Mit MAXXXINE runden Ti West und Mia Goth eine ungewöhnliche Trilogie ab. Wie die Vorgänger X und PEARL ist auch MAXXINE zwischen der Showwelt des erotischen Films und rabiater Gewalt angesiedelt, spielt aber erneut in einer anderen Zeit.
Wovon handelt MAXXXINE?
Los Angeles, 1985. Pornostar Maxine Minx hat genug vom Sex vor der Kamera und möchte seriöse Schauspielerin werden. Doch während sie an ihrer Karriere arbeitet, geht in der Stadt nicht nur der Night Stalker um, auch eine zweite Mordserie beginnt und die Opfer sind Menschen aus Maxxxines Umfeld, denen satanische Symbole in die Haut gebrannt werden. Und was hat der ominöse Fremde, der die junge Frau immer wieder verfolgt, mit all dem zu tun?
Maxine, das ist natürlich die Überlebende aus X und gegebenenfalls ist es zu empfehlen X und PEARL noch einmal zu sichten, bevor man sich MAXXXINE zuwendet, aber auch wer nur noch mit rudimentärer Erinnerung oder ganz ohne Vorwissen einsteigt, wird wohl nicht verzweifeln, denn das ein oder andere wird noch mal aufgefrischt.
Ebenso wichtig ist aber, was der Film außerhalb seines eigentlichen Plots zu bieten hat und das ist Zeitgeist. Die 80er waren in den letzten Jahren im Kino sicher nicht gerade unterrepräsentiert und MAXXXINE steht damit in der Tradition von Filmen wie SUMMER OF 84, JOKER, TOTALLY KILLER, LISA FRANKENSTEIN, ES oder THE FINAL GIRLS, die Look & Feel des Jahrzehnts aufgriffen.
MAXXXINE tritt aber nicht in einer fiktiven Stadt mit einer rein fiktiven Geschichte an, sondern baut wie ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD, der anderthalb Jahrzehnte zuvor angesiedelt war, Fragmente von Realität ein.
Da mag es Zufall sein, dass Maxines berufliche Neuausrichtung an Pornolegende Traci Lords erinnert, die ebenfalls Mitte der 80er die Sexfilme hinter sich ließ und sich „gewöhnlichen“ Filmen zuwandte.
Der Fall des Night Stalkers Richard Ramirez, der zwischen 1984 und 1985 diverse grausame Verbrechen beging und damit Kalifornien in Atem hielt, ist aber konkret und real.
Zwischen Eigenständigkeit, Realität und Referenzen
Auch die Satanic Panic oder die Angst vor Heavy Metal sind Ausgeburten der Zeit, werden mehrfach erwähnt und passen sowohl zum damaligen Los Angeles wie zu einem Horrorfilm.
Und Horror können Ti West, der mit THE HOUSE OF THE DEVIL schon einmal eine Zeitreise in die 80s unternahm, und Scream Queen Mia Goth (INFINITY POOL) gut, was man den sehenswerten und abwechslungsreichen Gewaltspitzen anmerkt.
Allerdings ist MAXXXINE eben kein Werk, das sich nur über seine Horroranteile definiert, sondern hat eine starke Hauptdarstellerin und ist bis in kleine Rollen hochwertig besetzt. Sophie Thatcher (THE BOOGEYMAN) als Maskenbildnerin, Giancarlo Esposito (BREAKING BAD) als Maxines Agent und Kevin Bacon (SLEEPERS) als unheimlicher Verfolger sind einige dieser Sidekicks.
Gerade Bacon, der ohnehin selten nicht abliefert, brilliert als schmieriger Typ und erinnert entfernt an Jack Nicholson in CHINATOWN, aufgrund seiner Lederhandschuhe aber auch an Gialli.
Weniger subtil ist die berühmte Filmkulisse von PSYCHO eingebaut, die eine eigene Szene erhält.
Um andere Anspielungen zu verstehen und einordnen zu können, empfiehlt es sich dann doch PEARL und X gesehen zu haben, denn MAXXXINE steckt voller kleinerer und größerer Referenzen und Verweise innerhalb und außerhalb der eigenen Erzählung.
Mia Goth trägt den Film…aber sie hat Hilfe
Das macht alles Spaß, mitunter erweckt der Film dadurch aber auch den Eindruck, als habe Ti West zwischen dem Einfangen des Zeitgeisten und dem Platzieren von Anspielungen ein wenig die Spannung aus den Augen verloren. Echter Thrill kommt selten auf und während der Horror wie erwähnt grafisch satt inszeniert ist, stehen diese Szenen manchmal zu sehr für sich und bringen den Plot nicht weiter.
Auch mag der ein oder andere Enttäuschung darüber verspüren, dass dieser Abschluss der Trilogie nicht das vielleicht erhoffte Abrunden oder ein Vervollständigen geworden ist.
MAXXXINE passt zwar zu den anderen Filmen, er vermittelt aber nicht den Eindruck, als sei man nun zwingend am Ende angelangt und es sei alles erzählt. Passenderweise wurde über einen vierten Teil zumindest schon mal nachgedacht.
Dagegen wäre wiederum nichts zu sagen, denn sicher lässt sich Mia Goth in diesem Universum auch noch in anderen Jahrzehnten platzieren und die drei bisherigen Filme bringen allemal mehr Stärken als Schwächen mit.
Fazit zu MAXXXINE
Ti West ist dafür zu loben, dass er drei Filme erschuf, die trotz Parallelen einen jeweils eigenen Charakter haben, es ist aber Mia Goth, die die Reihe spätestens seit PEARL trägt und hoffentlich dem Horrorfilm treu bleibt, statt sich wie ihre Maxine zu „höherem“ berufen zu fühlen.
Hier kannst du dir MAXXXINE anschauen