THE GOLDSMITH ist für einen Horrorfilm zweifelsohne ein unkonventioneller Titel; noch mehr, wenn man beachtet, dass er aus Italien kommt, wo man früher eher plakativ zu Werke ging.
Aber keine Angst, auch wenn der Name nach filigraner Handwerkskunst klingt, auf dem Bildschirm wird die grobe Kelle geschwungen.
Worum geht es in THE GOLDSMITH?
Stefano, Roberto und Arianna sind eine Räuberbande, die einen Tipp für einen neuen Coup bekommen hat: Ein alter Goldschmied und seine Frau sollen ihre Reichtümer in ihrem abgelegenen Haus aufbewahren.
Der Einbruch verläuft zunächst problemlos, die Alarmanlage ist schnell abgeschaltet, die beiden alten Menschen sind rasch überwältigt und geben mit etwas Gewalt Auskunft, wo das Geschmeide zu finden ist….doch der Raubzug wird zum Fiasko.
Da THE GOLDSMITH ein Film ist, der relativ früh eine gravierende Wendung erfährt, kommen wir nicht ganz ohne Spoiler aus, seid also gewarnt. Andererseits, wann lief den jemals ein Film-Einbruch nach Plan?
Jedenfalls nicht bei DON’T BREATHE oder THE OWNERS oder YOU’RE NEXT oder KIDNAPPED oder INSIDE oder……und so ist auch GOLDSMITH von Rückschlägen der Einbrecher geprägt.
Doch während in den meisten anderen Filmen die Lage eher zufällig und unglücklich eskalierte, müssen die drei Verbrecher hier feststellen, dass sie bereits erwartet wurden.
THE GOLDSMITH startet mit Home Invasion, aber dann…
Das kommt insgesamt dem mäßigen THE OWNERS am nächsten und auch THE GOLDSMITH hat ein paar Schwächen. So lassen sich die Rentner erstmal gemein zusammenfalten und fesseln, wohlwissend, dass sie gleich die Initiative ergreifen werden.
Für den Zuschauer sieht das nach schlüssigem Täter-Opfer-Verhältnis aus, aber sagen wirs mal so: wer lässt sich gerne vermöbeln, wenn es auch anders ginge?
Ist aber kein Beinbruch, man sollte sich auf Zuschauer nur darauf einstellen, dass aus Home Invasion rasch ein Rache- und daraus ein Folterfilm wird.
Zunächst konfrontieren die beiden das Gesindel mit allerlei pikanten Dingen, die man lieber geheimhält und bringen sie gegeneinander auf, später wird es dann auch physisch und es geschieht ja nicht alle Tage, dass die Folterknechte das Renteneintrittsalter bereits überschritten haben.
Die große Folterwelle ist aber natürlich rum und das liegt auch daran, dass sich nicht mehr viel Neues zeigen lässt. Zwar sind Operationen am Auge immer heikel, aber auch wenn klar wird, was hier geschehen soll, hält die Kamera nicht voll drauf und belässt es bei mehr oder weniger konkreten Andeutungen.
Von der Haustür in den Folterkeller
Was der Story aber abträglicher ist, ist die fehlende Sympathie für irgendwen.
Anfangs tut uns zwar das alte Ehepaar leid, da diese aber den Großteils des Films die Oberhand haben, brauchen sie unser Mitleid nicht. Auf der anderen Seite haben wir Figuren, die ohnehin als Bösewichte angelegt sind. Doch wo der größte Kniff von DON’T BREATHE war, den Zuschauer auf die Seite der Eindringlinge zu ziehen, wachsen uns Arianna, Stefano und Roberto nie ans Herz.
Dass THE GOLDSMITH augenscheinlich für schmales Geld entstand, ist ihm anzusehen und erklärt, warum einige Dinge nicht explizit gezeigt werden können. Dass Regisseur und Co-Autor Vincenzo Ricchiuto wenig Schreib- und keine Regieerfahrung mitbringt erklärt hingegen, warum feine dramaturgische Kniffe fehlen.
Das bedeutet nicht, dass THE GOLDSMITH (im Original klangvoll L’ORAFO) ein schrecklicher Film wäre, aber trotz verschiedener Entwicklungen hat er nicht die Brachialität von KIDNAPPED, nicht die Spannung von DON’T BREATHE, nicht das Blutbad von INSIDE und nicht die Perfidität von SLEEP TIGHT.
Weitere Home Invasion – Filme findet ihr in unserem Special
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