Wenn ein Film lange Jahre ohne Veröffentlichung bleibt, kann das an der Qualität liegen oder schlicht daran, dass man ihn kaum vermarkten kann.
THE UNSEEN, der schon 2016 produziert wurde, ist primär der zweiten Kategorie zuzuordnen, denn auch wenn die Ausgangslage an ein klassisches Universal-„Monster“ erinnert, ist die Umsetzung zwischen verschiedenen Genres daheim.
Worum geht es in THE UNSEEN?
Schon vor Jahren hat Bob seine Familie verlassen und zog alleine in ein abgelegenes Kaff, wo der ehemalige Eishockey-Profi in einer Holzfabrik arbeitet.
Als ihn seine Ex-Frau bittet nach Hause zu kommen, um sich um die gemeinsame Teenagertochter Eva zu kümmern, die zunehmend durch rebellisches Verhalten auffällt, tritt Bob die Reise an. Doch er lässt sich mit einem Schmuggler ein und dann verschwindet Eva….
Was nach viel klingt, ist zunächst ziemlich wenig. Obwohl sich rasch abzeichnet, dass Bob über die genannten Probleme hinaus ein Geheimnis mit sich herumträgt, fällt THE UNSEEN nicht gerade durch hohes Tempo auf.
THE UNSEEN ist kein typischer Unsichtbaren-Streifen
Das muss natürlich nichts Schlechtes sein, zumal Bobs Umgebung authentisch rüberkommt. Aber auch Fans von Slowburnern werden feststellen, dass manche Szene länger ausfällt als nötig und manche Elemente zugunsten einer strafferen Laufzeit komplett hätten entfallen dürfen.
Andererseits muss man THE UNSEEN zugutehalten, dass einige Szenen trotz vermeintlicher Überlänge den Zweck erfüllen und dazu beitragen Stimmung aufzubauen.
Worum es im Kern geht, deutet sich natürlich schon durch den Titel und das Cover an. Bob ist bzw. wird unsichtbar.
Das ist natürlich seit 1933 immer wieder mal Thema. Sei es nun durch den Klassiker DER UNSICHTBARE, das Remake von 2020, durch HOLLOW MAN oder auch durch John Carpenters JAGD AUF EINEN UNSICHTBAREN.
THE UNSEEN ist hingegen kein Horrorfilm und schon gar keine Komödie, sondern lässt sich am ehesten als Mysterydrama bezeichnen. Auch wenn hier windige Machenschaften, Käfige im Keller, fragwürdige Institutionen, Schmuggel und Gewalt vorkommen und nicht jeder den Abspann erlebt, stehen doch die Figuren im Vordergrund und das sind natürlich vor allem Bob und Tochter Eva.
Eva wird gespielt von Julia Sarah Stone, die später unter anderem im noch atmosphärischeren, noch mysteriöseren STRANGE DREAMS auftrat. STRANGE DREAMS ist sicher der reifere Film, bietet sich aber als Vergleich an, nicht zuletzt, weil beide auch aus Kanada stammen, sich eines ähnlichen Soundtracks bedienen und ein scheuklappenfreies Publikum ansprechen.
Ein Film mit Stärken und Schwächen
Hauptverantwortlich für THE UNSEEN ist Geoff Redknap. Von dem haben wir alle schon mal was gesehen, denn Redknap war von THE CABIN IN THE WOODS über JENNIFER’S BODY, THE LAST OF US, AKTE X bis SUPERNATURAL an diversen namhaften Filmen und Serien beteiligt, allerdings im Maske / Makeup – Bereich.
THE UNSEEN ist hingegen sein erster Langfilm als Autor und Regisseur und diese Unerfahrenheit macht sich dann eben vor allem im Pacing bemerkbar.
Weitere Kritikpunkte sind eine Kamera, die teils unanständig viel wackelt, sowie (zumindest in der deutschen Fassung) eine unterdurchschnittliche Synchroniation, die ein umschalten auf O-Ton nahelegt.
Interessanterweise ist THE UNSEEN kein Film mit vielen Masken, aber das, was er an optischen Effekten anbietet ist wie auch das Schauspiel definitiv sehenswert.
Fazit: Es wäre wünschenswert gewesen, dass man dem unerfahrenen Regisseur einen Berater zur Seite stellt, denn so wäre die ein oder andere Länge vermeidbar gewesen. Wer aber gezielt nach einem anderen „Unsichtbaren-Film“ sucht und weder Genregrenzen noch Independent-Kino scheut, kann hier einen Blick riskieren.
Hier könnt ihr THE UNSEEN erwerben.
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