Bereits seit 1954 treibt Godzilla immer wieder Unwesen auf den Kinoleinwänden der Welt. Und während der Kaiju in den letzten Jahren vor allem durch das amerikanische Franchise und im Monsterverse vertreten war, ist im Jahr 2023 mit GODZILLA MINUS ONE endlich einmal wieder die japanische Version in die Lichtspielhäuser gekommen. Mit einem Budget von nur 15 Millionen US Dollar – im Vergleich: GODZILLA VS KONG hat schätzungsweise 155 Millionen US Dollar gekostet – hat Regisseur Takashi Yamazaki den Zerstörer von diversen Städten zum Leben erweckt. Trotz der bescheidenen Möglichkeiten konnte sich der Film im Jahr 2024 den Oscar in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“ sichern. Wer zu der Entstehung der Effekte Näheres wissen möchte: Hier gibt es ein kurzes Video des Toho Studios dazu.
Aber genug Vorgeplänkel, werfen wir einen näheren Blick auf GODZILLA MINUS ONE.
Inhalt von GODZILLA MINUS ONE
Der ehemalige Kamikaze-Pilot Koichi Shikishima kehrt nach Kriegsende in sein durch Angriffe zerstörtes Viertel in Tokio zurück. Ihn plagen Erinnerungen an ein schreckliches Erlebnis, bei dem eine riesige Echse aus dem Meer den Stützpunkt auf der Insel Odo zerstört hat und er knapp mit dem Leben davongekommen ist. Durch Dreistigkeit zieht Noriko mit ihrem Findelkind Akiko bei ihm ein und die drei beginnen eine gemeinsame Zukunft. Das Glück hält nicht lange, denn die Echse von Odo ist durch Radioaktivität gewachsen und hält Tokio für einen Teil ihres neuen Territoriums. Der verzweifelte Kampf gegen Godzilla beginnt.
Resümee zu GODZILLA MINUS ONE
Der Film beginnt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges und Koichi landet auf Odo, um sein angeblich defektes Kampfflugzeug reparieren zu lassen. Er war in der Kamikaze Abteilung und hätte eigentlich einen für ihn tödlichen Angriff fliegen sollen. Es ist verständlich, dass er nicht in den sicheren Tod fliegen möchte, aber sobald seine Lüge über das defekte Flugzeug auffliegt, wird er von den Mechanikern mit Verachtung gestraft. Seine Chance, sich ihren Respekt zu verdienen und den ersten Angriff von Godzilla abzuwehren, verspielt er, denn Koichi verfällt in Panik und kann nichts tun. Dieser Moment definiert das weitere Leben von Koichi.
GODZILLA MINUS ONE ist kein reiner Monsterfilm. Es geht um posttraumatische Belastungsstörung, Japan nach dem Krieg und immer wieder die Schrecken des Krieges. Und damit liegt ein großer Fokus auf die Charaktere im Film, die alle gut ausgestaltet sind.
Die Handlung hat ihre Höhen und Tiefen, was die Spannung angeht, ist aber niemals langweilig. Natürlich möchte man in einem Godzilla-Film viel Godzilla sehen, aber GODZILLA MINUS ONE schafft es, dass die Entwicklung von Koichi und seinem Umgang mit Trauma nicht als unnötiger Zeitfüller gesehen wird, sondern als integraler Teil der Handlung. Ein bisschen mehr Godzilla hätte dem Werk sicher nicht geschadet, aber am Ende fühlt es sich nicht an, als sei die Handlung um den ehemaligen Kamikaze-Piloten unnötig. Vielmehr schaffen sie es, dass man mit den Menschen mitfühlt, die kurz nach dem Ende des Krieges ohnehin noch ein sehr schweres Leben haben und nun noch mit einer weiteren riesigen Gefahr umgehen müssen.
Kommen wir zum Namensgeber des Films. Godzilla wurde sehr aufwendig animiert und sieht durchaus gut aus, vor allem wenn man das eher geringe Budget bedenkt. An ein paar Stellen wirkt die Animation etwas comicartig, beispielsweise wenn die Selbstheilung einsetzt. Im Vergleich zum Monsterverse-Godzilla wirkt dieser an Land teilweise etwas steif sowie schwerfällig und erinnert damit an den allerersten Godzilla. Aber die Schwerfälligkeit lässt ihn auch wie eine Naturgewalt wirken, die unaufhaltsam durch die Welt marschiert und alles auf dem Weg zerstört.
Der Soundtrack besteht aus Orchestermusik und ist hervorragend an die Handlung angepasst. Wie es sich für einen Film mit Godzilla gehört, ist auch das ikonische Thema eingearbeitet und entfaltet noch immer seine eindrucksdvolle Wirkung.
Die Schauspieler*innen sind alle gut ausgewählt und machen ihren Job gut. Wie man es aus ostasiatischen Filmen und Serien kennt, gibt es immer mal wieder ein wenig Overacting, und gerade gemeinsam mit der deutschen Synchronisation wirkt es extrem übertrieben. Allerdings sind diese Szenen wirklich rar gesät, und daher kann man darüber hinwegsehen.
GODZILLA MINUS ONE ist ein äußerst gelungener Film. Es gibt einen Mix aus spannenden Szenen mit Godzilla und emotionalen Szenen mit Koichi, der vom Krieg gezeichnet ist. Das Ganze ergibt über zwei Stunden gelungene Unterhaltung, die keine langwierigen Stellen hat. Wer einen reinen Monsterfilm erwartet, wird eventuell etwas enttäuscht wegen des Fokus auf die Menschen. Aber wer sich über die ab und zu sehr oberflächliche Handlung bei anderen Filmen des Franchises ärgert, erhält hier die perfekte Mischung aus Kaiju und Geschichte.