Essstörungen sind für alle Beteiligten die Hölle, und daher ist es nicht verwunderlich, dass sich Regisseur Patrick Kennelly für diese Thematik für seinen Film EXCESS FLESH ausgesucht hat. Deutschlandpremiere hatte er auf dem Fantasy Filmfest 2015 und wurde später für das Heimkino veröffentlicht. Regisseur Kennelly, der auch mit am Drehbuch gearbeitet hat, hat sonst eher kürzere Filme und Musikvideos gedreht und scheint nach seinem ersten Spielfilm keine weiteren gedreht zu haben. Schlechtes Zeichen? Um mehr über EXCESS FLESH und unsere Einschätzung zu dem Werk zu erfahren, lest unser Review.
Inhalt von EXCESS FLESH
Jill und Jennifer teilen sich eine Wohnung. Während das Model Jennifer gern wilde Parties feiert und leere Versprechungen macht, igelt sich Jill zuhause ein und träumt vom Essen. Nachdem Jennifer wieder einmal Jill sitzen gelassen hat und sie danach auch noch attackiert, dreht diese den Spieß um und rächt sich an ihrer Wohnungsgenossin.
Resümee zu EXCESS FLESH
Die meisten Filme, die Essstörungen thematisieren, gehen eher in die Richtung Drama (beispielsweise TO THE BONE), obwohl sich Horror hervorragend als Medium dafür eignet. DRAG ME TO HELL wird von einigen als Metapher von Bulemie verstanden, aber EXCESS FLESH macht keinen Hehl daraus, dass es hier um die psychische Erkrankung geht.
Das Thema des Essens taucht bereits in den ersten Szenen auf und während Jennifer sich anscheinend hauptsächlich von Chips ernährt, erzählt Jill, dass sie eigentlich nie etwas essen würde – was nicht ganz stimmt. Es gibt diverse Szenen, in denen sie nachts im Wohnzimmer sitzt und Fertigessen verspeist. Generell wird in dem Film sehr viel gegessen, und das häufig nicht sonderlich appetitlich. Wer ein Problem mit Essgeräuschen hat, sollte definitiv abschalten. Gut rübergebracht werden der Zwang und gleichzeitig Ekel, den Jill und Jennifer mit Essen verbinden.
Nun ist es eine gute Sache, auf eine gefährliche psychische Krankheit aufmerksam zu machen, aber die meisten Filme schaut man da doch, weil man auf der Suche nach guter Unterhaltung ist. EXCESS FLESH schafft es schnell, eine unangenehme Atmosphäre aufzubauen und gibt Hinweise, dass irgendetwas nicht stimmt, aber etwa nach der ersten Hälfte nimmt der Film eine ziemlich abrupte Wendung und geht dann etwas zu sehr ins Absurde. Nun ist Absurd nicht generell schlecht, aber hier scheint es, als sei viel gewollt worden und nicht gut umgesetzt. Und spätestens, wenn ein großer Teil des Publikums die große Auflösung am Ende nicht versteht, sollte man an seiner Erzählweise zweifeln.
EXCESS FLESH macht teilweise den Eindruck, dass der Regisseur etwas zu viele Arthouse-Filme gesehen hat und nun auch etwas in diese Richtung versucht, es aber nicht umsetzen kann. Es gibt viele Nahaufnahmen – meistens von Essen – schnelle Schnitte, Slow-Motion-Aufnahmen und surreale Traumsequenzen. Es ist ein bisschen so, als hätte Kennelly einmal alle gelernten Techniken ausprobieren wollen. Am Ende ist es aber hauptsächlich ein wilder Mix, der zwar verstörend ist, aber die Aufmerksamkeit der meisten Leute irgendwann verlieren wird.
EXCESS FLESH ist beinahe ein Kammerspiel mit nur zwei Personen: Jill und Jennifer. Die beiden werden von den recht unerfahrenen Schauspielerinnen Effie Lavore und Mary Loveless dargestellt. Man merkt ihnen die Unerfahrenheit teils an, und das Drehbuch tut ihnen zusätzlich keinen Gefallen. Sie geben sich Mühe, aber gerade in Dialogen scheinen sie hölzern und unnatürlich. Die eher schlechte deutsche Synchronisation macht die Situation nicht besser.
EXCESS FLESH hat eine interessante Grundidee, verliert sich aber in surrealen und absurden Szenen, die am Ende kaum etwas zur Handlung beitragen. Die Darstellung von Essstörungen erscheint recht realistisch, aber wer auf der Suche nach einem guten Horrorfilm ist, sollte lieber weitersuchen und einen anderen Film einschalten.