Filme von A24 stehen momentan bei vielen Horrorfans hoch im Kurs. Die Produktionsfirma, die spätestens mit Filmen wie MIDSOMMAR und HEREDITARY Aufmerksamkeit auf sich zog, ist mittlerweile recht fester Bestandteil in der Filmlandschaft. Die Filme sind ein wenig abseits dessen was man sonst so in Filmen sieht und gehören mit der Größe ihres Publikums trotzdem schon beinahe in den Mainstream. Auch der Film X ist von A24 produziert und kam bei vielen Leuten mit seiner Hommage an die klassischen Slasher wie TEXAS CHAINSAW MASSACRE gut an. Zeitgleich mit der Veröffentlichung wurde bereits der Nachfolger angekündigt: PEARL. Der gleiche Schauplatz, die gleiche Hauptdarstellerin aber in 1918 angesiedelt. Nach einiger Wartezeit kommt PEARL nun am 1. Juni in die Kinos.
Inhalt von PEARL
Auf einer kleinen Farm im Jahr 1918: Die junge Pearl lebt gemeinsam mit ihren Eltern und wartet auf die Rückkehr ihres Ehemannes, der im ersten Weltkrieg kämpft. Sie leidet unter ihrer strengen Mutter und pflegt ihren Vater, der weder sprechen noch sich bewegen kann. Die junge Frau träumt davon diesem Leben zu entfliehen, um Tänzerin und berühmt zu werden. Nachdem ihre Mutter sie am Esstisch mit einem heimlichen Kinobesuch ihrerseits konfrontiert, eskaliert die Situation zunehmend und Pearl zeigt ihr wahres Gesicht.
Resümee zu PEARL
Da es sich bei PEARL um die Vorgeschichte zu dem alten Ehepaar in X handelt, ist es wenig verwunderlich, dass es einige Parallelen gibt. Das fängt mit Mia Goth als Hauptdarstellerin an und landet über Schauplatz und Krokodil bei der Tatsache, dass der Film schon eine ganze Weile läuft bis es ans Eingemachte geht. Wem es bei X schon zu lange gedauert hat bis das erste Blut geflossen ist, wird es mit PEARL ähnlich schwierig haben, da der Fokus nicht auf Splatter und Gore, sondern eher einer recht ausführlichen Charakterisierung von Pearl liegt. Da der Film nach ihr benannt ist, verwundert es nicht, dass wir zunächst ihre vielen Eigenheiten kennenlernen und wie nebensächlich ein Hang zur Grausamkeit eingewoben wird. Das ist geschickt gemacht, wird nicht langweilig und von Mia Goth, die gemeinsam mit Ti West am Drehbuch arbeitete, hervorragend dargestellt.
PEARL ist vor allem eine Charakterstudie des namengebenden Charakters, der nach und nach immer mehr seine wahnsinnige Seiten offenbart und dabei aber auch eine fast schon groteske Naivität an den Tag legt. Gekrönt wird die Performance von Mia Goth durch einen siebenminütigen Monolog, in dem jede erdenkbare Gefühlsregung mindestens einmal zu sehen ist. Das ist wirklich gut umgesetzt und gibt Pearl als Person viel Tiefe. Sympathisch wird sie einer nicht unbedingt, aber das scheint ohnehin nicht die Absicht von PEARL zu sein.
Während X von Stil und Aussehen eindeutig an TEXAS CHAINSAW MASSACRE erinnert, geht PEARL komplett ins Gegenteil. Die Kontraste sind aufgedreht und der Stil erinnert stark an alte Disney-Filme. Durch diese schön gestalteten Bilder wandelt eine Pearl, die oft wie eine menschliche gewordene Betty Boop aussieht und einen Konflikt mit ihrer strengen Mutter austrägt. Wenn nicht beide Filme Pearl zur Protagonistin hätten, würde man sie nicht als zusammenhängend wahrnehmen. Das sorgt zwar für Abwechslung, kann aber für Leute, die X wegen dem Stil und Aussehen mochten und ähnliches von PEARL erwarten, schwer enttäuschen. Zumal es in PEARL deutlich weniger explizite Gewalt gibt, da vieles im Off stattfindet und es ohnehin wenige Morde gibt.
PEARL macht genau das was angekündigt wird: Einen Teil des Werdeganges von Pearl erzählen und weshalb sie so geworden ist, wie man sie in X kennenlernt. Der Film hat ein langsameres Tempo als X und ist aber dennoch nicht langweilig. Sofern man weiß, dass eine hier kein Blutbad erwartet, funktioniert PEARL gut und macht neugierig auf den bereits angekündigten Abschluss der Trilogie: MAXXINE.