Was für die einen zur Winter-/Weihnachtszeit DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL ist, ist für andere TANZ DER VAMPIRE: ein über 50 Jahre alter, verschneiter Klassiker mit osteuropäischem Einschlag und viel Charme.
Ein Film für „die ganze Familie“ ist TANZ DER VAMPIRE trotz einer FSK 12 dennoch nicht, was nicht nur an seinem dezenten Gruselthema, sondern auch ein paar anderen Elementen liegt.
Wovon handelt TANZ DER VAMPIRE?
Vampirexperte Professor Abronsius reist mitten im Winter mit seinem Gehilfen Alfred in die Karpaten, um dort mehr über die Blutsauger zu erfahren und sie auch zu bekämpfen.
Als die beiden bei einem Gasthaus absteigen, dauert es nicht lange, bis sie fündig werden. Große Mengen Knoblauch, ein unheimlicher Buckliger und schließlich das Verschwinden der Wirtstochter Sarah lassen erahnen, dass die trotteligen Vampirjäger schon bald die Pflöcke spitzen müssen.
Als sie in das naheliegende Schloss des unheimlichen Grafen Krolock finden, werden sie dort höflich als Gäste willkommen geheißen. Aber im Schloss lauern zahlreiche Gefahren.
„Gemütlich“ ist das Wort, das Wort, das TANZ DER VAMPIRE vielleicht am besten beschreibt und ihn für viele Fans zum regelmäßigen Seherlebnis macht.
Auch wenn vor allem Abronsius mehr als einmal in der eiskalten Umgebung durchgefrostet wird, wirkt das anschließende Feuerchen belebend und die dicken Federbetten beruhigend. Und auch die raubeinigen Dorfbewohner strahlen eine naive Freundlichkeit aus.
Daran können auch der unheimliche Diener Koukol, der sinistre Graf oder sein Sohn etwas ändern.
Im Jahr 1967 sah Horror natürlich ohnehin noch etwas anders aus, selbst wenn man es komplett ernst meinte. Das ist hier aber natürlich nicht der Fall.
Gemütlicher Grusel für die dunklen Tage
TANZ DER VAMPIRE ist eine lupenreine Horrorkomödie geworden, die sicher im Zeichen der Hammer-Studio-Filme steht und es ist wohl kein Zufall, dass Krolock an Kult-Dracula Christopher Lee erinnert.
Allerdings ist TANZ DER VAMPIRE keine simple Persiflage, die die Vorbilder veräppelt, sondern eine eigene Geschichte erzählt, den Respekt wahrt, aber dennoch viel Humor besitzt.
Humor ist freilich immer im Kontext seiner Zeit zu sehen und nicht jeder Schenkelklopfer der Nachkriegszeit zündet heute noch. Der Film schlägt sich aber wacker und schickt seine beiden ungeschickten Helden durch eine ganze Reihe unterschiedlicher, aberwitziger Situationen, die auch dank großartigem Timing bald 60 Jahre später noch ein Lächeln erzeugen.
Man kann aber sagen, dass der Film, hätte man ihn heute gedreht, in vielen Belangen anders aussehen würde, denn viele frivole Ausbrüche wie Wirt Shagal, der seiner Magd nachsteigt, während seine Frau ein paar Türen weiter schläft, Alfreds Spannen durchs Schlüsselloch um der badenden Sarah zuzusehen oder auch ein unerwünschter Griff in ein ausladendes Dekolleté wurden in den späten 60er anders betrachtet als heute. Und da haben wir noch nicht über den schwulen Vampir Herbert von Krolock gesprochen, der es auf Alfred abgesehen hat….
Auch über die am Film beteiligten Personen gibt es rückblickend einiges zu berichten.
Sharon Tate, die Sarah spielt, lernte Roman Polanski, der für Regie, Drehbuch und die Figur des Alfred zuständig war, bei den Dreharbeiten lieben und die beiden heirateten kurz darauf. Doch schon im Jahre 1969 wurde Tate, damals schwanger, ein Opfer der Manson-Family.
Ein toller Film mit fragwürdigem Personal
Polanski zählt insbesondere als Regisseur (auch von Filmen wie ROSEMARY’S BABY, CHINATOWN oder DER MIETER) zu den Großen seines Fachs, seit den 70er Jahren bestehen aber auch Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn. Und auch Herbert-Darsteller Iain Quarrier, um den es nach dem Film rasch ruhig wurde, wurde in den Nuller-Jahren wegen sexueller Belästigung von Kindern verurteilt.
Um hier eine Abgrenzung zu treffen: wie auch in Bezug auf JEEPERS CREEPERS und andere Filme, die rein durch ihre Macher zur Kontroverse wurden, sollte sich jeder selbst überlegen, ob er diese Werke sehen möchte. Wir lassen diese Umstände aber nicht in die Bewertung des Films einfließen, der so oder so als Klassiker gesehen werden muss.
Fazit zu TANZ DER VAMPIRE
Trotz oder vielleicht auch wegen seines fortgeschrittenen Alters ist TANZ DER VAMPIRE ein altmodischer Wohlfühl-Gruselfilm, der sich gerade in der dunklen Jahreszeit von Halloween bis Weihnachten immer wieder sehen lässt.
Obwohl TANZ DER VAMPIRE über weite Teile mit viel Leichtigkeit agiert, überrascht er mit einer Schlussszene, die einen Schatten über das vermeintliche Happy End wirft.
Hier gibt es das TANZ DER VAMPIRE – Mediabook