Der als psychologischer Thriller beworbene Film ALICE, DARLING ist der erste Spielfilm von Regisseurin Mary Nighy, die vorher bereits ein bisschen Erfahrung in Episoden von Serien machen konnte. Mit Anna Kendrick (PITCH PERFECT, UP IN THE AIR) und Wunmi Mosaku (LOVECRAFT COUNTRY, HIS HOUSE) sind zumindest zwei bekannte Schauspielerinnen mit an Bord.
Thematisch beschäftigt sich ALICE, DARLING mit einer toxischen Beziehung, die auf den ersten Blick harmonisch wirkt und in der die Gewalt so subtil ausgeübt wird, dass sie nur bei genauem Hinschauen erkannt wird.
Inhalt von ALICE, DARLING
Alice macht einen Ausflug mit ihren beiden Kindheitsfreundinnen Tess und Sophie. Ihrem Freund, dem Künstler Simon, hat sie erzählt, sie müsste wegen der Arbeit nach Indiana fliegen. Nach und nach wird klar, dass die oberflächlich gesehen glückliche Beziehung von Kontrolle und psychischer Gewalt geprägt ist. Die Situation droht zu eskalieren, als Simon unangekündigt im abgelegenen Ferienhaus auftaucht.
Resümee zu ALICE, DARLING
ALICE, DARLING ist ein sehr ruhiger Film. Es gibt viele ruhige Szenen, der Fokus liegt auf Dialog und die kurzen Erinnerungen von Alice, in denen sie sich an Momente mit Simon erinnert. Dabei wird schnell klar, dass in der Beziehung etwas nicht stimmt, beispielsweise wenn Alice mehrfach übt, wie sie ihm etwas erzählen will, oder dass sie während eines Treffens mit ihren Freundinnen ständig nervös auf ihr Smartphone schaut und sofort aufspringt, um seine Forderungen nach aufreizenden Bildern zu erfüllen. Das Ganze ist sehr subtil, schafft aber eine unangenehme Stimmung und wirkt realistisch. Aber diese anfängliche Stärke des Films wird leider zu seiner größten Schwäche.
Die ruhige Erzählweise ist zu Beginn passend und es macht Sinn, die Charaktere einzuführen und die Ausgangssituation zu beschreiben. Allerdings hörte diese ruhige Erzählweise nie auf. Wenn die drei Frauen in dem Ferienhaus sind, gibt es zwar ab und an Konflikte, aber die meiste Zeit wird gezeigt, wie sie am See liegen, Spiele spielen oder im Whirlpool sitzen. Die Gespräche gehen immer wieder in Richtung von Alices Beziehung und es ist Sophie und Tess anzusehen, dass sie diese problematisch finden, aber große Spannung kommt nicht auf. Und wenn man bedenkt, dass ALICE, DARLING als psychologischer Thriller beworben wird, dürfte bei einigen Personen Enttäuschung aufkommen. Es handelt sich bei dem Streifen vielmehr um ein Drama, denn für einen Thriller fehlt einfach die Spannung und – so grausam sich Simon auch gegenüber Alice benimmt – die akute Gefahr.
Als Thriller fällt ALICE, DARLING also schon einmal durch, allerdings ist der Film, auch davon abgesehen, teilweise schwach. Neben der Haupthandlung um die missbräuchliche Beziehung von Alice, taucht immer wieder ein Vermisstenfall in der Gegend der Ferienhütte auf. Ein junges Mädchen ist verschwunden und es gibt Suchaktionen, an denen sich auch die drei Freundinnen beteiligen. Am Ende des Films ist völlig unklar, weshalb relativ viel Zeit der 89 Minuten Laufzeit auf diese Nebenhandlung verwendet wird. Zwischendurch könnte man den Gedanken bekommen, dass entweder die Frauen das Mädchen finden, oder dass Simon irgendwas mit dem Verschwinden zu tun hat, aber am Ende bleibt diese Handlung mehr oder weniger komplett abgetrennt von der Geschichte um Alice.
ALICE, DARLING ist ein als Thriller verkauftes Drama, das zwar zeigt, dass eine missbräuchliche Beziehung nicht immer aus körperlicher Gewalt besteht, sonst aber wenig Substanz hat. Es kommt keine Spannung auf, die Nebenhandlung scheint komplett von der Haupthandlung losgelöst und wirkt so überflüssig. Wer Lust auf ein mittelmäßiges Drama mit guten Schauspielerinnen hat, kann sich den Film einmal ansehen. Wer auf der Suche nach einem spannenden Psychothriller ist, sollte einen Bogen um dieses Werk machen.