Wäre THE ADVENT CALENDER ein amerikanischer Film, vielleicht sogar von Blumhouse, wäre schon viel darüber berichtet worden, man hätte exzessives Marketing betrieben und euch mit Trailern zugeschüttet.
Aber es ist eine französisch-belgische Produktion, ohne bekannte Namen und wenn es Marketing gab, ging es auch an uns weitestgehend vorbei.
Das war ein Fehler.
Worum geht es in THE ADVENT CALENDER?
Eva war früher Tänzerin, doch nach einem schweren Unfall ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen.
Als ihr ihre beste Freundin Sophie zum Geburtstag einen Adventskalender von einem Münchener Weihnachtsmarkt mitbringt, ahnt Eva noch nicht, welche Kräfte dieser im Laufe der nächsten Tage entfaltet.
Vielleicht hätte Eva gewarnt sein sollen, nachdem der schöne Holzkalender mit einer eindeutigen Warnung daherkommt: Wirft du ihn weg, wirst du sterben.
Klingt makaber, doch behaupten kann man als Kalender viel, würden sich nicht rasch die Verdachtsmomente mehren, dass wirklich übernatürliche Kräfte im Spiel sind.
Als Zuschauer sehen wir bereits beim Öffnen des ersten Türchens, dass scheinbar ein dämonisches Wesen erweckt wird. Eva dürfte sich spätestens dann wundern, wenn sie hinter Tür zwei die Lieblingssüßigkeit ihres entfremdeten Vaters findet und kurz darauf einen mysteriösen Anruf von ihm erhält.
THE ADVENT CALENDER sorgt für unheilvolle Weihnachtsstimmung
Dabei bleibt es nicht. Täglich findet schier maßgeschneiderte Süßigkeiten und Gegenstände, die beispielsweise Einfluss auf die Zeit zu nehmen scheinen, einen Geldregen bescheren oder sich unliebsamer Mitmenschen annehmen. Der Kalender scheint Eva helfen zu wollen, doch gleichzeitig erfordert er einen hohen Preis.
THE ADVENT CALENDER ist der Film, von dem Hollywood nicht will, dass du ihn siehst. Tust du es doch wirst du merken, dass Filme ohne billige Jumpscares und mit Figuren existieren können, die einem nicht komplett egal sind.
So wie THE ADVENT CALENDER hätten Kinderspiel-Filmchen wie WAHRHEIT ODER PFLICHT oder WISH UPON aussehen können, wenn man sich entschieden hätte, statt Drehbuch-Äffchen echte Autoren zu nutzen und statt einer Zielgruppe von 11jährigen ein erwachsenes Publikum anzusprechen. Dabei ist THE ADVENT CALENDER nicht einmal ein Meisterwerk des Screenwritings ist, aber er steuert clever durch die Weihnachtszeit, variiert immer wieder und vor allem: macht sich nie lächerlich.
Türchen öffnen bis ins Verderben
Hier begegnen sich Thrill, Fantasy, Liebe, Sex und Horror und Weihnachtsbrauch, ohne dass etwas davon wie ein Fremdkörper wirkt.
Das Werk verzichtet er auf große Effekte, aber eben auch platte Klischees, weckt mit jedem Türchen Neugier auf das Dahinter und schickt Eva in eine Abwärtsspirale, die zunehmend von der Realität in dunkles, rauschartiges Märchen mündet.
Dabei macht der Film weder den Fehler alles erklären zu wollen (der Kalender ist da, leb damit!), deutet manches nur an (wie den Vorjahresbesitzer) und lässt wachsend realistische Elemente aus (man würde doch denken, dass sich die Polizei für verschiedene Todesfälle in Evas Umfeld interessiert).
Sicher, wer eher ein Freund von vollständiger Auf- und Erklärung ist, wird sich daran stoßen. Im Kontext seiner Story, Machart und Entwicklung passt diese frei-fantastische Herangehensweise aber gut zum Film.
Fazit:
Nach der Kurzfilmsammlung DEATHCEMBER ist dies der zweite Horrorfilm, der sich den 24 Türchen bis Weihnachten widmet. Hoffentlich kann THE ADVENT CALENDER schnell seinen Status als Geheimtipp ablegen, denn er sollte fortan regelmäßig im Dezember über eure Bildschirme flimmern.