Böse Kinder sind im Horrorfilm alles andere als selten und Minderjährige sind in britischen Horrorfilmen häufig die Bösewichter. Somit passt die Konstellation in THE CHILDREN, der zudem zu einer Zeit entstand, in der man keine Gefangenen machte.
Story:
Zwei Familien wollen gemeinsam ins neue Jahr feiern. Als Location dient das abgelegene Landhaus von Chloe und Robbie. Es liegt Schnee, die Sonne scheint und alle freuen sich auf ein paar angenehme Tage. Ärger ist allenfalls von der aufmüpfigen Teenagerin Casey zu erwarten, doch dann nehmen die Dinge bald eine unangenehme Wendung. Die insgesamt vier kleineren Kinder der Familien scheinen zunächst krank zu sein und verhalten sich merkwürdig, aber gehen dann aggressiv gegen die Erwachsenen vor…
Was können ein paar Grundschüler schon anrichten?
Eigentlich nicht viel. Zumal sie körperlich unterlegen und die Erwachsenen (Casey mitgezählt) zahlenmäßig überlegen sind. Aber was, wenn sie nicht nur die Skrupellosigkeit und das Überraschungsmoment, sondern auch die Liebe der Eltern auf ihrer Seite haben? Letzteres klingt natürlich paradox, ist aber Teil dessen, was THE CHILDREN ausmacht.
Und die sollen unsere Rente zahlen?
Wir haben es hier mit Menschen zu tun, die einander lieben. Dass mit den Kindern etwas geschieht, dass sie gewalttätig werden lässt, ist offensichtlich, auch wenn der Film keine große Mühe für Ursachenforschung aufwendet. Trotzdem ist ihr Tun damit begründet.
Was muss andererseits passieren, damit Eltern bereit sind, die eigenen Kinder zu töten, wenn auch vielleicht „nur“ in Notwehr?
In Zombiefilmen werden normale Menschen rasch zu harten Killern der Infizierten/Untoten. Versucht man allerdings halbwegs realistisch zu bleiben, dürften die meisten Personen nicht sofort ohne Weiteres zu tödlichen Waffen greifen. Schon gar nicht, wenn es um Kinder geht und unklar ist, ob sich der Zustand wieder normalisiert.
Übrigens passt THE CHILDREN nur sehr bedingt ins Zombie-Genre, aber einige Überschneidungen sind eben doch da.
Allerdings ist Gewalt gegen Kinder nicht nur ein offensichtliches, sondern auch unterschwelliges Thema in THE CHILDREN. Neben Abtreibung wird auch die „normale“ Tracht Prügel angerissen.
Da wir gerade über Gewalt sprechen: THE CHILDREN bietet davon reichlich und das ist nicht nur drastisch, weil sie sich letztlich doch auch gegen Kinder richtet. Offene Brüche, ausgestochene Augen und ein unschöner Schlittenunfall mit einer Gartenharke sorgen für das nötige Aua-Feeling, wie es in den Nuller-Jahren zum guten Ton gehörte.
Statt langatmiger Erklärungen gibt es Spannung und Gewalt
Allerdings ist THE CHILDREN keine blanke Gewaltorgie und weniger unangenehm zu sehen wie beispielsweise EDEN LAKE. Aber er baut in aller Ruhe ein Gefühl der Bedrohung auf und (abgesehen davon, dass fast jeder im Schnee zu leicht bekleidet ist), lässt er seine Figuren nichts Absurdes tun.
Schaut man in die Vita der Darsteller oder des Regisseurs Tom Shankland entdeckt man leider, dass sich fast alle aufs Drehen von Serien verlagerten und einige die Kinder die Schauspielerei gar komplett einstellten. Nichts gegen Serien (Shankland war unter anderem an LES MISÉRABLES und THE MISSING beteiligt), aber als Horrorfan scheint hier Talent falsch verwendet.
Gleichzeitig erklärt der vergleichsweise geringe Bekanntheitsgrad der Beteiligten wohl auch ein Stück weit, weswegen THE CHILDREN nicht allzu bekannt ist.
Es ist aber auch davon auszugehen, dass der aufgeblasen bedrohliche Trailer dem Film auch keinen Gefallen tat.
Fazit:
Auch wenn ein paar der „Unfälle“ zu zufällig, dafür aber mit größtmöglichem Schaden passieren, ist dies ein harter und im Rahmen seiner Story glaubwürdiger und straff inszenierter Streifen.