Horror unterliegt dem Wandel der Zeit.
Während sich unsere Eltern noch vor den Hammer-Filmen der 60er gruselten (wirklich gruselten) und unsere Großeltern vor einem schwarzweißen King Kong oder dem Schrecken vom Amazonas, gehören diese heute zwar noch immer zum Entertainment, aber auch zum Horror-Establishment, das niemanden mehr nachts wachliegen lässt.
Aber Horror unterliegt auch einem kulturellen Wandel, das sieht man beispielsweise an der Debatte, ob in STRANGER THINGS geraucht werden sollte. Die Serie spielt natürlich in den 80ern, wo es zum guten Ton gehörte, wenn Eltern auf einer Autofahrt bei geschlossenem Fenster zwei Filterlose inhalierten, während die Kids auf der Rückbank saßen. Nur heute will man niemanden dazu animieren, zu denken, dass Rauchen cool sei. Während wir uns wohl einig sind, dass der Ansatz löblich ist, ist es nun mal auch Fakt, dass in den 80ern geraucht wurde.
Natürlich ist das nicht das Einzige, was sich über die Jahre geändert hat. Ohne in die andauernde Diskussion übers Gendern, N- und Z-Wörter einfallen zu wollen, muss die Frage erlaubt sein, wie viel Kino man nachträglich oder vorbeugend verändern möchte. Man kann sicher darauf verzichten, wenn Pippi Langstrumpf ihren Vater als „Negerkönig“ bezeichnet, weil es so oder so nichts zum Film beiträgt, aber macht es Sinn über den Einsatz von Ausdrücken in Filmen wie DJANGO UNCHAINED zu diskutieren, wo Rassisten rassistische Dinge sagen, weil Rassisten das eben tun?
Weibliche Ghostbusters? Man möchte „Ja bitte“ schreien. Das Kino kann Heldinnen gut gebrauchen. Vor allem bewiesen Damen wie Ellen Ripley oder die All-Women-Truppe aus THE DESCENT, wie gut das Ergebnis sein kann. Wenn man aber einfach nur die Geschlechter tauscht, ansonsten aber Klischees reitet, als hätten die 50er das Drehbuch diktiert, wirkt das müde, erzwungen und bemüht.
Gebt uns Heldinnen, aber echte!
Wir wissen, was ihr jetzt denkt… und ihr habt recht. So richtig Horror sind die genannten Filme noch nicht. Wer sich aber beispielsweise die wild zusammengewürfelte Arschlochgang ansieht, die in I SPIT ON YOUR GRAVE 3 ihr Unwesen treibt, weiß, dass diese Typen nie zusammen herumhängen würden, sondern irgendjemand mühsam versuchte verschiedene ethnische Gruppen unterzubringen.
Und das ist, was die letzten Jahre ausmachte. Man ist cineastisch so sehr um Gleichstellung bemüht, dass man viel Scheiße produziert.
Kein Zweifel, es gibt weiße, schwarze, asiatische und sogar weibliche Vergewaltiger, aber muss man die alle in den gleichen Film stecken?
Doch damit stoppt der Wahnsinn nicht. Wir betonen immer gerne, dass wir uns freuen, wenn Horrorfilme auch aus exotischen Ländern kommen. Egal, ob es Chile, die Türkei oder Venezuela ist, diese Länder waren bis vor 20 Jahren kaum auf der Weltkarte des Horrors sichtbar. Inzwischen mehren sich die Ausschläge, doch nicht nur scheint die Kreativität in diesen Ländern zu wachsen, auch der Markt wächst.
Das klingt zunächst gut, bedeutet aber auch, dass der „Markt“ bestimmte Gelüste hat, die befriedigt werden wollen.
Man sagt, dass im fernen Osten große Monster gerne gesehen werden (nennen wir das mal den Godzilla-Effekt). In Südamerika mag man Exorzismen. Auf der arabischen Halbinsel wird Nacktheit gemieden. Was macht also der kluge Filmproduzent, wenn er weltweit verkaufen will? Er lässt ein riesiges Monster (das immer eine Hose trägt) mit Weihwasser besprenkeln.
Überzogen? Natürlich. Aber leider auch nicht weit von der Realität entfernt.
Der Horrormarkt ist weltweit umkämpft, während sich gleichzeitig jede Minderheit, Randgruppe und der Zentralverband der Linkshänder über irgendetwas empört.
Also haben Filmemacher gar keine andere Chance, als es jedem recht zu machen und eine politisch korrekte, rauchfreie, genderneutrale, historisch geschönte Godzilla-meets-Teufelsaustreiber-Kacke zu produzieren, um sich am Ende die Taschen vollmachen zu können.
So sehr ich rassistische, rauchende Chauvinisten ohne Unterwäsche in der Realität meide, im Film möchte ich sie gerne behalten…