Aporia (oder eingedeutscht: Aporie) bezeichnet eine ausweglose Situation.
Die ist im gleichnamigen Film gegeben, aber natürlich versuchen die Protagonisten dennoch ein Entkommen.
Wovon handelt APORIA?
Eine Gruppe von Menschen wird von bewaffneten Männern in die Wildnis gebracht. Flucht- und Ausbruchversuche werden brutal niedergeschlagen, aber eine Frau und ein Mann können sich in einer Erdspalte verstecken. Das Problem: die schlammige Kluft kann nicht wieder verlassen werden und wie sich zeigt, gibt es noch weitere Gefahren.
Aufwendig inszenierter Horror aus Aserbaidschan
Aktuell haben wir Filme aus 66 Ländern besprochen. Mit diesem Review sind es dann 67, denn APORIA stammt aus Aserbaidschan und die ehemalige Sowjetrepublik fand in den letzten Jahren häufiger in der Tagesschau als im Kino statt.
Somit ist es spannend zu sehen, wie ein Horrorfilm von dort aussieht. Mindestens ebenso interessant und relevant ist es zu wissen, dass Regisseur und Autor Rec Revan damit sein Langfilmdebüt gibt, denn das ist APORIA anzumerken.
Was zum Teufel hier eigentlich los ist, bleibt uns Beobachtern lange vorenthalten, dafür wirft uns der Film aber mitten ins Geschehen. Wer die beiden Personengruppen sind, lässt sich allenfalls erahnen, aber die Situation ist bedrohlich. Bevor die Fragezeichen zur Story zu groß werden, lenkt der Film dadurch ab, dass er überraschend heftige Gewalt im Repertoire hat, die mit einer an HITCHER erinnernden Szene startet und kurz darauf mit einem Massaker weitermacht.
Zumindest aus Sicht des Gore-Lovers könnte das so weitergehen, die Story bleibt aber weiter ein Fragezeichen und da ein Großteil der Handlung in besagter Erdspalte spielt, gibt es in der Folge weder Menschenaufläufe noch viel Action oder Brutalität zu bestaunen.
Dafür tritt dementsprechend die Frage in den Mittelpunkt, wie man sich aus der etwa ein Meter breiten und 15 Meter langen Kluft befreien soll. Das Problem kennt man in ähnlicher Form natürlich insbesondere aus 127 HOURS und anderen Filme, wo wenige Figuren auf kleinem Raum gefangen waren.
APORIA enthält mehr Rätsel als Lösungen
Die Location hat ihren Reiz, denn die schlammigen, glatten Erdwände und das sich ansammelnde Wasser am Boden strahlen viel Ungemütlichkeit aus.
Nun hängen wir aber mit den überlebenden Ejla und Arvin in der Grube fest und stellen fest, dass dieser Filmabschnitt zwar nicht losgelöst vom Anfang zu sehen ist, aber einen gänzlich anderen Ton anschlägt.
Und das ist wohl das größte Problem APORIAs. Man merkt, dass die Macher verschieden geartete Ideen hatten, die aber nicht immer zueinander passen und es wohl der Unerfahrenheit geschuldet ist, dass Mysterien zu lange im Raum hängen und Informationen beim Zuschauer nicht ankommen.
Fast wie eine Bestätigung liest sich da eine auf imdb zu findende Inhaltsangabe, die mehr verrät als der Film selbst. Dort steht u.a. „die Bewohner der Stadt werden von einer unbekannten bewaffneten Gruppe gefangen genommen. Sie beginnen, an Menschen zu experimentieren, aber die Experimente scheitern an einigen instabilen Situationen.“
Soso?!…Diese Stadt bekommen wir nie zu Gesicht, die Experimente werden nur im Nebensatz angedeutet und worum es dabei genau geht, bleibt bis zuletzt im Dunkel.
Was mit „instabilen Situationen“ gemeint ist, sehen wir (ACHTUNG SPOILER), wenn plötzlich auch noch Zombies als dritte Gefahrenquelle hinzukommen.
Nun bin ich nicht der Auffassung, dass Horrorfilme alles vorkauen müssen. Auch ein Meister wie John Carpenter hat gerne mal Punkte offengelassen. Hier passt das Verhältnis aus Pacing, Fragen und Antworten aber oft nicht und mit Sinnhaltigkeit nimmt man es auch nicht immer genau. Denn ein Feuer lässt sich offenbar auch dann leicht entzünden, wenn einem eben noch das Wasser bis zur Hüfte stand. Und dieses Feuer dient dazu Tiere abzuhalten…Tiere, die wir nie sehen und die so wenig in die Erdspalte können, wie unsere Figuren heraus.
Am Ende sind es ein paar zu viele Problemchen und Unstimmigkeiten, die APORIA aufweist.
Kleine positive Ausschlaggeber, zu denen man auch die hübsch anzusehenden weißen Gipfel des Kaukasusgebirges zählen kann, werden durch kleine negative Punkte, wie alberne (und schwach synchronisierte) Dialoge der Bösewichte ausgehebelt.
Was man aber ebenfalls festhalten muss: dies ist kein Amateurfilm. Es war sicher nicht einfach in der Grube zu filmen und manche Szene und Kameraeinstellung zeigen, dass hier Aufwand reingesteckt wurde.
Fazit zu APORIA
Unterm Strich muss man APORIA daher wohl aus zwei Blickwinkeln bewerten. Einmal als einen Film eines Landes und Filmemachers, dem die Erfahrung und Möglichkeiten fehlen, um eine runde Story zu erzählen. Zum anderen hat man aber schon Schwächeres mit mehr Budget und aus erfahrenen Händen erlebt.
Alleine die Tatsache, dass ein aserbaidschanischer Horrorfilm seinen Weg zu uns findet, verdient Lob (wenngleich dies nicht in die Bewertung einfließt). Denn Kunst wird in autoritär regierten Ländern, die es mit den Rechten von Frauen, Minderheiten, Homosexuellen sowie Presse- und Medienfreiheit nicht so genau nehmen, gerne vernachlässigt.