Review: TALK TO ME (2022)

talk to me 2023
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 9.0

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8/10 (14)

Darsteller: Sophie Wilde, Joe Bird, Alexandra Jensen
Regie: Danny Philippou, Michael Philippou
Drehbuch: Bill Hinzman, Daley Pearson, Danny Philippou
Länge: 94 min
Land:
Genre:
Veröffentlichung: 27. Juli 2023 (Kino); 8. Dezember 2023 (DVD+BD)
Verleih/ Vertrieb: Capelight
FSK: ab 16

TALK TO ME, das klingt wie eine lockere Gesprächsrunde und wenn man sich die Handlung durchliest, fühlt man sich an Dutzende Horrorfilme erinnert.
Es ist auch ein bedauerlicher Fakt, dass man 2023 keine Horror – Räder mehr neu erfinden kann.
Und dann spielen da nicht mal glanzvolle Namen mit.

Und wenn man all das ignoriert, stellt man fest, dass nichts davon eine Rolle spielt, weil TALK TO ME dennoch verdammt stark abliefert.

Worum geht es in TALK TO ME?
Nach dem Tod ihrer Mutter ist Mia eine Außenseiterin geworden. Zuflucht findet sie bei der Familie ihrer besten Freundin Jade und ihrem jüngeren Bruder Riley. Als die drei zu einer Party gehen, erleben sie dort ein eigenartiges Ritual. Eine Porzellanhand soll es ermöglichen mit den Toten zu sprechen und diese sogar in sich zu lassen. Was soll in Feierlaune schon schiefgehen?

Talk to me 2022

TALK TO ME hat all das Zeug, um ein belangloser Stangenfilm sein zu können: Jugendliche, paranormale Begegnungen, dazu noch das unverarbeitete Trauma eines früheren Todesfalls.
Aber statt ein paar übertrieben hübsche Menschen mit dem Ouija-Brett loszuschicken und alle drei Minuten einen unmotivierten Jumpscare zu setzen, wählten die Zwillingsbrüder Danny und Michael Philippou einen anderen Ansatz.
Sie erzählen eine Geschichte.

Zwar beginnen sie ihre Reise mit einer Gewalttat, führen dann aber in aller Seelenruhe glaubwürdige Figuren ein, die nicht nach einer Minute in Gut und Böse zu trennen sind oder nach Reißbrett aussehen. Das sind die Leute von nebenan, mit allen Stärken und Schwächen, Teen-Drama, dummem Gerede, komischen Frisuren oder unreiner Haut.  Diese jungen Menschen wirken nicht so, wie sich alte Menschen Teenager vorstellen, sondern so, als hätten die Autoren selbst erst vor kurzem die Schule verlassen.

Kontakt zu den Toten? Was soll schief gehen?

Es ist nur ein Detail, aber auch wenn die ominöse Hand auf den ersten Blick nur einen „Partyspaß“ wie Gläserrücken ersetzt, erzählt auch sie mehr. Sie ist mit unzähligen Schriftzügen bekritzelt, die von vielen Menschen zeugen, die den Kontakt zur Anderswelt suchen. Eine krude Geschichte zum Ursprung gibt es obendrein, wird aber schon so bewusst abenteuerlich erzählt, dass der Zuschauer ahnt, dass selbst innerhalb der Filmwelt kein Funken Wahrheit daran ist.

Bis hierhin ist die Geschichte selbstverständlich vorhersehbar, denn wir würden nicht über den Film sprechen, wenn es nur zu einem freundlichen Gespräch zwischen der Welt der Lebenden und der Toten käme. Da aber die empfohlene Zeit von 90 Sekunden, in denen man den Geistern Zugang gewährt, überschritten wird, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall.

Talk-to-Me filmkritik

Doch auch das was danach geschieht, folgt nicht einem einzelnen Strang, sondern entfaltet sich wie ein großer Strauß, bei dem die Ereignisse den Figuren förmlich um die Ohren fliegen, schafft es am Ende aber dennoch wieder die scheinbar losen Enden zu ordnen und zu verknüpfen, ohne dass es nach angestrengtem Screenwriting aussieht.

Im Fokus der Handlung steht Mia, was sich auch daran erkennen lässt, dass wir als Zuschauer nur durch ihre Augen in die Anderswelt sehen können. Obwohl diverse Menschen mit der Hand spielen, bekommen wir nur Mias Erlebnisse wirklich zu Gesicht.
Wir begleiten sie, wie sie an verschiedenen Fronten kämpfen muss. Sie beginnt nach den eigenen Erlebnissen mit der Hand an ihrem Verstand zu zweifeln, sie will ihren Freunden helfen, sie will erfahren, was genau mit ihrer Mutter geschah.
Übrigens lernen wir dabei eine ganze Reihe von Geistern kennen, so wie auch in IT FOLLOWS immer wieder andere Personen als „Verfolger“ dienten.

Da wir schon bei Vergleichen sind, sucht man ähnlich gelagerte Filme wie TALK TO ME, bieten sich auch stilistisch Vergleiche mit IT FOLLOWS und SMILE an. Lustige Augenblicke, kesse Kills oder funny Figuren bietet das Werk nicht, sondern wählt den konsequent ernsten Weg, was ihm gut steht.
Auch wenn es absurd-amüsant anmutet, dass Partybesucher mit gezückten Handys die Person filmen, die gerade von einem der Geister besessen ist, weiß man insgeheim, dass eine solche Hand der Renner auf jeder Party und das Internet danach voll davon wäre.

talk to me rezension
TALK TO ME ist einfach gut inszeniert

TALK TO ME konzentriert sich auf seine jungen Protagonisten. Mias Vater, sowie die Mutter von Jade und Riley finden zwar statt, wirken aber immer meist regulierend und werden von den Kids entweder argwöhnisch betrachtet oder als störend empfunden. Man feiert nun mal keine ordentliche Party, wenn Mama daheim ist.

TALK TO ME enthält einige brutale Szenen, er enthält einige gruslige Sequenzen und er schockiert durch ein paar psychologische Ideen. Er bringt das aber gut unter einen Hut und erzeugt mit seiner konsequenten stimmigen Erzählweise ein rundes Paket.
Er überzeugt aber auch mit dem, was er nicht erzählt, beziehungsweise nur andeutet.

Bis zuletzt können wir uns daher nicht ganz sicher sein, was sich in der Nacht ereignete, als Mias Mutter starb und an welcher Stelle eine labile Psyche oder eben doch eine übernatürliche Bedrohung zum Tragen kommen. Auch zum Ende bleiben Fragen und bieten Platz für Interpretationen.

Fazit:
Das „Traurige“ an TALK TO ME ist, dass er auch Filmemachern mit mehr Budget und Erfahrung aufzeigt, wie leicht man auch 2023 noch einen starken Horrorfilm drehen kann, wenn man ihn in liebevolle Hände legt.
Denn er erfindet das Rad nicht neu, aber pumpt mal wieder ordentlich den Reifen auf, achtet auf Details, hält sein Publikum nicht für dumm und erzählt eine Story, an der man dranbleiben will.

PS: wir haben bewusst auf das Original-Kinoposter verzichtet. Offenbar sieht die Marketingstrategie vor, mit aller Gewalt an den Erfolg von SMILE anzuknüpfen.
Während wir beide Filme schätzen und wie oben erwähnt auch die ein oder andere Parallele besteht, steht TALK TO ME ganz klar auf eigenen Beinen und hat es nicht nötig in die SMILE-Schublade geschoben zu werden.

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