Review: HOME SWEET HOME – WO DAS BÖSE WOHNT (2023)

Home sweet home 2023 thomas sieben
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 5.0

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6/10 (2)

Darsteller: Nilam Farooq, Justus von Dohnányi, David Kross
Regie: Thomas Sieben
Drehbuch: Thomas Sieben
Länge: 83 min
Land:
Genre: ,
Veröffentlichung: 20. Juni 2024 (DVD+BD)
Verleih/ Vertrieb: Constantin
FSK: ab 16

HOME SWEET HOME  ist nicht gerade der beste Filmtitel, denn als Alleinstellungsmerkmal taugt er wenig. Die internationale Filmdatenbank spuckt eine lange Liste an Werken gleichen Namens aus. Was den deutschen Horrorfilm aber deutlich von anderen abhebt, ist seine seltene Machart, denn HOME SWEET HOME kommt ohne sichtbare Schnitte aus und wird demzufolge auch in Echtzeit erzählt.

Wovon handelt HOME SWEET HOME?

Die hochschwangere Maria kommt zu dem abgelegenen Landhaus, das sie und ihr Mann Viktor jüngst renoviert haben. Sie ist an diesem Abend alleine, erwartet aber noch Besuch einer Freundin und spricht mit dem Gatten am Telefon, der beruflich verhindert ist, als ein merkwürdiger Nachbar auftaucht, der Strom ausfällt, sie seltsame Geräusche hört, Blutungen und Schmerzen einsetzen und sie im Keller einen unheimlichen Raum entdeckt.

One-Shot-Filme sind eine rare Angelegenheit und auch wenn die meisten irgendwo doch ein paar Schnitte verstecken, ist das Extra an Mühe nicht zu übersehen. Zwar ist HOME SWEET HOME nicht so aufwändig gestaltet wie der oscarprämierte Kriegsfilm 1917 und nicht mal wie das (ebenfalls deutsche) Krimidrama VICTORIA, aber trotz eines überschaubaren Casts an einer relativ konstanten Location, führt jeder Fehler, jeder Versprecher und jedes Mal, wenn der Kameramann im Weg steht zu einem Wiederholen einer längeren Sequenz.

home sweet home review

Da ist es schön mit Profis zu arbeiten und während man sich um Hauptdarstellerin Nilam Farooq, die man aus Untaten wie MANTA MANTA 2 oder HEILSTÄTTEN kennt, im Vorfeld vielleicht sorgen musste, wirkt sie natürlich und liefert eine gute Performance.
Um Filmschwiegervater Justus von Dohnányi (DAS EXPERIMENT, DER UNTERGANG) muss man sich sowieso keine Gedanken machen und da diese beiden einen Großteil der Screentime unter sich aufteilen, sammelt HOME SWEET HOME weiter Pluspunkte.

Starke Darsteller spielen gegen ein schwaches Drehbuch an

Schwachpunkt ist hingegen das Drehbuch.
Da ist es nicht mal verwerflich, dass HOME SWEET HOME gelegentlich an den uruguayischen Kollegen THE SILENT HOUSE denken lässt, wo ebenfalls eine junge Frau, ein Baby und ein renovierungsbedürftiges Haus auf dem Land eine größere Rolle spielten, aber HOME SWEET HOME wirkt wie ein Horrorfilm für Leute, die keine Horrorfilme schauen.

Kleine Spoiler, die aber teils schon der Trailer preisgibt:
Wenn Maria ein „Hallo“ in den Keller ruft, als sie etwas hört, ist das für viele schon Klischee, aber fairerweise muss man sagen, dass sie wohl anfangs eher mit einem Handwerker, dem verirrten Nachbar oder einer Ratte rechnet als einer lebensbedrohlichen Präsenz.

Spätestens, wenn sie aber einen verborgenen Raum findet, der dann doch gar nicht so verborgen ist, in dem seit hundert Jahren Tagebücher und Bilder offen herumliegen und in blutigen Lettern „Tut Buße“ an der Wand steht, das scheinbar keiner mal weggewischt hat, wird deutlich, dass man den Film für ein sehr breites, wenig horror-affines Publikum gestrickt hat.
Und da reden wir noch nicht mal über die Frage, warum Maria so wirkt, als wäre sie gerade zum ersten Mal in ihrem komplett möblierten Zuhause.

home sweet home wo das böse wohnt

Hier und da werden zwar ein paar falsche Fährten gelegt (hat der Nachbar etwa ein Problem damit, dass seine Bienen umziehen sollen?), es wird aber zu früh zu deutlich, dass der Wind aus einer anderen Richtung kommt.

Auch wird schnell klar, dass hier ein Plagegeist eine Rolle spielt, der dem Film zwar eine übernatürliche Komponente verleiht, aber weder im Kontext der Geschichte für Maria, noch für den Zuschauer bedrohlich wirkt. Ja, wir sehen den Schemen, die laute Musik gibt auch alles, aber Gewalt und Grusel finden nur leise statt.

HOME SWEET HOME ist Grusel der Marke „Gespensterheft“

Die älteren unter euch kennen womöglich noch die Bastei-Gespensterhefte. Dort kamen oft Forscher nach Afrika oder Südamerika und verhielten sich unanständig gegenüber den Einheimischen, was in einem Fluch oder aufgebrachten Göttern endete.
Das wurde so simpel vorgetragen, dass man es auf die wenigen Comic-Seiten zeichnen konnte.
HOME SWEET HOME ist ein filmisches Äquivalent und das nicht nur, weil afrikanische Völker eine Rolle spielen.

home_sweet_home filmkritik

Regisseur und Autor des Films ist . Wer schon dessen PREY (nein, nicht der Predator-Film) und KIDNAPPING STELLA gesehen hat, wird in HOME SWEET HOME ein Muster erkennen. Da ist nicht alles schlecht,  aber so wie KIDNAPPING STELLA  (den man natürlich als Remake von DIE ENTFÜHRUNG VON ALICE CREED wunderbar mit dem Original vergleichen kann) zu glattgeschliffen wirkte und das Highlight von PREY die Landschaft war, ist in HOME SWEET HOME das One-Shot/Echtzeit-Thema schön inszeniert, die Story aber wacklig und mundgerecht.

Fazit zu HOME SWEET HOME

Nun muss man klar sagen: für ein junges Publikum, das gerade beginnt sich für Grusel zu interessieren, keine großen Ansprüche an die Geschichte hat und Klischees als solche noch gar nicht erkennen kann, ist HOME SWEET HOME kein Fehler.
Aber schon wer das offizielle Freigabealter von 16 erreicht hat und öfters Horror schaut, wird sich auf der erzählerischen oder schockierenden Ebene nicht erreichen lassen. Die zwingenden Nagelbeißer-Elemente von THE SILENT HOUSE fehlen hier.
Damit bleibt vor allem das One-Shot-Erlebnis und da der Film unter 85 min Spielzeit bleibt, kann man sich trotz der löchrigen Geschichte zumindest nicht über Längen beklagen.

Hier kannst du HOME SWEET HOME sehen

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