Review: INFINITY POOL (2022)

infinity pool 2022
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 7.5

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7.5/10 (2)

Darsteller: Alexander Skarsgård, Mia Goth, Cleopatra Coleman
Regie: Brandon Cronenberg
Drehbuch: Brandon Cronenberg
Länge: 113 min
Land:
Genre: ,
Veröffentlichung: 13. Juli 2023 (DVD+BD)
Verleih/ Vertrieb: Universal
FSK: ab 18

Was wäre, wenn du tun könntest was du willst, weil jemand anderes die Konsequenzen tragen muss?
INFINITY POOL geht dieser Frage auf ungewöhnlicher Weise nach.
Man könnte auch sagen: Moralische Fragen im Stile der Familie Cronenberg.

Worum geht es in INFINITY POOL?
Der unter Schreibblockade leidende Schriftsteller James Foster macht mit seiner Partnerin Em Urlaub in einem vornehmen Resort auf der Insel La Tolqua. Dort lernen die beiden Gabi, die sich als Fan seines ersten Buches vorstellt, und ihren Mann Alban kennen. Als die Paare einen gemeinsamen Ausflug unternehmen, überfährt James auf dem Rückweg einen Einheimischen.

Wie sich herausstellt ist es Sitte, dass selbst ein solcher Unfall mit dem Tode bestraft wird. Doch man bietet James an, dass nicht er, sondern ein extra erschaffener Klon hingerichtet wird. Nachdem James sich selbst sterben sieht, will Em sofort abreisen, doch der Autor ist von den Entwicklungen fasziniert und wird immer tiefer in einen Rausch  aus Gewalt, Sex und Wahnsinn gezogen.

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Ganz wie der Vater…

Es ist nicht unüblich, dass Eltern das Talent an die Kinder weitergeben und Schauspielerfamilien über mehrere Generationen erfolgreich sind, Leistungssportler noch mehr Medaillen als die Eltern gewinnen oder Regisseure die großen Fußabdrücke ihrer Eltern füllen.
Aber nur selten hat man den Eindruck, dass Vater und Sohn derart auf einer Linie liegen wie im Hause Cronenberg.

Zwar war Brandon Cronenbergs erster Spielfilm ANTIVIRAL qualitativ allenfalls ok (aber nicht mehr), doch waren schon damals Parallelen zum Schaffen von Papa David Cronenberg auffällig.
Mit POSSESSOR hob er sein Schaffen auf eine neue Ebene und INFINITY POOL ist ihm ebenbürtig. Das bedeutet aber auch, dass jemand, der mit POSSESSOR nichts anfangen konnte, vermutlich auch mit INFINITY POOL seine Probleme hat.

infinity pool review

Brandon Cronenberg erschafft zunächst ein Szenario, das auch Kollege M. Night Shyamalan hätte entwerfen können, bekommt aber die Kurve von künstlich zu kunstvoll.
So fiktiv wie La Tolqua ist, so an den Haaren herbeigezogen ist natürlich auch die Möglichkeit mal eben einen Doppelgänger zu erschaffen. Mit dieser Prämisse steht und fällt also der Zugang zu INFINITY POOL, aber darüber hinaus präsentiert der Film Bilder und Szenen, die man aus verschiedenen Gründen selten sieht.

Um die Sache beim Namen zu nennen: Wenn Mia Goth Alexander Skarsgård nach wenigen Filmminuten einen Handjob verpasst, der in aller Deutlichkeit und vollkommen On Screen geschieht, ist INFINITY POOL Aufmerksamkeit gewiss.
Es soll nicht die letzte signifikante Sexszene bleiben und Sex wird nicht das einzige Mittel bleiben.

INFINITY POOL ist (mehr als) Sex, Mord und Wahnsinn

Cronenberg wirft uns visuell alles entgegen, was er finden konnte, darunter auch eine Reihe harter Gewaltszenen, die mit einwandfreiem Makeup umgesetzt wurden.
Wer dann noch Kraft hat wird Zeuge eines Drogenrauschs, der quasi alle bis hierhin enthaltenen Elemente bündelt.

Allerdings wird INFINITY POOL nicht nur von Mindfuck und Exploitation, sondern auch gutem Schauspiel dominiert.
Irgendwo scheint der Familienclan der Skarsgårds einen Vertrag mit der Filmindustrie zu haben, der ihnen garantiert, dass einer von ihnen in jedem Film auftreten darf. Zur Erinnerung: Sieben Skarsgårds sind als Schauspieler aktiv. Hier ist es wie erwähnt Alexander (THE NORTHMAN, THE STAND), der seine Sache als verunsicherter Autor gut macht.

infinity pool rezension

Die Frau der Stunde ist aber Mia Goth, die von SUSPIRIA, über DAS GEHEIMNIS VON MARROWBONE und A CURE FOR WELLNESS bis zu X und PEARL ein Aushängeschild für anspruchsvollen Horror und Mystery ist. In INFINITY POOL spielt sie erneut stark auf, gibt in mehr als einer Hinsicht die Verführerin.

Man sieht, selbst wenn man diesem Film als Ganzes nichts abgewinnen kann, gibt es gute Gründe einen Blick zu riskieren.
Trotzdem bleibt die unausweichliche Frage, was uns Brandon Cronenberg eigentlich sagen will und während es nicht weiter schwierig ist zu deuten, was wir sehen, stellt sich die Frage, warum wir es sehen.

Diese Fragen beginnen vielleicht beim Filmtitel, der zwar einerseits kurz in einer Randgeschichte erwähnt wird, aber wohl vielmehr eine Analogie darstellt. Ein Infinity Pool wird mit reichen Menschen in Verbindung gebracht und suggeriert Unendlichkeit, aber auch die gefühlte Gefahr über den Rand in die Tiefe zu stürzen. Im Film sind es die reichen Touristen, die den Rand der Ethik erreichen, sich aber sicher sein können, dass sie für egal was nicht belangt werden können.

Und diese ethischen Fragen stellen sich damit auch James und dem Zuschauer, der sich fragen darf, was er selbst tun würde.
Zwar ist James in keiner Weise heldenhaft, bleibt die ganze Geschichte hinweg aber trotz Verfehlungen und zweifelhafter Entscheidungen die Figur, mit der wir hoffen und leiden.

infinity-pool kritik

Ein Film für Entdecker

Bei jeglicher Faszination für die ungewöhnlichen Ereignisse, ist er nicht jemand, der scheinbar wieder und wieder fühlende Klone ins sprichwörtliche und wortwörtliche Messer laufen lassen will, kann sich den teuflischen Tricks von Gabi und ihren Freunden aber nicht entziehen, die ihn entweder zu einem von ihnen machen, oder -wenn dies nicht gelingt- mindestens ihren dekadenten Spaß mit ihm haben wollen.

Am Ende hinterlässt INFINITY POOL verschiedenen Eindrücke.
1. Schauspiel und Masken sind stark
2. Der Film enthält Einzelszenen mit Erinnerungswert
3. Der tiefere Sinn ist teils sehr verklausuliert, an anderer Stelle aber auch erstaunlich flach und offensichtlich.

Ein Moment, der diese drei Punkte zusammenfasst, ist der (SPOILER), in dem James einen Doppelgänger brutal (!) zu Tode prügelt und dann als offensichtliches Zeichen seiner eigenen Wiedergeburt wie ein Baby an Gabis Brüsten saugt.

Fazit:
Man hat den Eindruck, dass Brandon Cronenberg noch nicht ganz angekommen ist und nicht alle Indizien im Film unterbringt, um diesen greifen zu können.
Aber trotz ein paar Schwächen, ist INFINITY POOL ein gelungener, harter und mutiger Film. Wer gerne entdeckt, interpretiert und deutet, wird ihn noch einmal sehen wollen.

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