Ob es immer gut ist eine Roman- oder Spielevorlage zu einer Verfilmung zu kennen, ist ein Thema, das einen eigenen Artikel füllen könnte.
Fakt ist aber, dass ich mit den FIVE NIGHTS AT FREDDY’S – Games nie wirklich in Berührung kam. Das hätten ihr vermutlich in den kommenden Zeilen ohnehin bemerkt, in jedem Fall ist meine Perspektive auf den nun entstandenen Film eine andere, als die eines Gamers, der sich bereits persönlich die Nächte in Freddy Fazbear’s Pizzeria um die Ohren schlug.
Und wem es geht wie mir und ohne Vorwissen hier reinstolpert, das ist die Story von FIVE NIGHTS AT FREDDY’S:
Mike hat gerade seinen Job als Sicherheitsmitarbeiter in einer Mall verloren, weil er einen harmlosen Vater verprügelte, den er für einen Entführer hielt.
Das nächste Jobangebot, Nachtwächter in einem verlassenen Restaurant, lehnt er zunächst ab, weil er sich nachts um seine jüngere Schwester Abby kümmern muss.
Als er die Tätigkeit doch annimmt, stellt er fest, dass dort riesige animatronische Maskottchen zuhause sind, die mehr Eigenleben haben, als man erwarten könnte.
Es klingt fast paradox, aber in einer Zeit in der CGI an Stellen benutzt wird, wo es gar nicht nötig wäre, setz ausgerechnet eine Videospielverfilmung auf viel Handgemachtes. Allerdings passt das wieder zur Geschichte, denn in Game und Film sind die Figuren eben als Animatronics beschrieben. Für die praktische Umsetzung durfte dann Jim Henson’s Creature Shop ran. Für die Jüngeren: von denen stammten die Figuren aus SESAMSTRASSE und DIE MUPPET SHOW.
Von den Machern der MUPPET SHOW
Und das tut dem Film gut.
Auch wenn es schwer ist, genau zu bestimmen, was hier anders läuft, es ist wohl ein eher unbewusstes Wahrnehmen des Zuschauers, dass die Darsteller nicht mit einem Tennisball vor einem Green Screen agieren, auf die später das Monster digital hinzugefügt wird, sondern mit echten Puppen.
Diese bieten eine Spannweite an Emotionen von liebenswert bis tödlich an, vermitteln durch die altmodische Machart aber auch ein Gefühl von Nostalgie.
Die Story, die der Film drumherum spinnt, wirkt hingegen, als habe man entweder Vorwissen vorausgesetzt, das nur die Zocker haben oder eine größere Geschichte versucht in die schmale Filmlaufzeit zu schieben, wo sie aber an ein paar Ecken hervorquillt. Dritte Möglichkeit: die fünf (!) Autoren waren sich nicht immer einig
FIVE NIGHTS AT FREDDY’S hat einen guten Look, aber Probleme im Screenwriting
Grundsätzlich ist der Gedanke, dass man nicht nur einen Nachtwächter auf ein paar Plüschmonster treffen lässt, wie es der merklich von den Spielen inspirierte WILLY’S WONDERLAND tat, sondern Mikes Vorleben, familiären Probleme und vor allem Schwester Abby in die Handlung einbaut, gar kein Fehler. Allerdings nimmt das Drumherum unverhätnismäßig viel Raum ein.
Nicht nur deswegen ist FIVE NIGHTS AT FREDDY’S nicht als knallharter Horrorfilm zu verstehen, nach dem man nachts das Licht brennen lassen will, sondern eher ein gemütlicher Grusel. Das ist allerdings wertfrei gemeint.
Fazit zu FIVE NIGHTS AT FREDDY’S
Tolle Puppen, unausgereifte Story.
Nachdem das Budget des Films verzehnfacht wurde, ist eine Fortsetzung obligatorisch (Regie führt erneut Emma Tammi). Bleibt zu hoffen, dass dann erneut auf handgemachte Masken / Puppen gesetzt wird, aber man den Berufsanfängern an den Schreibmaschinen einen Profi-Autor zur Seite stellt.
Hier kannst du dir FIVE NIGHTS AT FREDDY’S ansehen