Der dänische NIGHTWATCH – DEMONS ARE FOREVER erscheint 30 Jahre nach NIGHTWATCH – NACHTWACHE. Jener Film Ole Bornedals bewirkte seinerzeit einiges. Bornedal selbst öffnete er die Tür nach Hollywood, wo er u.a. ein Remake drehte, Hauptdarsteller Nicolaj Coster-Waldau ging als Schauspieler den gleichen Weg und ist heute als Jaime Lannister aus GAME OF THRONES berühmt.
Und auch den skandinavischen Spannungsfilm, der in den 90ern kaum wer auf dem Schirm hatte, brachte er ein Stück voran.
Aber wie bei jeder Fortsetzung stellt sich die Frage, ob man denn auch was neues zu erzählen hat oder nur unter ähnlichem Titel aufgewärmte Kost serviert.
Wir greifen schon mal vorweg: NIGHTWATCH – DEMONS ARE FOREVER lohnt.
Wovon handelt NIGHTWATCH – DEMONS ARE FOREVER?
Lange Jahre nach den Ereignissen von damals liegt Martins Leben in Scherben. Seine einstige Freundin und spätere Frau hat sich das Leben genommen und er selbst hat die Erlebnisse auch nie überwunden. Martins Tochter Emma weiß wenig über die Mordserie, doch als sie Medizin studiert und sich für die gleiche Stelle in der Pathologie bewirbt, die ihr Vater einst als Nachtwächter innehatte, beginnt sie Nachforschungen anzustellen und löst damit eine schreckliche Kettenreaktion aus.
NIGHTWATCH – DEMONS ARE FOREVER hat viel Klassentreffen-Feeling, denn fast alle relevanten Gesichter von damals sind wieder mit dabei. Neben Ole Bornedal und Nicolaj Coster-Waldau in ihren jeweiligen Funktionen, hat auch Kim Bodnia als Kumpel Jens wieder einen Auftritt und sogar der Killer von 94 wird wieder vom Originalschauspieler verkörpert.
Damit nicht genug erhält der Film auch durch die neue Hauptfigur Emma einen familiären Anstrich, denn die wird von Fanny Leander Bornedal, der Tochter des Regisseurs gespielt.
All das macht noch keinen guten Film, aber in diesem Fall hat man den Eindruck, dass Leute, die sich lange kennen, eine ähnliche Idee verfolgen und das Original in Ehren halten wollen, zusammenkamen.
Es ist pure Mutmaßung, aber man kann sich fragen, ob sich Bornedal und seine Mitstreiter HALLOWEEN (2018) ansahen und dachten: machen wir das doch auch.
Man hätte den Streifen NIGHTWATCH H30 nennen können. Man hätte einen alternden Mörder aus dem Gefängnis ausbrechen lassen können, der genau das gleiche macht wie früher und tatsächlich taucht sogar eine Maske auf, die an Michael Myers erinnert.
Aber NIGHTWATCH – DEMONS ARE FOREVER ist auch daran gelegen eine glaubwürdige Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu erzeugen. Ihm gelingt der Spagat das Bewährte (Pathologie, Nachtwache, brutale Morde, bekannte Figuren) und das Neue (neue Figuren, 30 Jahre später, eine neue Mordserie) zu verknüpfen.
Die alte Crew ist wieder da
Die Erzählweise ist dabei kein reiner Spiegel des Originals, sondern wirkt asymmetrisch und daher auch kein reiner Fanservice, sondern sinnvolle Ergänzung.
Der Untertitel „Demons are forever“ ist nicht nur auf weitere Morde, die mit dem Original in Verbindung stehen, sondern vor allem auch auf die persönliche Ebene zu beziehen.
Wie oben angedeutet konnte keiner der Beteiligten die damaligen Ereignisse überwinden, aber jeder ging auf seine Weise damit um.
Martin wirkt verloren; Kalinka erhängte sich; Lotte, die damals Jens‘ Freundin war, wurde Priesterin und selbst der seelisch robust wirkende Scherzkeks Jens, gesteht im Laufe der Geschichte, wie ihm das Erlebte zusetzte.
Der Spagat gelingt
Nun ist NIGHTWATCH – DEMONS ARE FOREVER kein tiefschürfendes Psychogramm geworden, aber gibt den Traumata ausreichend Platz und gerade wer die Figuren über die Jahre liebgewonnen hat und sich fragte, wie es mit ihnen weiterging, erhält Antworten.
Man sollte nur nicht immer ein Happy End erhoffen…
Auf der anderen Seite stehen die Krimi/Thriller-Anteile, bei denen man miträtseln kann, wer hinter den neuen Morden steckt.
Ohne zu viel verraten zu wollen, das ist einerseits unterhaltsam, bringt auch ein paar Gewaltspitzen mit sich, wirkt aber nicht immer logisch, manchmal konstruiert und reicht auch ans Original, das sich hier und da tiefer ins Horrorgenre vorwagte, nicht heran.
Fazit zu NIGHTWATCH – DEMONS ARE FOREVER
Wer NIGHTWATCH – NACHTWACHE nie gesehen hat, sollte dort beginnen, denn sonst macht dieses Sequel wenig Spaß. Allerdings spricht überhaupt nichts gegen ein Double Feature, denn NIGHTWATCH – DEMONS ARE FOREVER ist keine herzlose Fortsetzung. So hart Bornedal seine Figuren auch anpackt, so liebevoll geht er mit der Geschichte um sie um.
Hier kannst du NIGHTWATCH – DEMONS ARE FOREVER anschauen