In den letzten 10-15 Jahren zauberte das spanische Spannungskino immer wieder sehenswerte Perlen hervor. Die Formel zum Erfolg waren meist schlüssige Drehbücher, die Bezug zu den Figuren erlaubten und nicht in Klischees versanken.
Das hat auch COMMUNION GIRL und trotzdem fühlt man sich auf seltsame Weise an bekannte Werke erinnert….
Wovon handelt THE COMMUNION GIRL?
Sara ist mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester neu in ein undeutendes Kaff gezogen.
Anschluss findet sie dort bei Außenseiterin Rebe. Als die beiden nach einem feuchtfröhlichen Abend nach Hause wollen und von zwei Jungs mitgenommen werden, finden sie im Wald eine Puppe.
Schon kurz darauf werden sie von einer grusligen Gestalt verfolgt, die von ihnen Besitz ergreift.
THE COMMUNION GIRL ist ein ungewöhnlicher Titel für einen Horrorfilm.
Der spanische Originalname LA NINA DE LA COMUNIÓN klingt klangvoller, meint aber natürlich das Gleiche und immerhin blieb uns eine Eindeutschung in Form von KOMMUNIONSMÄDEL oder ähnlichem erspart.
Sinn macht die Namensgebung dennoch, denn eine Kommunion spielt in diesem Grusler eine gewisse Rolle. Auch besagte Puppe trägt ein Kommunionskleid und ist der Schlüssel zum nun folgenden Schrecken.
THE COMMUNION GIRL bringt spanische Tugenden mit
Der hält sich – nach einer bewährten Einstiegsszene – aber erst mal vornehm zurück. Zunächst ist es Zeit für uns, Sara und Rebe, sowie deren Familien kennenzulernen. Man beneidet keinen von ihnen. Die Familien nicht, weil Teenager nun mal schwierig sind und die Teenager nicht, weil man sich vielleicht an die eigenen Konflikte mit den Eltern erinnern kann.
Zudem ist Rebes Vater Alkoholiker und Sara muss immer wieder ihre kleine Schwester bestechen, damit die ihren Eltern nicht zu viel verrät.
Das ist solide auf- und umgesetzt, es bleibt aber die Frage, ob es für den Horrorfan auch interessant ist. Die Meinungen dürften jedenfalls auseinandergehen.
Gleiches gilt für den später vermehrt auftretenden Gruselanteil, der ein paar gute Ideen mitbringt. Das Creature Design ist zwar nicht gänzlich neu, aber effektiv und ein paar der eingangs erwähnten Klischees werden angerissen, dann aber nett umschifft (Stichwort Spiegelschränkchen).
Es ist aber weder so, dass man etwas gezeigt bekommt, das den langjährigen Horrorfilm – Fan in Begeisterung versetzt oder vor Furcht von der Couch fallen lässt.
Andererseits ist THE COMMUNION GIRL auch kein Film, bei dem man aus welchen Gründen auch immer die Augen verdrehen müsste. Er blamiert sich nicht.
Das kommt mir doch bekannt vor…
Achtung, Spoilergefahr:
Wenn dann aber eine Auflösung kommt, die durch Ort und Twist gewaltig an THE RING erinnert, muss man sich trotzdem fragen, ob hier der beste Autor am Werk war.
Ganz klar lässt sich die Frage nicht beantworten, da gleich drei Herren am Drehbuch mitwirkten, aber Alberto Marini war u.a. Autor des starken SLEEP TIGHT, während Guillem Clua bisher mehr im TV-Bereich aktiv war (u.a. KEIN FRIEDE DEN TOTEN). Der dritte im Bunde ist Víctor Garcia, der auch Regie führte.
Als Regisseur ist Garcia kein unbeschriebenes Blatt, bzw. eher ein vollgekritzeltes.
Mit HELLRAISER: REVELATIONS, MIRRORS 2 oder ARCTIC PREDATOR macht man sich keinen guten Namen, da ist es eher verwunderlich, dass THE COMMUNION GIRL doch anständig geraten ist.
Fazit: THE COMMUNION GIRL ist auch nicht schlechter als die schwächeren Filme des CONJURING-Universums (wie LA LLORONA oder THE NUN). Er ist dank seiner Höhen und Tiefen nicht rund genug, um dauerhaft im Gedächtnis zu bleiben, aber geht als „in Ordnung“ durch.
Hier gibt es THE COMMUNION GIRL als Stream