklich ist ANTHRACITE zu großen Teilen okay. Es gibt sehr schöne Aufnahmen von den verschneiten Alpen. Allerdings gibt es auch übertrieben wirkende Soundeffekte und teils zu hektische Schnitte, wie man sie sonst nur am Ende von SAW kennt.

Zusammengefasst ist ANTHRACITE eine Miniserie, die ihr Potential hat, aber zu großen Teilen leider verspielt. Es wäre hilfreich gewesen, sich auf die Haupthandlung zu konzentrieren und nicht diverse Nebenhandlungen aufzumachen, die zum Teil nicht ordentlich zu Ende geführt werden. Wer über größere Löcher in der Handlung hinwegsehen kann und auch nichts gegen sehr eigenartige Protagonistinnen hat, könnte hier eine gute Serie gefunden haben. Andere schalten vielleicht lieber eine der etlichen anderen Serien bei Netflix ein. Wer in Frankreich bleiben möchte: MARIANNE bietet sich an.

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