THE STRANGERS ist Bryan Bertinos bekanntester Film. Mit dem packenden Home Invasion – Werk schaffte es der Regisseur beklemmende Spannung aufzubauen.
Zwar drehte Bertino in der Zwischenzeit auch PLAY und THE MONSTER, die blieben allerdings vergleichsweise unbekannt. Ob er mit seinem neuesten Film THE DARK AND THE WICKED viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird, wird sich zeigen, aber eines steht außer Frage:
der Film ist creepy!
Story:
Als ihr Vater im Sterben liegt, reisen die Geschwister Louise und Michael zur abgelegenen Farm ihrer Eltern, um sich zu verabschieden und ihre Mutter zu unterstützen.
Was die beiden zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: offenbar treibt etwas Böses dort sein Unwesen.
THE DARK AND THE WICKED hält, was der Titel verspricht
Bertino ist kein Freund umständlicher Erklärungen. Die Motive der Eindringlinge in THE STRANGERS waren genau deswegen schockierend, weil sie quasi nicht vorhanden waren und auch in THE MONSTER ließ er die Zuschauer entscheiden, was sie dort sahen.
Diesem Weg bleibt er mit THE DARK AND THE WICKED treu, der keine ellenlange Aufklärungsszene enthält und wie seine früheren Filme mit einem Personenkreis aufwartet, den man an den Fingern einer Hand abzählen kann.
Mit den Fingern ist das aber so eine Sache, denn was auch immer auf der Farm vorgeht, scheint die Kontrolle über die Gedanken der Menschen zu übernehmen und entweder verstörende Visionen zu schicken oder zur Selbstverstümmelung zu animieren.
Die Erzählweise ist ruhig, wie man das vom Landleben kennt, aber baut ein zunehmendes Unwohlsein auf. Dabei muss der Film gar nicht immer dick auftragen, aber viele werden das unschöne Gefühl kennen, wenn plötzlich eine Spinne an einer Stelle herumhuscht, wo man sie lieber nicht haben möchte.
Die Einsamkeit, ein schräger Score und natürlich die Tatsache, dass der Vater komatös im Sterben liegt, lassen darüber hinaus keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit aufkommen. Dementsprechend ist Humor so wenig Teil von THE DARK AND THE WICKED wie ballernde Action und Massenszenen.
Einsamkeit, Tod, Verzweiflung…und Schlimmeres?
Man sollte aber auch nicht mit aufdringlichen Schockszenen rechnen. Einen klassischen Jumpscare gibt es nur selten, dafür aber diverse Augenblicke, in denen der Zuschauer ahnt, dass etwas passiert oder es sogar wahrnimmt, bevor die Protagonisten die Situation begreifen.
Da die Bedrohung im Film sich nicht als maskentragender Eindringling oder schleimiges Monster manifestiert, sondern immer nur als Teil der Fantasie auftritt und es zwischendurch zu friedlichen Szenen kommt, ist THE DARK AND THE WICKED auch kein Spannungsfilm währenddessen man an den Nägeln kaut….aber einer, nach dem man überlegt, nachts das Licht brennen zu lassen.
Sucht man Vergleiche zu anderen Filmen, so erinnern die zahlreichen Ziegen und die entlegene Farm, sowie die dissonante Atmosphäre vielleicht an THE WITCH. Die menschliche Ebene, bei der Tod und Trauer eine Rolle spielen, womöglich an HEREDITARY. Die Selbstverletzungen und ein unheimliches Tagebuch aber auch an TANZ DER TEUFEL.
Wie erwähnt verzichtet der Film auf größere Erklärungen, er wirkt aber, als enthielte er zahlreiche persönliche Anteile.
THE DARK AND THE WICKED ist kein Mainstream geworden, aber er ist ernst zu nehmen. Die schauspielerische Leistung ist ansprechend. Die Kameraarbeit mit vielen Close-ups und die ungestimmten Töne erzeugen Atmosphäre und unter allem liegt viel Hoffnungslosigkeit.
Fazit:
Bertino hat es mit THE DARK AND THE WICKED erneut geschafft, einen „kleinen“, aber sehenswerten Film auf die Beine zu stellen.