So kurz vor Weihnachten gibt es nicht mehr so viel neue Horrorfilme und die wenigen, die noch erscheinen, lassen uns Horrorfans meist unbefriedigt zurück. THE UNSEEN hat sich zur Aufgabe gemacht das Ende des Jahres 2023 positiv ausklingen zu lassen, ob das gelungen ist, mit einem Thema welches jeder vierte Horrorfilm beherbergt, haben wir uns angeschaut.
Story in THE UNSEEN
Jura-Student Tommy sieht ständig brutale und unheimliche Dinge. Er fühlt sich von einer finsteren Macht verfolgt und scheint langsam den Verstand zu verlieren. Dazu kommen Druck an der Uni und das Mobbing durch seinen berühmten Anwalts-Vater. Tommy findet sich in einem Netz aus Mord und Betrug wieder. Etwas Übernatürliches aus der Vergangenheit umgibt ihn und ist nicht zu stoppen.
Wir steigen direkt in das Geschehen ein und werden Zeuge von einem Mord, während wir wenige Augenblicke später die Familie von Tommy kennenlernen. Es ist ein typischer Morgen in einem Haushalt mit Geschwistern. Die kleinste, Kali, ist bedacht darauf ihr Leben auf Insta und Co. zu verbringen. Lindsay, die älteste Schwester, scheint auf den ersten Blick bodenständig und herzlich. Das Miteinander in der Familie scheint dennoch unterkühlt und schroff. Später wird klar warum, denn Vater Dan ist wohl das, was man einen eiskalten Geschäftsmann nennt. Zum Teil mag das seinem Beruf als gnadenloser Staranwalt geschuldet sein, zum anderen ist er ein waschechter Narzisst. Er und zwar nur er sorgt für die Familie, sorgt für Recht und Ordnung, sorgt für Zucht und Unterdrückung.
Tommys Träume
Von Anfang an ist klar, dass mit Tommy etwas nicht stimmt. Allerdings traut man sich nicht ein genaues Urteil zu fällen. Seine Träume zeigen permanent schlimme Szenen von Mord und mysteriösen Erscheinungen, hinzu kommt, dass sie sich nicht nur auf den Schlaf in der Nacht beschränken, es sind Tagträume der übelsten Sorte. Tommy versteht sie nicht, er kann keine Ursache dafür finden. Auch wir als Zuschauer verstehen nicht woher sie kommen, was aber daran liegt, dass sie einfach da sind, ohne Erklärung für uns.
Vater… Ursprung des Bösen?
Die Beziehung zwischen Tommy und Dan ist nahezu nicht vorhanden, da der junge Mann eine Behinderung (Der Schauspieler RJ Mitte leidet tatsachlich an einer leichten Form der infantilen Zerebralparese) hat und somit eigentlich nicht in der Lage ist, in des Vaters Fußstapfen zu treten. Allerdings überlässt Dan auch da nichts dem Zufall und sorgt dafür, dass sein Sohn einen guten Abschluss sowie ein Jura-Studium bekommt. Da dieses Studium nun fast beendet ist, muss sich Tommy eine Kanzlei suchen. Selbstverständlich hat sein Vater genaue Vorstellungen, der Junge möchte aber seinen eigene Weg bestreiten, fern ab von den Vorgaben seines alten Herren. Die Kanzlei die sich Tommy aussucht wird letztlich aber seinen Horror besiegeln…
Mark McCullough mimt die Rolle des Vaters Dan und man nimmt ihm jede Sekunde ab, fies und gut gespielt, macht seine Rage eine Menge Stimmung. Ebenso die Mutter Meredith, gespielt von Sue Cremin, allerdings möchte man sie einfach nur schütteln.
Twist ohne Twist
THE UNSEEN will mit Geistererscheinungen und perfider Story punkten, dabei machen ausschließlich die Schauspieler einen relativ guten Job. Das Drehbuch, geschrieben von Jennifer A. Goodman, lässt sich aus vielen Horrorfilmen zusammenbauen, so glauben wir der fluchartigen Geschichte nur bedingt, wenn ein offensichtlich geistig behinderter Tommy in der neuen Kanzlei zu arbeiten beginnt und innerhalb kurzer Zeit eine Tafel erstellt, an der rote Fäden den Fall lösen werden. Das funktioniert bei SIEBEN oder Crime-Serien, die Inhaltlich sauber und Intensiv Spannung aufbauen, ohne den Aspekt von Geistern oder Übersinnlichem bei THE UNSSEN nicht. So macht auch der eigentliche Twist keinen Spaß, denn man sieht ihn von weitem kommen, er wird uns quasi schon in der ersten Hälfte aufs Brot geschmiert.
THE UNSEEN versagt, trotz passabler Schauspieler.
Geister, Crime, Familiendrama… aber leider kein roter Faden, der eine stimmige Geschichte ergibt. Zum Teil macht THE UNSEEN Spaß, selten halten wir kurz die Luft an aber die meiste Zeit der knapp 100 Minuten Laufzeit sitzen wir zähneknirschend vor dem Bildschirm. Sollte euch aber der wirre Mix aus verschiedensten Horrorfilmen und Genre zusagen, riskiert ruhig einen Blick auf THE UNSEEN.