Man soll ja ein Buch nicht nach dem Einband beurteilen. Für Filme gilt das auch, trotzdem hegte ich die Vermutung, dass hinter dem mystischen, aber nicht sonderlich bedrohlichen Kinoposter von THE MORTUARY familienfreundlicher Gruselspaß in Tradition der GÄNSEHAUT-Filme steht.
Ich lag falsch!
Wovon handelt THE MORTUARY?
Montgomery Dark betreibt ein Bestattungsunternehmen in einer unheimlichen Villa und der alte Mann sucht Verstärkung. Eine junge Dame bewirbt sich auf den Job und während ihr Dark ihren neuen Arbeitsplatz vorstellt, fragt sie ihn, woher all die Toten stammen. Er hat zu jedem eine Geschichte zu erzählen.
DON’T JUDGE A BOOK BY ITS COVER
Während andere Filme recht freizügig mit dem Wort Anthologie umgehen, hält sich THE MORTUARY diesbezüglich zurück. In der offiziellen Beschreibung oder auf dem Cover finden sich keine Vergleiche mit THE ABCS OF DEATH, V/H/S oder SCARY MOVIES TO TELL IN THE DARK, obwohl gerade letzterer einige Parallelen aufweist.
Allerdings ist THE MORTUARY auch keine simple Geschichtenanhäufung, die eine Rahmenhandlung vorgibt, welche aber letztlich doch gänzlich losgelöst ist, sondern lässt zumindest einen Teil der Story ineinanderfließen.
Trotzdem lassen sich neben der Geschichte des Bestatters grob vier Segmente ausmachen:
-eine kurze Geschichte einer Frau, die hinter dem Spiegel des Badezimmerschränkchens mehr findet, als sie suchte (HOUSE lässt grüßen)
-die Story eines gutaussehenden Collegeboys, der seine Sexualität rücksichtslos in vollen Zügen auslebt und keine Kondome mag. Wo Kondome doch schützen….
-die dritte Geschichte handelt von einem Mann, der seine schwerkranke katatonische Frau liebevoll pflegt, bis er an den Punkt gelang, an dem er sie erlösen will (mit oder gegen ihren Willen)
-die letzte Story erinnert zunächst an einen klassischen Babysitter-Slasher, ist aber clever und überraschend erzählt.
THE MORTUARY ist nicht nur zeitlos, sondern hat auch für jeden Geschmack was dabei
Gemeinsam haben alle Segmente einen Look, der an die 50er/60er Jahre erinnert. Doch auch wenn Kleidung und Frisuren oder auch Gegenstände wie ein Wählscheibentelefon Hinweise auf diese Zeit geben, ist die Sprache der Protagonisten modern.
Man könnte also von einer gewissen Zeitlosigkeit sprechen und die steht dem Film gar nicht schlecht. Auch eine gewisse optische Verwandtschaft zu Ryan Murphys (AMERICAN HORROR STORY, RATCHED) Arbeit ist gegeben.
Ein weiteres Element, das sich wie ein roter Faden durchzieht, ist eine saftige Portion Gewalt. Wie weiter oben angedeutet, war diese nicht unbedingt zu erwarten. Zwar darf man die vielen Blutspritzer, die sich auf den ganzen Film legen, mit einem humorvollen Augenzwinkern betrachten, brutal geht es aber dennoch zu.
Bekanntestes Gesicht des Films ist Clancy Brown, der in seiner langen Karriere meist in Nebenrollen auftrat, aber mithalf manchen Klassiker zu veredeln (STARSHIP TROOPERS, DIE VERURTEILTEN, HIGHLANDER) und hier zu Montgomery Dark wird.
Die meisten anderen Beteiligten sind weniger bekannt und auch Regisseur Ryan Spindell fiel bisher nur durch Kurzfilme auf, die aber die gleiche Handschrift trugen.
Mit THE MORTUARY gibt er ein sauberes Langfilmdebüt, das stets professionell wirkt und gut unterhält. Wer mit einem solchen Bewerbungsschreiben kommt, darf gerne öfters vorbeischauen.
Fazit zu THE MORTUARY
Altmodisch und modern, von der creepy Villa zum dreisten Splatter. Gutes Ding!