Wenn man sich heute die deutsche Serie SLOBORN anschaut, wird man feststellen, dass sie thematisch wunderbar in die Corona-Zeit passt und dabei einiges auf den Punkt vorhersagte (anderes eher nicht).
Mit BLACKOUT ist es ähnlich und wer gerade liebevoll das Notstromaggregat streichelt, das er im Herbst 22 panisch anschaffte, wird beim Schauen der Serie an die Angst vor der kalten Heizung und dem warmen Kühlschrank zurückdenken.
Worum geht es in BLACKOUT?
Ganz Europa leidet unter Stromausfall. Ohne Ankündigung gehen plötzlich in einer kühlen Novembernacht die Lichter aus. Die Ursache ist zunächst unklar, aber schnell wächst der Verdacht, es mit einem Terroranschlag zu tun zu haben. Während anfangs nur kleinere Probleme auftreten, ist klar, das Lebensmittelkühlung, Krankenhäuser und Atomkraftwerke nicht ewig mit Notstrom funktionieren.
Ist BLACKOUT nur Unterhaltung oder schon realer Ausblick?
Strom ist schon eine feine Sache, immerhin würdet ihr ohne ihn diesen Text nicht mal lesen können. Man merkt aber meist erst wie abhängig wir davon sind, wenn mal 5 Minuten der Saft weg ist. Diesbezüglich gibt BLACKOUT einen schönen Einblick, auf was man alles so verzichten müsste und auch welche mittelfristigen Folgen denkbar wären. Wir erinnern uns, auch die Atomkatastrophe von Fukushima resultierte letztlich aus einem simplen Stromausfall.
BLACKOUT ist aber nicht unbedingt eine Serie, die sich wissenschaftliche Aufklärung auf die Fahne schreibt oder auch nur so wirkt, als lege sie Wert auf besondere Akkuratesse.
Unterhaltung steht im Vordergrund und für die konnte man ein paar große deutsche Namen gewinnen. Moritz Bleibtreu (STEREO) spielt einen Pizzaboten, der früher als Hacker aktiv war und ahnt, dass der Anschlag aus seinem ehemaligen Umfeld kommt.
Auf der anderen Seite steht Heiner Lauterbach (SCHULMÄDCHENREPORT 9 – 11) als kerniger Cop.
Eine weitere Hauptfigur ist eine Mitarbeiterin des Innenministeriums (gespielt von Marie Leuenberger), die nicht nur aufgrund des nationalen Notstands alle Hände voll zu tun hat, sondern auch ihre beiden kleinen Töchter vermisst, die aus einem -natürlich ebenfalls liegengebliebenen- ICE verschwanden.
Action ohne Anlass
Schicksale, wie es sie womöglich in einer solchen Situation geben könnte, die aber nicht repräsentativ sind. Es ist nicht langweilig Bleibtreu zuzusehen, wie er helfen will, aber dabei selbst ins Fadenkreuz der Behörden gerät und durch die halbe EU gejagt wird, es wäre aber sicher auch nicht uninteressant gewesen, mehr Normalbürgern beim Umgang mit der ungewohnten Lage zu beobachten.
BLACKOUT besteht lediglich aus 6 Teilen a ca. 45 Minuten und kommt aufgrund dieses großen Themas ohne echte Längen aus, lässt die Nähe zu den Figuren, die es etwa in SLØBORN gab, aber vermissen.
Dafür sehen wir Einsätze von militärischen und polizeilichen Sondereinsatzkommandos, die nicht ganz authentisch wirken, ein Pathos-geladenes AKW-Team und einen Dieseltruck, der in Flammen aufgeht.
Viel hilft viel, sagten sich wohl die Produzenten, aber come on, muss man ein schwerbewaffnetes SEK (un)auffällig anmarschieren lassen, um einen ollen Hacker zu greifen, der ohnehin nur bequem rumsitzt?
Und so wirken sowohl Dramaturgie als auch Actionszenen teils aufgesetzt und wirklich überzeugend ist die Lösung des Problems auch nicht.
Fazit: Wer keine Serie sucht, um tief einzusteigen und viel zu denken, sondern sich mit oberflächlicher Unterhaltung auf ansehnlichem Was-wäre-wenn-Niveau begnügt, kann BLACKOUT bequem an 1-2 Abenden wegschauen. Wenn man zwischendurch mal 10 Minuten aus dem Raum geht, wird man aber auch nichts verpassen.
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