Ein Mann ruft seine Familie an und bittet für seine Fehler um Verzeihung.
Als sich seine Frau unnachgiebig zeigt, erwägt der Verzweifelte den Freitod und erhält von einer maskierten Gestalt in einem feinen orangen Anzug mehr Unterstützung als ihm lieb ist.
Als seine entfremdete Tochter zur Beerdigung anreist, wird ihr schnell klar, dass auch sie The Jester fürchten muss.
Zur rechten Zeit die rechte Idee zu haben, ist manchmal alles.
Im Falle von THE JESTER kann man aber geteilter Meinung sein, ob die jungen Filmemacher Colin Krawchuk und Michael Sheffield mit ihren ersten Kurzfilm THE JESTER aus dem Jahr 2016 genau richtig oder genau falsch lagen.
Denn darin ist eine an einen Clown erinnernde Schreckgestalt zu sehen, die Menschen ermordet.
Auch wenn THE JESTER wortwörtlich übersetzt eher „der Narr“ bedeutet, weckt sein Look – Stand heute – Assoziationen zu TERRIFIER, der ebenfalls aus Kurzfilmen hervorging und Bösewicht Art bereits mit dem Vorläufer ALL HALLOWS EVE vorgestellt hatte. Zudem erschien ebenfalls 2016 der erste Langfilm.
Zu spät dran? Oder genau pünktlich?
Nun mag man sagen, dass Krawchuk und Sheffield mit ihrer Idee schlicht zu spät dran waren, aber wer weiß, ob sie ohne den Erfolg der TERRIFIER-Filme überhaupt die Chance erhalten hätten, ihren Langfilm umzusetzen. Wer das Glas halbvoll sieht, wird sagen, dass die THE JESTER–Macher Glück hatten, dass ihnen der Weg bereitet wurde.
Und dabei unterhielten sie prominente Unterstützung. THE JESTER wirbt damit vom Macher von THE BLAIR WITCH PROJECT zu stammen. Gänzlich falsch ist das nicht, aber der gemeinte Eduardo Sánchez ist diesmal nur Produzent.
Die Verwandtschaft zwischen Jester und Art liegt jedenfalls auf der Hand. Beide Bösewichte könnte man sich unter besseren Umständen in einem Zirkus vorstellen, beide sind zu Taschenspielertricks und Scherzen aufgelegt, beide schweigen, beide sind maskiert, beide haben übernatürliche Kräfte, langen aber auch gerne mal selbst zu.
Auch spielen die Filme alle zur Halloween-Zeit und entstanden für kleines Geld.
Beleuchtung, Dialoge, Schauspieler, nichts davon wirkt hochwertig.
Was TERRIFIER aber besser machte: er fuhr ohne Bremse. Das sah auch die FSK so, die die beiden TERRIFIER-Filme ungeschnitten gar nicht erst durchwinkte, während THE JESTER mit einer vergleichsweise sauberen FSK 16 – Freigabe daherkommt.
The Jester, der uneheliche Cousin von Art, dem Clown
Nun müssen wir niemandem erklären, dass Blutbäder nicht automatisch ein Qualitätsurteil sind, denn wer einen vergleichbaren Film, aber eben weniger Gore mag, findet womöglich mit THE JESTER sein Glück. Allerdings stellt man dabei womöglich fest, dass zwar hier ein paar passable Szenen dabei sind. der Rest des Films aber nicht sonderlich souverän ausfällt.
Auch ist Arts vielfältige Mimik ein nicht zu unterschätzendes Werkzeug, wohingegen der Jester eine boshafte, aber steife Maske ohne jede Gesichtsregung trägt.
Fazit:
Dass diese Kritik mehr ein Vergleich, als eine eigenständige Rezension für THE JESTER ist, liegt auf der Hand. THE JESTER tut allerdings auch wenig, um nennenswerte Eigenständigkeit aufzubauen oder sein Vorbild zu überbieten. Im Gegenteil, die Absicht des Wortakrobaten, der für den „deutschen“ Untertitel das „terrify ya“ hinzufügte, ist mehr als eindeutig und bereitet beim Lesen mehr Schmerzen, als es der Film vermag.
Übrigens: auf der Disc ist der ursprüngliche Kurzfilm von 2016 enthalten
Hier könnt ihr THE JESTER – HE WILL TERRIFY YA sehen