Wir müssen reden: Ärger um Elfie oder Zahlen für Autogramme?

ärger auf conventions millie bobbie brown

Im Jahr 2022 ist jeder über irgendetwas empört und letzte Woche traf es STRANGER THINGS – Star Millie Bobby Brown. Die war auf der German Comic Con in Dortmund zu Gast und wie hoch STRANGER THINGS derzeit bei den Fans im Kurs steht, konnte man u.a. an den Preisen erkennen, die für „Elfie“ aufgerufen werden. Da wollten selbst größere Medien mitreden.

T-Online berichtete von 120€ für ein Autogramm und 170€ für ein Foto. Bei WDR aktuell sprach man von jeweils 20€ mehr. Darüber, dass ein Meet & Greet 350€ kosten soll, herrschte Einigkeit (falls jemand vor Ort war, lasst uns gerne wissen, was der wirkliche Preis war).
Egal, welche Zahl  stimmt, das ist ein stolzer Preis. Das ist aber auch ein Preis, den niemand zahlen muss, weswegen wir alle ganz ruhig durchatmen könnten.

Falsch, es ist wie gesagt 2022 und unter aufgesetzte Empörung mischt sich Fehlinformation.

Nun liegt meine aktive Mitarbeit auf Conventions schon ein paar Jahre zurück und deutsche Cons können mitunter abenteuerlich sein, z.B. dann wenn der Veranstalter nach dem Event von einem vorbestraften mexikanischen Darsteller geschüttelt wird, der sein Geld einfordert oder sich ein 80er-Star solange im Hotel einschließt, bis er seine Gage im Voraus erhält.
Die Grundzüge dieser Veranstaltungen ähneln einander aber meist und widersprechen dem, was einige Leute denken.Was darf ein Autogramm kosten 1

Ich kann nicht bewerten, ob Millie Bobby Brown „auf das Geld angewiesen“ ist, aber Philipp hat begriffen, wie es läuft. Du zahlst Eintritt, du zahlst für Autogramm oder Foto. Du darfst dort nicht All-inklusive saufen, deinen Lieblingsschauspieler befummeln oder in die Ecke pinkeln.
Das ist bekannt, keine Überraschung. Dennoch zu jammern ist so, als würde man sich beschweren, weil beim Kinobesuch das Popcorn nicht inklusive oder beim Schwimmbadbesuch das Eis am Stiel nicht enthalten ist.
Conventions sind nicht umsonst -2

Ok, Mr. Mittelfinger, wie soll das sonst laufen?
Alles umsonst? Also sollten kleinere und bitte vor allem größere Stars auf eigene Kosten anreisen, ihr Hotel selbst zahlen, in die von-wem-auch-immer frei zur Verfügung stehende Halle marschieren und den ganzen Tag kostenlose Autogramme geben.
Wo genau läge die Motivation?
Keine Fans, keine Autogramme 3-

Auch wenn es stimmt, dass Fans und Prominentenstatus eine klare Verbindung haben, sollte man sich von dem Gedanken verabschieden, dass uns irgendein Star etwas schuldet.
Millie hätte zuhause bleiben oder 1000€ für ein Autogramm verlangen können, sie hätte sich auch 50 Leute aussuchen können, denen sie kostenlose Autogramme schenkt.
Nur glaubt bitte nicht, dass irgendein Fan ein angeborenes Recht auf freie Autogramme oder Fotos hat.Conventions sind Gelddruckmaschinen 4

Fakt ist tatsächlich, dass viele Cons zwar mit viel Geld hantieren und ein bekannterer Name im fünfstelligen Bereich liegt, aber in der Vergangenheit viele dieser Events auch mit fünfstelligen Miesen schlossen und man am Sonntagabend bei Ladenschluss Tränen sah, weil die Mitarbeiter nicht wussten, wie die den Stars erklären sollen, dass die Gage nicht bezahlt werden kann.

Was die andere Sache mit dem Foto angeht: oft ist es so geregelt, dass die Stars an Autogrammen verdienen, der Veranstalter an den Fotos. Das heißt, dem Star kann es egal sein, wer wann wie viele Fotos knipst, aber er wird dir kein Autogramm schenken. Ebenso wenig wird dir der Veranstalter ein Foto schenken. Leute wie Patrick kann man verstehen, sie sind die Geier, die auf dem Klo lauern, bis der Promi mal muss. Die gibt es immer und keiner kann sie leiden, auch die Promis nicht. Da die aber gegenüber den Fans nicht rüde sein wollen, liegt es an den Mitarbeitern den Bösen zu spielen, denn leider kann sich keine Veranstaltung tragen, wenn es nur Leute wie Patrick gäbe.
Früher war alles besser 5

Früher war bekanntlich alles gut.
Ja, du kannst deinen Star anschreiben und erhältst für Portokosten vielleicht ein Autogramm.
Wenn du deinen Star im Urlaub am Strand triffst, gibt er dir vielleicht ein Autogramm umsonst.
Wenn du nach einem Konzert auf dem Parkplatz wartest, kriegst du ebenfalls eine Unterschrift oder ein Selfie. Denn diese Leute sind wegen etwas ganz anderem vor Ort. Das Autogramm ist in diesen Fällen Nebensache. Für eine Convention reisen sie hingegen von weit her aus genau diesem Grund an.

Nein, Autogramme auf Conventions kosten in der Regel immer, denn sie sind nun mal der Grund für Cons. Conventions würde es sonst nicht geben. Die Stars wären nicht da. Am ehesten könnte man das verbleibende Event ohne Stargäste mit einer Filmbörse vergleichen, wo man aber nur 5€ Eintritt zahlt (Übrigens sind in den 5€ keine Filmeinkäufe enthalten. Ist nun klar, oder?)Schuld sind die anderen-7Das ist so als würde man behaupten, dass die Benzinpreise nicht die Mineralölkonzerne, sondern die Tankstellenpächter machen. Es gibt da aber eine gewisse Korrelation.
Die Stars wissen, was sie wert sind und wenn sie es nicht wissen, wissen es Agenten, Manager oder sonstige Repräsentanten. Die üblichen Con-Gesichter (Leute, die mal in den 80ern in einem Kultfilm waren) sind in der Regel günstiger als solche, die heute aktiv sind und definitiv günstiger als jemand die in einer der heute angesagtesten Serien eine tragende Rolle spielt.
Im Normalfall erhalten die Stars eine Basisgage, dazu Flug und ein Oberklassehotel. Da sie oft nicht alleine reisen, will auch die Begleitung (z.B. Manager) Flug und Hotel haben.
Dieser pauschale Fixbetrag ist auch dann zu zahlen, wenn kein Mensch zur Con kommt (das sind jene Events, die hinterher gerne mal als „gemütlich“ bezeichnet werden und schon manchen Konkurs ausgelöst haben).
Für Einnahmen über die Grundgage hinaus sind Umsatzbeteiligungen recht üblich.
Zu glauben, dass die jeweiligen Kosten nicht zu einem Großteil am jeweiligen Star hängen, ist also schlicht falsch.
Teuer ist geil 6

Natürlich gibt es auch Verständnis für die Situation und der Vergleich mit der Arbeit ist nicht falsch, denn genau das ist es. Noch mal: über die Höhe der Kosten kann man debattieren, aber glaubt doch nicht, dass Leute für ein Wochenende über den Ozean fliegen, weil sie so geil darauf sind, genau dich zu treffen!
Das bedeutet nicht, dass den Promis die Arbeit keinen Spaß macht, viele haben eine gute Zeit (was auch für die meist unbezahlten Helfer gilt), aber es bleibt Arbeit. Mir fällt da ein ehemaliger Wrestler ein, der auf einer Convention auf dem Zahnfleisch ging und Schmerzen hatte. Aber immer, wenn ein Fan an seinen Tisch kam, setzte er sein bestes Lächeln auf und spielte die Show, wie er es auch im Ring tat. Das war enorm professionell, aber wäre er rein aus Spaß dagewesen, hätte er sich für den Tag wohl krankgemeldet.

Daher macht euch als zahlende Fans klar, dass ihr dieses Lächeln, diesen Händedruck, dieses Autogramm oder dieses Meet & Greet kauft.
Dass Leute nach den Conventions gemeinsame Bilder mit ihren Promis ins Netz stellen, ist nachvollziehbar, denn so oft trifft man diese Leute ja nicht.
Es ist aber auch in etwa so, als würde man im Stripclub ein Selfie mit einer x-beliebigen nackten Schönheit machen und sie als neue Freundin posten. Auch die ziehen sich nicht aus, weil sie dich heiß finden.
Sorry Leute, 5 Sekunden nachdem ihr weg seid haben Stars und Stripper eure Namen vergessen.

 

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