RATCHED behandelt die Geschichte von der Krankenschwester Mildred Ratched, die bereits in EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUCKSNEST im Jahr 1975 eine wichtige Rolle hatte. Während sie in dem Film von Milos Forman eindeutig die Antagonistin sein soll, ist ihre Darstellung in der Netflix-Serie RATCHED von Ryan Murphy deutlich ambivalenter. Das Publikum lernt sie vor den Ereignissen von EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUCKSNEST kennen und erfährt einiges zu ihrer Vorgeschichte.
Inhalt von RATCHED
Mildred Ratched fängt durch geschickte Manipulation des Chefarztes Dr. Hanover einen Job in dem Lucia State Hospital. Dort wird auch der Priestermörder Edmund Tolleson eingewiesen, um dort seine Prozessfähigkeit zu untersuchen. Schnell zeichnet sich ab, dass Mildred und Edmund eine gemeinsame Vergangenheit haben und Mildred in ihrer bunten Kleidung eine düstere Persönlichkeit versteckt.
Resümee zu RATCHED
Mildred Ratched wird in EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUCKSNEST als sadistische und manipulative Oberschwester gezeigt, die nur auf ihren eigenen Vorteil aus ist. In RATCHED wird nun berichtet was sie vorher gemacht hat und welche Ereignisse sie zu dieser grausamen Person gemacht haben. Es gibt traumatische Erlebnisse im Krieg, grauenhafte Situationen in der Kindheit und unterdrücktes Verlangen zu sehen. Eine endgültige Erklärung gibt es allerdings auch am Ende der acht Episoden nicht. Der Grund hierfür liegt womöglich darin, dass die zweite Staffel bereits geplant ist. Spannend ist, dass die Hauptfigur Ratched nicht als das personifizierte Böse dargestellt wird, sondern eher ambivalent ist.
Ganz im Stile von Ryan Murphy ist RATCHED eine ästhetische Serie. Die Kostüme sind wunderschön anzusehen, die Sets mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Die Atmosphäre lässt eine immer mal wieder kurz überlegen, ob nicht doch AMERICAN HORROR STORY läuft. Dazu trägt bei, dass einige der Schauspieler*innen bereits dort verschiedene Rollen hatten. Allen voran natürlich Sarah Paulson als Mildred Ratched.
Die größte Schwäche: Zuviele Nebenhandlungen
Während die Serie optisch einen guten Eindruck macht, ist die Handlung etwas weniger beeindruckend. Es gibt die Haupthandlung mit Mildred und Edmund und dann gibt es viele Nebenhandlungen. Da wäre zum Beispiel die Vergangenheit von Dr. Hanover, die Ambitionen von der Oberschwester Betsy Bucket und diverse Liebeleien. Das ist eine Menge für insgesamt etwa sieben Stunden Laufzeit. Durch die vielen Handlungsstränge wird RATCHED gerade zum Ende hin äußerst hektisch und wichtige Momente werden wie nebenbei erzählt, damit noch die Haupthandlung ihren Abschluss bzw. Cliffhanger erreichen kann. Das ist schade, denn einige Charaktere kommen dadurch eindeutig zu kurz.
Interessanterweise schafft die Serie es trotz der Dichte an Handlung stellenweise langwierig zu sein. Ein Grund hierfür sind die Dialoge, denen man manchmal schwer folgen. Sie sind oft ziemlich langweilig und tragen nicht viel zur Weiterentwicklung der Geschichte bei.
Aber auch wenn RATCHED seine Schwächen hat, ist es durchaus unterhaltsam. Wenn man über ein paar wirre Nebenhandlungen hinweg sehen kann und nicht jedes Handlungsmotiv aller Charaktere hinterfragt, lassen sich die Episoden gut ansehen – gerne auch in Form eines Bingewatchings. Hierfür sorgt vor allem das stylische Aussehen und die meist sehr gute schauspielerische Leistung aller Beteiligten.
Handwerklich kann RATCHED komplett überzeugen. Optisch ist die Serie wunderschön anzusehen und auch der oftmals sehr dramatische Soundtrack passt zu dem doch ebenfalls ziemlich dramatischen Inhalt. Die Schauspieler*innen machen ihre Arbeit alle gut, manchmal gibt es eventuell hier und da ein bisschen zuviel Mimik, aber das lässt sich verzeihen.
In einigen Episoden gibt es blutige Szenen und die sind durchgängig gut und überzeugend gemacht. Das Special MakeUp-Team hat ebenfalls einen guten Job geleistet.
Alles in allem ist RATCHED eine unterhaltsame Serie, die durchaus Potential nach oben hat. Eine konsequentere Erzählung würde einer zweiten Staffel helfen.