Die nächste Netflix-Original-Serie ist gelandet und bringt uns mit KATLA an einen eisig dystopischen, aber realen Ort. Gleichzeitig ist es die erste isländische Netflixserie und für alle Fans der skandinavischen Länder, Mythen und Gepflogenheiten ein Muss. Ob die mysteriöse Geschichte in das vulkanische Ödland eingebettet werden konnte, könnt ihr folgend lesen.
Story
Ein Jahr nach dem heftigen Ausbruch des isländischen Vulkans Katla ist die Ruhe in der Kleinstadt Vik vorbei. Gríma, eine junge Frau, muss mit dem Verlust ihrer verstorbenen Schwester fertig werden. Als wäre dieser Umstand nicht schon Qual genug, wird sich bald eine Welt offenbaren, die kaum zu begreifen ist und jegliche Existenz in Frage stellt.
Diese Stadt ist furchtbar, sieht aus wie die Hölle…
… hört man einen der Protagonisten sagen und nickt stumm zustimmend. Die KATLA gilt als einer der aktivsten Vulkane in Island. Er liegt unter dem Gletscherschild des Mýrdalsjökull, ganz im Süden des Landes und brach dort in den letzten 1000 Jahren etwa zwanzig Mal aus. Durch das Zusammentreffen von Eis und Magma, unter einem Gletscher, entstanden hydromagmatische Eruptionen, die für viele Explosionen der KATLA und damit einhergehende Ascheniederschläge und neue Gletscherläufe verantwortlich sind. Diese Umgebung ist quasi wie gemacht für eine Serie, in der es um die KATLA geht. Auch die Absicht, dieser Umgebung einen mystischen Hintergrund zu geben, passt wie angegossen.
Falls ihr euch nun fragt, wozu das ganze Vulkan-Geplänkel? Der Drehort war in Island, zudem tatsächlich in der Stadt Vik, das mysteriöse und zugleich epische Set musste also kaum erbaut werden. Diese kalte triste Welt ist ein realer Ort und das macht die Serie KATLA umso intensiver.
Die Geschichten der einzelnen Charaktere werden langsam erzählt und wir erhalten Einblicke in die Leben aller Bewohner. Dies braucht Zeit und lässt womöglich Filmfans einnicken, die in jeder Episode einen gewissen Actionanteil bevorzugen. KATLA braucht diese langsame Erzählweise um die Fehler der Charaktere im Verlauf erkennen und verstehen zu können.
Der Mythos
Die Volkssage der KATLA besagt, dass eine Arbeiterin mit diesem Namen, bekannt für ihr bösartiges Temperament, eine Wunderhose besaß. Diese sorgte dafür, dass KATLA niemals müde wurde. Ein Hirtenjunge stahl ihr diese Hose, nicht mit böse Absicht, denn er wollte Schafe, die ihm entlaufen waren, einfangen, aber er fragte nicht um Erlaubnis. Als er mit den Tieren zurückkam, tötete ihn KATLA und ließ seine Leiche in einer Tonne mit Skyr, einem isländischen Magerquark, verschwinden. Als der Skyr im Laufe des Winters zur Neige ging, fürchtete KATLA, dass ihre Tat auffliegen würde und lief auf den benachbarten Berg, verschwand darin und löste so einen Gletscherlauf des Vulkans aus.
Etwas anders läuft es in der Serie ab. Hier steigen so genannte Wechselbälger aus den Tiefen des Vulkans und stiften gehörig Verwirrung, sorgen für Feindseligkeit und letztlich locken die Wechselbälger alles Böse aus den Menschen. Die Stadt Vik kennt die uralten Geschichten, in Vik werden sie seit Jahrzehnten von den Alten erzählt: Ein Wechselbalg war ein Säugling, der einer frisch gebackenen Mutter, im Tausch gegen ihr Kind, durch ein dämonisches Wesen, oder eine Feengestalt, gestohlen wurde. Die Absicht war, die eigene Art zu erhalten und menschenähnlich zu machen, als auch die Menschen zu belästigen und ihnen zu schaden.
Island setzt auf Story
Die Figuren, die wir als Wechselbälger gezeigt bekommen, sind nicht hässlich, deformiert oder auf andere Art grässlichen Aussehens. Sie sind exakte Abbilder der Bewohner aus Vik und Umgebung. Ein paar sind längst verstorben, andere existieren gleichzeitig, was letztlich diese Story aufklären wird. Technische Effekte, die für Grusel sorgen, gibt es also keine, die mysteriöse Atmosphäre wird allein durch das Schauspiel der Protagonisten und die Umgebung ausgelöst.
Hier kann man schnell mit falscher Erwartung ran gehen und durch die ruhig bedachte Story eher gelangweilt als gespannt sein. KATLA ist eine reine Mysteryserie geworden, ohne spritzendes Blut oder übermäßige Gewalt. Slow Burn, dem gegen Ende zugegebenermaßen etwas Burn fehlt, denn nach einer langen Phase des Aufbaus erwartet man den Knall, der hier etwas vernachlässigt wurde.
Wenn ihr glaubt, der Junge aus Babadook war nervig…
Wie erwähnt, die Stimmung wird von den Schauspielern transportiert. So verhält es sich auch mit den Emotionen. Der jüngste aller Wechselbälger, ein kleiner Junge namens Mikael, läuft dem kleinen BABADOOK-Jungen den Rang ab. Tatsächlich nervt er nicht nur verdammt gut, er hinterlässt in dem Zuschauer eine Wut, die erst befriedigt scheint, wenn Mikael das Gras von unten wachsen sieht. Also auch die Kleinsten in KATLA beherrschen ihr Spiel, so wie ausnahmslos alle.
KATLA wird die Filmfans in zwei Lager teilen. Die die eine ruhige Machart mögen, wahrscheinlich allgemein Filme wie zum Beispiel SUICIDE TOURIST bevorzugen. Und dann wird es die anderen Horrorfans geben, denen das alles zu billig ist, da es keine aufwendigen Masken-Monster gibt und/oder keine blutigen Fontänen spritzen. Allen anderen sei gesagt: Schaut euch KATLA an und entscheidet selbst.