Review: ALIEN: ROMULUS (2024)

Alien: Romulus kritik
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 7.0

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7.5/10 (6)

Darsteller: Cailee Spaeny, David Jonsson, Archie Renaux
Regie: Fede Alvarez
Drehbuch: Fede Alvarez, Rodo Sayagues, Dan O'Bannon
Länge: 119 min
Land: ,
Genre:
Veröffentlichung: 15. August 2024 (Kino)
Verleih/ Vertrieb: Walt Disney Studios
FSK: ab 16

Was sich die meisten Fans von ALIEN: ROMULUS erhoffen, lässt sich wohl am besten damit zusammenfassen, was sie nicht wollen: flötenspielende Androiden, Alien-Mensch-Hybriden, Crossover mit anderen Franchises, aufgewärmte Oneliner.
Obwohl man Filme wie PROMETHEUS mindestens für den Ansatz etwas anderes machen zu wollen loben muss und die Begegnung mit dem Predator ein spaßiges Popcorn-Ding war, war es doch vor allem die archaische, mystische und geradlinige Existenz der Außerirdischen, die ALIEN und ALIENS zu Klassikern macht.

Mit ALIEN: ROMULUS kommt aus den Weiten des Alls ein Film zu uns, der zumindest in der Chronologie schon mal zwischen den ersten beiden Werken angesiedelt ist und von einem Regisseur gedreht wurde, der schon in der Vergangenheit bewies, dass er respektvoll mit Kultfilmen umgehen kann.

 Alien-Romulus-filmkritik

Wovon handelt ALIEN: ROMULUS?

Rain und ihr Bruder arbeiten unter widrigen Bedingungen für den mächtigen Weyland-Yutani-Konzern auf einem lichtlosen Minenplaneten. Rain träumt von einem Leben mit Sonnenlicht, doch ohne weiteres kann sie von dort nicht entkommen. Als einige ihrer Freunde ein größeres, aber verlassenes Raumschiff in der Umlaufbahn des Planeten ausmachen, wächst die Idee die für einen Kryo-Schlaf nötigen Komponenten von dort zu stehlen, um eine andere Heimat zu finden.
Zusammen mit Rains Androiden Andy starten sie zu dem fremden Schiff, müssen aber feststellen, dass dort unterschiedlichste Gefahren lauern.

Wir verraten hier wohl keine Geheimnisse, wenn wir schon mal ausplaudern, dass Facehugger und Xenomorphe ein Thema werden, darüber hinaus soll dieser Text aber zunächst ohne große Spoiler auskommen. Wer bewusst mehr erfahren möchte, findet weiter unten eine deutliche Spoilerwarnung.

Die Welt, in die uns Regisseur Fede Alvarez (EVIL DEAD, DON’T BREATHE) und sein Stamm-Co-Autor Rodo Sayagues entführen, kommt uns bekannt vor. Der Minenplanet erinnert vage an den Gefängnisplaneten aus ALIEN III, dort steht der aus ALIEN bekannte Trinkvogel am Bildrand, überall sehen wir das prominente Weyland-Yutani-Firmenlogo und später kommen noch ein paar unerwartete, aber vertraute Überraschungen hinzu.

Alien Romulus review

Nichts davon muss man einordnen können. ALIEN: ROMULUS war als Standalone-Film angekündigt und das ist er auch. Wer mit den dezenten Verweisen etwas anfangen kann: gut. Aber sie springen dich nicht an und selbst wenn du keinen einzigen ALIEN-Film kennst, findest du dich rasch zurecht.
In dieser Hinsicht folgt ALIEN: ROMULUS übrigens dem Spiel ALIEN: ISOLATION, das für Fede Alvarez Inspiration war und in seinen starken Momenten nutzt der Film sogar eine ähnliche Intensität wie das Game.

Die Story lässt sich Zeit, bis sie zum Horror vordringt, baut aber schon zuvor eine bedrohliche Atmosphäre auf und sieht dabei gut aus. Wenn Alvarez dann seine schleimigen Widersacher von der Leine lässt, schöpft er aber aus den Vollen und schafft es sowohl gruslige, wie auch actionreiche Momente einzubauen.
Auf überdeutliches CGI wird dabei meist verzichtet, was schon EVIL DEAD gut tat.

Dass ALIEN: ROMULUS ein Disney-Film ist, mag noch immer befremdlich wirken, ist in Wahrheit aber nicht zu bemerken. Zumindest ist der Gewalt- und Blutgrad auf einem Level, wie man das auch von den Filmen kannte, die noch unter dem Fox-Siegel unterwegs waren.

Alien Romulus rezension

Die drei Säulen der ALIEN-Filme (mal von schleimigen Bestien abgesehen)

Aber über die Aliens hinaus, setzte die ALIEN-Reihe immer wieder auf drei wiederkehrende Bestandteile. Eine starke weibliche Heldin, ein kritischer Blick auf künstliche Intelligenz und das Element der Mutterschaft.
Alle drei finden sich auch hier wieder und zunächst gilt es ein Lob an Cailee Spaeny auszusprechen, die schon in CIVIL WAR einen starken Auftritt ablieferte und in ALIEN: ROMULUS die Rain spielt, ohne dass es ihr eine Anstrengung abzuverlangen scheint. Von der jungen Dame sollte man – richtige Rollenwahl vorausgesetzt – in der nahen Zukunft noch viel hören.

Aber es ist nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Figur, an der es wenig zu hinterfragen gibt. Ihre Motivation ist simpel und glaubwürdig, ihre Entscheidungen meist plausibel und wie einst Sigourney Weaver wächst sie mit ihren Aufgaben. Die Charakterzeichnung der anderen Menschen ist eher Nebensache, aber das stört nicht und was wichtiger ist, die Eigenschaften und Handlungen der Figuren bleiben nachvollziehbar.

Ihr zur Seite steht Andy, ein gutmütiger Androide, der technisch aber nicht mehr auf der Höhe ist.
Ash, Bishop, David und nun also Andy und natürlich ist gerade in unserer aktuellen Zeit, die vom Thema KI dominiert wird, ein Android und alle damit einhergehenden Probleme ein Muss. Daraus entstehen dann spannende Subplots, wie die Frage, ob eine künstliche Intelligenz auch dann schädlich sein kann, wenn sie es gut meint.

Und dann ist da eben auch noch eine werdende Mutter unter den Freunden, was natürlich auch eine gewisse Rolle spielen wird.

alien-romulus fede alvarez

ALIEN: ROMULUS, ein Film mit zwei Gesichtern

Bis etwa 80% von ALIEN: ROMULUS  vergangen sind, bewegt er sich also auf vertrauten Gefilden, verzichtet aber auf platten Fanservice und leistet sich auch sonst keinen unangenehmen, unpassenden Schnitzer, sondern gibt sich bodenständig, unheimlich und spannend, lässt dummen Hollywoodmumpitz außenvor, stellt seine Protagonisten einige Male vor schwierige Entscheidungen und schafft es dennoch das organisch in die Geschichte einzubauen…nur um sich wie ein Marathonläufer, der schon auf der Zielgeraden unterwegs ist, beide Beine zu brechen.

Gleich dazu mehr im Spoiler-Teil, an dieser Stelle sei nur erwähnt, dass mich die Schlussphase von den bis hierhin vergebenen 8,5 Sternen auf 7,0 zurückwarf.

SPOILERTEIL

Bevor wir an dieser Stelle genauer auf das ungeschickte Finale eingehen, zunächst noch einige lobende Worte:
es war nicht damit zu rechnen, wer hier einen „Gastauftritt“ haben wird und wie gelungen dieser platziert wird. Dass der 2020 verstorbene Sir Ian Holm noch einmal einen Ash-ähnlichen Androiden spielen wird, zählt zu den Highlights des Films, auch wenn dafür natürlich moderne Technik und wohl auch ein ähnlich aussehender Schauspieler benötigt wurden.

Das ist allerdings bevor ALIEN: ROMULUS im wortwörtlichen Sinne die Bodenhaftung verliert.
Wenn die Protagonisten in der Schwerelosigkeit unter umherwabernder Alien-Säure hindurchschweben und den Rückstoß eines Gewehrs nutzen, um die Richtung punktgenau zu ändern, lässt sich das mit geschriebenen Worten nur so umständlich beschreiben, wie es auch auf der Leinwand rüberkam. Wer denkt sich das aus und vor allem warum? Denn leider passen solche Larger-than-life-Momente gar nicht in den bis dahin so ehrlich wirkenden Streifen.

Allerdings ist eine cartoonartige Szene noch lächerlicher, in der der bis dahin enorm harmlose Andy, der zu Beginn des Films von drei Kindern verprügelt wird, auf einem Xenomorph reitend (!) einen Aufzugschacht hinabfällt und dann dutzende Patronen auf den Außerirdischen schießt, während er zwar keinen Tropfen Säure abbekommt, aber sich einen coolen Ripley-Spruch aus ALIENS klaut.

Und als ob das nicht genug wäre: erinnert ihr euch an den albernen Mensch-Alien-Mischling aus Teil 4? Wir sehen hier etwas ganz Ähnliches.

SPOILERENDE

 

Man muss klar sagen, selbst die haarsträubenden Szenen werden wohl ihre Fans finden, denn technisch ist das fein, es sind aber eben plumpe Comic-Popcorn-Momente, bei denen Filmfans, die sich mit der davor meist schlüssigen, ernsten Machart anfreundeten, reichlich gegens Schienbein getreten wird.

Fazit zu ALIEN: ROMULUS

Dies hätte ein Film werden können, der sich in einem Ranking nicht vor den Großen der Reihe verstecken muss. Auch große Filme können kleine Schwächen haben, sie sind aber konsistent und das ist dieser Film nicht.
Mitten im Geschehen den Ton zu ändern, macht ALIEN: ROMULUS sicher nicht untragbar, dafür bleiben zu viele positive Eindrücke, allerdings rückt er damit näher an ALIEN IV oder ALIEN: COVENANT als an ALIEN und ALIENS.

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