Review: THE GREEN SEA (2021)

the green sea
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 7.0

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8.6/10 (5)

Darsteller: Katharine Isabelle, Hazel Doupe, Dermot Ward
Regie: Randal Plunkett
Drehbuch: Randal Plunkett
Länge: 104 min
Land:
Genre: , ,

THE GREEN SEA ist ein Film, den man nur schwer kategorisieren kann. Am ehesten lässt er sich als übernatürliches Mystery-Drama umreißen, ein relativ unbestimmter Begriff also und wer klare Schubladen braucht, wird damit seine Probleme haben.
Damit nicht genug, es ist ein ruhiger und kleiner Film, der auf Dialoge setzt, seine Figuren in den Vordergrund stellt und auf den man sich einlassen muss.

Story:
Musikerin und Schriftstellerin Simone lebt zurückgezogen in einem Haus in Irland, wo sie an ihrem neuen Roman arbeitet. Eines Abends fährt sie auf einer Landstraße ein Mädchen an und nimmt die  Bewusstlose mit nach Hause.
Die Teenagerin erholt sich rasch und obwohl sie zunächst Abschied nimmt, scheint sie immer wieder zu Simone zurückzufinden. Die hat indessen nicht nur mit den traumatischen Ereignissen der eigenen Vergangenheit zu kämpfen, sondern fühlt sich von dem Mädchen, das sie einfach Kid nennt, an die Hauptfigur ihres Romans erinnert.the green sea review

THE GREEN SEA ist verträumt, aber auch düster und mysteriös

Simone wird von Katharine Isabelle gespielt, die Genrefans als Teenager-Werwölfin in GINGER SNAPS oder chirurgischer Racheengel in AMERICAN MARY bekannt ist. Beides Charaktere, die man aufgrund ihrer Gewalttätigkeit zwiespältig betrachten kann, in THE GREEN SEA ist es hingegen ihre charakterliche Zerrissenheit, die ins Auge springt. Alkoholmissbrauch und das heruntergekommene Haus fallen zuerst auf, doch es ist auch ihre aggressive Fuck-Off-Attitüde, die klarstellen, dass hier etwas im Argen liegt.

Was das ist, erfahren die ihr gegenüber skeptischen Dorfbewohner nie und wir als Zuschauer erst langsam. Immer wieder blitzen kurze Rückblenden auf, aber auch Auszüge aus dem entstehenden Roman, in dem Männer Jagd auf Kid machen, liefern Erklärungsansätze.
Doch nicht nur in der Fiktion wird Kid verfolgt, auch im echten Leben taucht ein mysteriöser Mann auf, der „The Collector“ genannt wird.the green sea kritik

Die Rolle von Kid, die ansonsten ohne Namen bleibt, wird von Hazel Doupe gefüllt, einer bisher weitestgehend unbekannten Schauspielerin, die aber im Film einen passenden Gegen- und Ruhepol zur aufbrausenden Simone bildet. Als Person wirkt sie gutherzig, aber es stellt sich die Frage, ob Simone ihr reales Abbild in den fiktiven Roman einbaut, sie dem Roman entsprungen ist oder ob sie überhaupt existiert.

THE GREEN SEA stammt von der grünen Insel Irland, präsentiert sich aber in meist nasskalten dunklen Bildern, was zur düster-melancholisch-depressiven Atmosphäre passt. Der Film kommt ohne Humor aus, ist allerdings kein reiner Downer, sondern bindet einige positive Vibes ein, die aufgrund fehlender Kitscheinlagen dankenswerterweise nie albern werden.

Apropos düster, leider wirkt das Bild oft kontrastarm, was auf Dauer anstrengt und der märchenhaften Geschichte etwas Zauber nimmt.
Dass die Kameraführung teilweise recht wacklig ausgefallen ist, mag man ebenfalls kritisieren, schaut man jedoch genauer hin, sind es genau die Szenen, die die chaotische Simone zeigen, die durch die wankende Kamera noch unruhiger wirken. Hier ist also Methode vorhanden.the green sea rezension

Wie eingangs erwähnt ist THE GREEN SEA ein kleiner Film, dem kein großes Studio Geld hinterherwarf. Ganz konkret sieht man das beispielsweise in einer Szene, in der ein Autounfall mehr angedeutet als gezeigt wird, an anderer Stelle sind es Kleinigkeiten, die diese Hinweise liefern.
Das sind aber natürlich die Hindernisse, mit denen sich viele junge Filmemacher wie Randal Plunkett herumschlagen müssen, der selbst für Regie, Buch, Schnitt und Produktion verantwortlich war.
Wer sich mit Plunketts Lebenslauf beschäftigt, versteht übrigens, warum die wenigen inhaltlichen und visuellen Farbkleckse, die der Film bereit hält, meist naturverbunden sind.

Die Charaktere sind die Essenz des Films

Lobenswert ist aber die nachvollziehbare Darstellung der beiden Hauptfiguren und es ist klar, dass der Macher darauf seinen Fokus legte. Dass jedoch ein sympathischer Mechaniker, der sich für Simone interessiert, irgendwann ohne Erklärung von der Bildfläche verschwindet, lässt den Beobachter mit Fragezeichen zurück, die nicht hätten sein müssen.
Andere vermeintlich offene Punkte und Andeutungen (Schildkröte) erklären sich hingegen zum Filmende, spätestens aber mit dem zweiten Durchlauf. Wieder andere lassen bewusst Platz für Interpretationen.

Fazit:
Mainstream sieht definitiv anders aus. Wer jedoch eine mystische Geschichte außerhalb gängiger Normen zu schätzen weiß, sollte THE GREEN SEA eine Chance geben.

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