Horrorfilme sind voller dunkler Rituale, Blut und Rache.
A DARK SONG beinhaltet all das und doch ist er alles andere als typisch….und auch kein klassischer Horrorfilm.
Story:
Sophia mietet ein abgeschiedenes Landhaus in Wales. Sie zahlt bar, will nicht verhandeln, dafür aber Diskretion.
Was sie dort plant, ist ihren größten Wunsch mithilfe des Okkultisten Joseph Solomon umzusetzen, um einen Liebeszauber aufzubauen. Der kennt sich mit der schwarzen Magie aus, die mit einer persönlichen Reinigung beginnt und sich über Monate hinzieht. Doch dafür müssen sie sich abgeschottet von der Außenwelt einschließen und alleine das sorgt für ungeahnte Probleme.
Schwarze Magie, abgründige Absichten
Beide sind grundverschieden und beide auf ihre Art undurchschaubar. Sie wirkt planvoll und motiviert, gleichzeitig aber etwas duckmäuserisch gegenüber dem aufbrausenden und arroganten Joseph, der zunächst gar kein Interesse zeigt, ihr dann aber immer wieder lautstark zu verstehen gibt, dass das Ritual exakt nach seinen Vorstellungen zu laufen hat.
Joseph wirkt wie ein ungepflegter Eigenbrödler und zeitweise stellt man als Zuschauer infrage, ob er tatsächlich nur seinen Job tut, eher Gefallen am Erniedrigen seiner Auftraggeberin findet oder nicht noch eigennützigere Absichten verfolgt.
Doch Sophia weiß sich auf subtile Weise zu wehren und auch ihre Absichten sind weniger klar, als sich eingangs vermuten lässt.
A DARK SONG lebt von diesen beiden Protagonisten und da alles weiteren Figuren und Locations nur im Vorbeigehen auftauchen, sind Sophia, Joseph und das Haus die Hauptdarsteller und man kann durchaus von einem Kammerspiel sprechen.
Wenn es doch einmal nach draußen geht, fängt die Kamera beeindruckende Naturaufnahmen ein, bevor dann teils abrupt zum Beispiel eine Küche mit dreckigem Geschirr gezeigt wird.
Eine Warnung geht an jeden, der ein In-Your-Face-Splatterfest sucht, denn damit ist man bei A DARK SONG genau falsch. Das gleiche gilt für all jene, die auf einen Haunted-House-Jumpscare-Streifen aus sind.
Dies ist mehr als alles andere ein psychologischer Thrill und ein Werk für den der Begriff Slow Burn erfunden wurde.
Das bedeutet nicht, dass A DARK SONG nicht dem geneigten Horrorfan zusagen wird, denn die Thematik ist morbide und neben persönlichen Abgründen, gibt es etwas Gewalt und paranormale Ereignisse zu sehen. Geprägt ist der Film aber vom Mit- und Gegeneinander von Sophia und Joseph.
Außerdem erleben wir eine Anzahl von Praktiken, die angeblich gar nicht so frei erfunden sind und ist an die Abremalin Operation angelehnt, die auch von Satanisten wie Aleister Crowley durchgeführt wurde.
Darin sind zwar Elemente enthalten, die man aus anderen Filmen kennt, wie das Trinken von Blut, Salzkreise und vieles mehr, aber selten wurde ein komplettes Ritual derart in den Mittelpunkt eines Films gestellt wie hier.
Für Filme wie A DARK SONG wurde der Begriff Slow Burn erfunden
Die Ergebnisse der Praktiken sind hingegen wieder in Rätsel gehüllt. Mal fliegt ein Vogel gegen eine Scheibe und Joseph behauptet, dass dies ein Beleg für das funktionierende Ritual ist….oder ist es doch nur Zufall? Andere Ereignisse, wie Kinderstimmen, sind vielleicht eher der Einbildung Sophias zuzuordnen (die gleich eingangs erwähnt, dass sie eine strenge Diät hält, um sich auf das Ritual vorzubereiten).
Es sei verraten, dass das Ende von A DARK SONG Aufklärung bringt und trotzdem verschiedene Denkmodelle zulässt.
A DARK SONG stammt aus dem Jahr 2016 und dass er bislang nicht veröffentlicht wurde, ist aufgrund seiner Eigenart und Ruhe (die stellenweise durchaus zur Länge verkommt), nachvollziehbar.
Andererseits hätte man erwarten können, dass schon früher jemand entdeckt, dass das Werk recht gut in die angesagte Arthouse-Horror-Ecke passt.
Aber besser spät als nie und nun erhält der Film im Rahmen der Drop Out Cinema / Cinema Obscure – Reihe ein begrenztes Kinorelease.
Fazit:
Eine Empfehlung für Slow Burn- und Arthouse-Fans, wer CONJURING 4 sucht, sollte woanders suchen.